Programmkino-Debatte in Vorarlberg
Stand 3.1.2014
Die Weltlichtspiele sind Geschichte, die Filmfabrik im Spielboden (die
gerne auch am Do-Termin des FKC spielt) hat technisch aufgerüstet und bietet
jetzt auch 2K-(HD) Qualität.
Das Cinema Dornbirn bezeichnet sich
selbst als Programmkino, ohne jedoch die Hauptkriterien, das Vorführen in
OmU - Fassung und künstlerische Betreuung zu erfüllen.
In letzter Zeit werden am Di auch Filme in der OF oder OmU gezeigt, was ein ganz
anderes Publikum anziehe. d.h. mit OmU und DF lockt man mehr Leute an als nur
mit OmU oder nur DF.
Erfreulicherweise löste das
digitale Kino das Problem mit dem falschen Bildformaten und Verfügbarkeit von
Kopien, die Auswahl an Filmen ist aber keineswegs besser geworden, v.a. was
Europäische Filme betrifft (Spanische und Französische Filme sind bei österr.
Verleihern deswegen nicht mehr oder aktueller zu finden!)
Stand 7.3.09
Mit der Ankündigung von Michael Wieser in den VN vom 6.3.09, der eine Zeit lang
die Dornbirner Weltlichtspiele betrieb (Ära zwischen Pienz und Spiegel), ab
Freitag 13.3.09 das Dornbirner Cinema 2000 mit anspruchsvollen Filmen
programmieren zu wollen, verbessert sich die Kinoqualität in Dornbirn. Dennoch
befürchten wir auch, dass dadurch der Schritt zu einem echten Programmkino nicht
einfacher wird. Schwierig wird die Situation sicher für die Weltlichstpiele, die
ja ebenfalls gehobene Qualität zeigen und eigentlich ihr betagtes Kino schon
lange restaurieren wollten. Richtig ist jedenfalls die Aussage Wiesers, dass
sich ohne Subvention kein echtes Programmkino betreiben lässt, genauso wenig wie
jedes Kunsthaus, Opernhaus oder auch Fußballplatz!
Unserer Meinung nach darf sich
nur Programmkino nennen, wer folgende Kriterien erfüllt:
- alle Filme in OmU Fassung (oder OmU und DF, nicht aber nur in Deutscher Synchronfassung)
- alle Filme mit objektiver Beschreibung (keine reine Verleihwerbung), Hinweise auf Kritiken; Regie -bezogen, weniger Schauspielerbezogen.
- nur anspruchsvolle oder themenbezogene Filme
- Weitgehender Verzicht auf Blockbuster
- Langfristige Programmierung ohne spontane Verlängerung
-
Programm – Zeitung, Homepage und Newsletter benötigen
eine qualifizierte "künsterlische Leitung"
Bestes Beispiel: Leokino / Cinematograph Innsbruck.
Stand 29. 10.07
Die Situation ist derzeit nicht sehr günstig. Eine neuerliche Debatte über ein
Programmkino in der Vbg. Filmkommission ergab im Frühjahr 2007 für die
öffentliche Hand insoweit keinen Handlungsbedarf, als dass man den Aussagen des
Betreibers der Weltlichtspiele Dornbirn, Klaus Spiegel, glaubte, er werde
nach dem Neubau der Weltlichtspiele weiterhin gehobenes Programm anbieten, bei 4
Sälen werde einer dem Kunstkino gewidmet. Nachdem nun die Rentabilität eines
solchen Baus im Stadtzentrum offenbar nur gegeben ist, wenn auch Geschäfte
und Wohnungen Platz finden, müsste der Bau so hoch wie Sparkasse nebenan werden
- was aber den Stadtarchitekten missfällt. Eine Variante mit 2 Sälen - die ideal
für ein Programmkino wäre - will er nicht mehr. Wenn er kleiner bauen müsse,
dann kein Kino mehr.
Die Weltlichtspiele kündigen seit Jahren einen Neubau an und vertrösten den FKC
seit Jahren immer wieder um einige Monate mehr, die er spielen kann. Der FKC
glaubt langsam nichts mehr, bis die Bagger da stehen.
Auch das Cinema 2000 ist nicht wirklich an einem Programmkino interessiert, es
wartet offenbar auch ab, was der Mitbewerber vorhat.
In Lustenau hat die Kinothek den Besitzer gewechselt und plant einen Ausbau auf
3 Säle - mit kommerziellem Programm und bewährtem Konzept (mit Gastronomie und
Rauchmöglichkeit) auch für die Schweizer Gäste.
Das edro Unterhaltungszentrum in Lauterach hat mit Verspätung das Kino eröffnet,
seine Auswirkungen auf das Metro Kino Bregenz sind gering. Wie zu erwarten war,
werden dort keine anspruchsvollen Filme gezeigt, wodurch die Filmclubs nicht
tangiert werden.
Der Fortbestand des Metro ist gesichert, neue Betreiber sind nun am Werk.
Feldkirch hätte gerne ein neues Programmkino, da die Projektions-Qualität des
Namenlos zu wünschen übrig lässt.
Stand 7.9.2006 von Dr. Norbert Fink
In Lauterach wird, wie bereits berichtet, ein
Unterhaltungszentrum mit Bowling, Discos und 4 Kinos Ende dieses Jahres
eröffnet. Betreiber der Kinos soll die Cineplexx-Gruppe werden. Was besonders
verwundert ist jedoch die Aussage, dass man dort "anspruchsvollere Filme" zeigen
will (als in Hohenems).
Ist dies tatsächlich der Fall, wären natürlich die Weltlichtspiele Dornbirn und
das Metro-Kino die Betroffenen.
Klaus Spiegel von den Weltlichtspielen will aber deswegen seine Umbaupläne, die
seit Jahren in den Schubladen auf Realisierung warten, nicht vergessen. Im
Gegenteil, er plant den Umbau der Weltlichtspiele in ein 4-Saal-Kino, ließ er
verlauten.
Peter Pienz, Gremialvorsteher der Sektion Lichtspieltheater in der HK, weist
darauf hin, dass nach dem Anti-Trust Urteil (auch kleine Kinos müssen ab einer
bestimmten Kopienanzahl mit Filmen versorgt werden) die Filmverleiher eine
Kopienverknappung
betreiben. So seien von vielen Filmen oft für ganz Österreich nur 20 Kopien
vorhanden.
Das ist jedoch noch völlig untertrieben ! Von vielen von den Vbg. Filmclubs
gezeigten Filmen gibt es oft nur 1-2 Kopien (in OmU), in der Synchronfassung
höchstens 8.
Dies bedeutet für kleine Betreiber wie wir - langes Warten, der Film kann oft
erst 1/2 Jahr nach Wien bei uns gezeigt werden, und oft Jahre nach der
Uraufführung auf einem Festival. US-Schinken hingegen werden weltweit zum
gleichen Zeitpunkt gestartet.
DAGEGEN HILFT NUR EIN STARKES
PROGRAMMKINO in VORARLBERG !
In den letzten Monaten ist es auch zu mehreren Gesprächen mit politischen
VertreterInnen div. Parteien gekommen.
Problem ist sicher, dass Feldkirch, Dornbirn und Bregenz gerne ein Programmkino
hätten, wenn es in ihrem Ort liegt. Der politische Druck / die Unterstützung
müsste dahin laufen, dass ein Kinounternehmer dazu ermuntert wird, sein Kino auf
echten Programmkinobetrieb umzustellen und dafür die nötigen
Subventionsgarantien erhält.
Die Idee der Grünen war ein Programmkino zu errichten, aber trotzdem weiterhin
die Nahversorgung durch die Clubs zu gewährleisten, bzw. vom PK aus auch die
Clubs zu unterstützen. Das wäre zwar schön, finde ich aber schwer finanzierbar
und auch von der Publikumsnachfrage her sehr problematisch.
Ich meine: Wenn wir jetzt ein Programmkino errichten, haben wir in Zukunft 1 PK
und 2 Cineplexxe. Wenn nicht, haben wir in 10 Jahren nur noch den
Monopolbetrieb! DESHALB: EIN
STARKES PROGRAMMKINO in VORARLBERG !
Stand 4.2.2006 von Dr. Norbert Fink
In den letzten Tagen ist sehr viel Bewegung in die Diskussion gekommen.
- es fand zu diesen Thema eine Sitzung der Filmkommission statt
- die Idee eines Probebetriebes wird eher nicht unterstützt, man sollte sich
klar entscheiden, ob man die "Nahversorgung durch die Filmclubs"
weiterhin fortführen soll oder statt dessen ein zentrales Programmkino errichten
soll.
- die VN machen sich Sorgen um das Metro-Kino Bregenz und veröffentlichten
Interviews
- sowohl Vertreter des Filmforums als auch ich können sich auch das Metro als
echtes Programmkino vorstellen
- dagegen verwahrte sich Pete Pienz, Gremialvorsteher der Lichtspieltheater in
der Vbg. Handelskammer
- Pienz und Fink können sich aber auch Dornbirn vorstellen
- am 22.2. ist auf Initiative von Schülern der HAK eine Podiumsdiskussion im
Kino Lustenau zur Kinosituation geplant.
Am 3.2. interviewte Walter Gasperi für die "Kultur"
-Märzausgabe Pienz und mich
überraschendes Ergebnis des Interviews und einer langen Diskussion danach
-auch Pienz könnte sich Dornbirn als Standort für ein Programmkino vorstellen,
allerdings ist bei beiden Dornbirner Kinos keine rasche Entscheidung zu
erwarten, die Weltlichtspiele müssten sich dafür in einen Umbau (kleinere
Variante mit 2 Säle) entscheiden, das Cinema2000 ist in der Phase
einer wirtschaftlichen Umstrukturierung.
- das Metro erscheint etwas zu groß, außerdem müssten die Bregenzer dann für den
Besuch von Hollywood-Filmen zur in Bau befindlichen Konkurrenz ausweichen, so
Pienz.
- denkbar ist, dass das Filmforum sein Programm noch weiter ausweitet und
täglich im Saal 2 oder 3 etwas zeigen kann, dies wäre aber ein problematischer
Mischbetrieb, immerhin gäbe es dann ev. auch am Wochenende zur Hauptabendzeit
für Cineasten eine Möglichkeit ins Kino zu gehen.
Auch würde diese Lösung die Schaffung eines echten Programmkinos torpedieren.
- die selbstausbeuterische "ehrenamtliche" Nahversorgung durch die Filmclubs hat
zwar den Vorteil, dass in Feldkirch, Dornbirn, Bregenz und fallweise auch in Egg
und Rankweil filmkulturelle Aktivitäten stattfinden. Die Nachteile
- schlechte, oft formatfalsche Vorführung
- kein Programm am Wochenende um 20 Uhr
- Filme laufen erst mehrere Monate nachdem sie in Wien, Innsbruck oder Salzburg
gezeigt wurden
- kaum Möglichkeit zu Eigenimporten aus dem Ausland
können aber nicht behoben werden.
Das komplette Interview erschien im März !
von Dr. Norbert Fink, 17.12.2005
Vorarlberg ist neben dem Burgendland das einzige Bundesland ohne Programmkino,
die Filmclubs können nur eine Basisversorgung mit den Arthouse-Filmen der österr.
Kleinverleiher sicher stellen, zu Terminen unter der Woche oder spät am Abend.
Eine weitergehende Programmierung (Eigenimporte, Zusammenarbeit mit
Festivals,...) übersteigt die Möglichkeiten ehrenamtlicher Filmarbeit.
Was ist ein Programmkino?
Ein gutes Programm ist zuwenig !
Die Kriterien eines Programmkinos sind:
l alle Filme in OmU-Fassungen zeigen (nur bei großer Nachfrage beide Fassungen)
l Auswahl von Filmen, wie sie auf künstlerisch ausgerichteten Filmfestivals gezeigt werden, Arthouse und Festivalfilme
l Auch Events mit Filmschaffenden, Reihen, Schwerpunkte, Kinderfilme, Filmgeschichte
l Formatrichtiges Spielen in Bild und Ton (dieses Kriterium wird in Vbg., insbes. im Oscar (nun "Kino Namenlos" und den Weltlichtspielen praktisch nicht erfüllt)
l Objektivere, unabhängigere Filmbeschreibung auf Homepage und Programmzeitung – keine bloße Übernahme der Werbetexte der Verleiher
l Wenn nötig auch Eigenimporte, „Best of festivals“, Filme über Botschaften, notfalls auch mit englischen Untertiteln
l Anspruchsvolles Programm auch am Wochenende zu normalen Zeiten
l Gemäßigter Eintrittspreis, ggf. verbilligte Abos (7 €)
l Keine Vermischung von Kultur und Kommerz, eindeutige Imagebildung
l Professionelle Betreuung, keine ehrenamtliche Arbeit mehr
Definitionen von Programmkino im Web:
Bestes Beispiel: Leokino Innsbruck mit Cinematograph
Anspruchsvolle Filme werden nur im Rahmen von Programmkinos und Filmclubs
gut besucht, studentisches Umfeld günstig.
Ein Probebetrieb erscheint sinnvoll, um festzustellen,
Festlegung von eindeutigen Erfolgskriterien in Besucherzahlen bzw. % werten im
Vergleich zu Innsbruck, max. Gesamtsubventionsbedarf 25% der Gesamtkosten ?
Spieltage:
Mo |
Di |
Mi |
Do |
Fr |
Sa |
So |
Keine V |
Keine V |
19.30 |
19.30 |
19.30 |
ev. Kinderfilm 15.30 17.30; 19.30 |
17.30 |
Keine V |
Keine V |
21.30 |
21.30 |
21.30 |
21.30 |
19.30 |
d.h. max. 12 Vorstellungen pro Woche
Subventionsbedarf durch Stadt, Land, Bundeskanzleramt und ev. EU „Cinema Europa“
/Media Programm
Nötiges Umfeld:
Bar / Gastronomiebetrieb / Drinks & Tapas
Parkplätze, Anbindung an öff. Verkehr
Gefahren:
Lesenswert ist auch das „Marketing – Konzept
für ein Kulturkino in Vbg“ von Mag. Siegfried Gruber, welches auf der
FKC-Homepage als pdf nachzulesen bzw. auszudrucken ist.
Ob es Chancen für diese Idee und es in absehbarer Zeit eine Chance zur
Errichtung eines solchen gibt soll demnächst geprüft werden.