Eindrücke von der 20. Alpinale 2005 in Nenzing

von Norbert Fink

Leider machten es mir berufliche und "familiäre" Verpflichtungen unmöglich, die Alpinale mehr als einmal zu besuchen.
So schaffte ich es nur am Samstag abend anwesend zu sein.
Bereits bei der Anfahrt freute ich mich, dass endlich von der Autobahnausfahrt bis zum Parkplatz eine klare und deutliche (fluoreszierende) Beschilderung vorhanden war und auch in Nenzing mehrere Schilder, Plakate und Flaggen auf das Festival hinwiesen. Das hatte ich immer vorgeschlagen.

Zwar war 10 vor 9 noch keine lange Warteschlange, aber kurz danach dürften doch so 70 kälteresistente Filmfans anwesend gewesen sein. Dass einige dicke Decken mitbrachten, wies auf Erfahrungen an den Vortagen hin.

Eine einigermaßen professionelle Ansagerin machte kurze und bündige Hinweise auf Filme und anwesende FilmemacherInnen und Prominenz. Auch hier ein positiver Eindruck.
Die 35mm Projektionsqualität war gut, das Tonformat allerdings auf 2-Kanal-Stereo (statt 5.1 Dolby digital) reduziert.

Der Eröffnungsfilm war wieder sehr gut besucht - besser als die Wettbewerbsfilme.
Eine Kritik über "Le grand voyage" schrieb ich schon beim Innsbrucker Festival,.
 
Der erste Beitrag des Samstages wurde (von der neuen Sektion Spektrum) dazugegeben: Wilfried Neuss - eine Sinfonie in 5 Sätzen.   Das HD-Video wurde tadellos projiziert. Es handelte sich um die Diplomarbeit, die Idee reichte Niki Drozdowski schon bei der Aufnahmeprüfung ein: als Junge schon verfügt Wilfried über ein extrem gutes Gehör, Schumanns "Träumerei" liebt er, doch die Wiedergabequalität entspricht nicht seinen Ansprüchen. Als er sich einer superteure Anlage leistet und sein Zimmer isoliert, befällt ihn ein Tinnitus (Ohrenrauschen), diesmal liegt die Störung nicht im Radio, sondern in seinem eigenen Ohr, was ihn in den Wahnsinn treibt.
Abgesehen von ein paar Schwächen seiner Geschwister als Schauspieler, war Idee und handwerkliche Ausführung recht gelungen. ***

Die danach gezeigten Animationsfilme waren ebenfalls handwerklich gut gemachten, brachten aber inhaltlich  nichts Sensationelles zu Tage. Der spanische Beitrag La Gallina Ciega (wörtlich: die blinde Henne) über einen Blinden, der seinen Hund und Blindenstock verliert, war zwar originell, aber schwer verständlich.

La Canción de Fermelin aus Spanien war stilistisch ein Stummfilm, in sepia getauchte Farben und kein Ton [obwohl im Abspann von einem Tonstudio die Rede war (!)); ein Erfinder erfindet eine Hypnotiseurmaschine, die offenbar mit unhörbaren Tönen arbeitet. Nur ein haftentlassener Tauber ist gegen die Befehle aus der Maschine resistent und erweist sich als rettender Held vor den kriminellen Ideen des wahnsinnigen Erfinders. *** 

Der französische Kurzfilm "Patiente 69" war ebenfalls recht amüsant: ein junger Pfleger tritt den Dienst in einer Psychiatrie an und wird Opfer einer Falle - eine hübsche, gefesselte, nymphomanische Patientin, die angeblich die Opfer tötet, um sie ihrem Hund zu verfüttern. Zu spät erkennt er, dass der angebliche Chef der Psychiatrie selbst ein Irrer ist und der wahre Arzt im Hochsicherheitstrakt eingesperrt ist. ***  

Leider ist der Termin der Alpinale ungünstig gewählt - das "Hans Bach Festival" und das "Impuls Festival" in Dornbirn finden zur gleichen Zeit statt, die Nächte sind schon verdammt kalt für so lange Filmabende, vor allem heuer. Und die zahlungskräftigen Cineasten sind ausgepowert von Locarno zurück.

Dennoch war die Tendenz positiv, es ist zu hoffen, dass das Coaching durch Frau Mag. Christine Dollhofer bzw. die mit ihr erarbeiteten Vorschläge weitere Verbesserungen und eine klarere Positionierung mit sich bringen.

Preise u.weitere Hinweise, Fotos etc.  finden sich auf der Alpinale-Homepage und auf allesfilm.com.


(N.Fink)

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