Bericht von Irmgard Stefani-Spiegel über das 12. Internationale Filmfestival in Innsbruck


 

 

Trotz meiner kurzen Mitgliedschaft beim FKC konnte ich bereits bei einigen Events dabei sein. Beim Filmfestival in Innsbruck war ich zunächst positiv überrascht bzw. beruhigt, dass sich doch eine Menge von Leuten für anspruchsvolle Filme jenseits der Hollywood-Zwänge interessieren, zumal bei der Solothurner Auswahlschau im Kino Madlen in Heerbrugg nur sehr wenige Filmfans anwesend waren.

 

Als Mitglied der Publikumsjury habe ich mich beim Innsbrucker Filmfestival auf die für den internationalen Wettbewerb nominierten Filme konzentriert. Leider konnte ich aus terminlichen Gründen den Gewinner nicht sehen, meiner Meinung nach war aber auch bei den anderen Filmen Sehenswertes dabei.

 

Nishad von Shaji N. Karun, Indien:

Wie der Regisseur selbst vor dem Screening sagte, ein „Anti-Kriegsfilm“. Dieses Prinzip wird auf eindrucksvolle und doch subtile Weise umgesetzt, beispielsweise durch viele Close-ups und langsames Editing. Dadurch werden dem Zuschauer die Gefühlsregungen der Menschen, ihre Angst vermittelt. Ein indisches Ehepaar, das vor vielen Jahren seinen jüngeren Sohn durch ein tragisches Unglück verloren hat, bangt um den älteren Sohn, der bei der Armee ist und in das Krisengebiet an der Grenze zwischen Indien und Pakistan versetzt wird. Hintergrund für die persönliche Geschichte dieses Paares ist der bevorstehende Krieg, aber auch das Exil vieler Tibeter in diesem Gebiet. Der „erzählerische Faden“ der Geschichte wird immer wieder unterbrochen durch Flashbacks oder Träume, die mit anderen stilistischen Mitteln umgesetzt werden. In manchen Teilen zwar etwas langatmig - was wohl an die Tradition des gesamten indischen Filmschaffens anknüpft - ist Nishad ein überzeugendes Werk.

 

L’autre monde von Merzak Allouache, Frankreich/Algerien:

L’autre monde erzählt die packende Geschichte einer französischen Studentin (algerischer Herkunft) in Paris, die sich etwa sieben Monate nach Verschwinden ihres Freundes in Algerien auf die Suche nach ihm macht. Auf ihrer abenteuerlichen Reise erlebt sie die in diesem Land herrschende Gewalt hautnah. Der Film beeindruckt durch die Bilder und prächtigen Farben, mit denen die Landschaft Algeriens dargestellt wird. Die Menschen des Landes sind desillusioniert durch den Terror und die Gewalt. Die Geschichte ist zwar mitreißend, erinnert aber bei genauerem Hinsehen an die altbekannte Traditionsmischung von Liebe, Sehnsucht, Hass, Gewalt und klassischer Aufteilung in Gut und Böse.

 

Kurz erwähnen möchte ich noch Angel on the right von Djamshed Usmonov, Tadschikistan. Dieser Film über das karge Leben in einem tadschikischen Dorf - dem Heimatdorf des Regisseurs - erhielt eine spezielle Erwähnung der Fachjury und fand auch Gefallen bei der Publikumsjury. Die Leistung der Laienschauspieler in diesem Film war zwar beeindruckend, aber die absolut lineare Erzählweise ohne jeden Freiraum für eigene Überlegungen, weshalb etwas geschieht oder jemand auf eine bestimmte Weise handelt, ließ für mich im Vergleich zu anderen nominierten Filmen eher zu wünschen übrig. Der Regisseur selbst stand nach dem Film zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung; er erklärte, dass in Tadschikistan nach jahrelangem Bürgerkrieg alles zerstört sei und so gut wie keine Kinos existieren. Angesichts dieser Lage sollten Filmemacher aus diesem Land wirklich unterstützt werden.

 

Das allgemeine Qualitätsniveau des Festivals war für mich in Ordnung, da ich keine Vergleichsmöglichkeiten mit früheren Festivals habe. Leider war ich dieses Jahr zeitlich etwas eingeschränkt, freue mich aber bereits darauf, nächstes Jahr ausgiebigst am IFFI teilzunehmen und auch das Rahmenprogramm (z.B. Filmparty) zu nutzen.

 


zurück