Bericht vom 35.
Max-Ophüls Preis
Saarbrücken 2014, 20.-26.1.2014
Von Dr. Norbert Fink - Kurzfassung
Am Wettbewerb können sich deutschsprachige
Nachwuchs-Regisseure/ Regisseurinnen bis zum dritten abendfüllenden Spielfilm
beteiligen. Die Anzahl der vollendeten Spiel- und Dokumentarfilme werden dabei
getrennt voneinander angerechnet. Insgesamt werden Preise im Wert von 100.000€
vergeben, für den Langfilm Wettbewerb davon rund
70.000€!
Das Filmfestival wurde mit dem österreichischen
Spielfilm „Die Zweisitzrakete“
eröffnet. Die Komödie ist sehr gut angekommen, der „kottansche“ Humor wurde
geschätzt. Wie mir ein Besucher erzählte, seien zuvor sehr schwere Filme zur
Eröffnung gelaufen, weswegen das Ehrengast-Publikum erfreut über diese leichte
Komödie reagiert habe. Österreich war gut vertreten und gewann auch den
Publikums- und Dokumentarfilmpreispreis! (.s.unten)
Auffallend war an diesem exzellenten Filmfestival, der Mut zu Gefühl im Kino.
Technisch ist bemerkenswert, dass auch von den Fernsehanstalten mitproduzierte
Filme im echten Kinoformat „Cinemascope“ und nicht im 16:9 –HD Format gedreht
wurde.
Menschen mit körperlichen Behinderungen protestierten bei der Eröffnung dagegen, dass das Festival nicht ausreichend barrierefrei sei. Von den über 2500 Sitzplätzen im Cinestar gibt es nur 12 für Rollstuhlfahrer, nur ein Film habe Audiodeskription für Blinde oder Untertitel für Gehörlose. Sie forderten, ein Teil des Geldes für die Filmförderung möge auch in die Barrierefreiheit fließen! Der Kinobetreiber erlaubte ihnen ausdrücklich die Demo.
Erster Tag: Dienstag, 21.1.14
MÄNNER ZEIGEN
FILME
& FRAUEN IHRE BRÜSTE
Regie, Ausstattung: Isabell Šuba
Buch: Lisa Glock, Isabell Šuba
Deutschland, Frankreich 2013 | DCP | Farbe | 81 Min. | dt., engl. mit engl. UT
David, ein heterosexueller Produzent und Isabell, eine lesbische
Regisseurin arbeiten zusammen für Filmprojekte, persönlich sind sie sie jedoch
absolute Gegensätze. Sie fliegen nach Cannes, um dort ihren Kurzfilm zu
präsentieren und wollen die Gelegenheit nutzen Kontakte zu knüpfen und voran zu
kommen. Doch alles läuft schief und sie geben sich gegenseitig die Schuld. Isabell
kommt zwei Tage später, das Zimmer ist schon überbelegt. Sie kämpft dagegen, dass
in Cannes 80% der Filme von Männern kommen. Selbst bei Interviews, beim
„pitchen“ und vor laufenden Mikrofonen, führen sie einen Geschlechterkampf vor.
Das innovative an dem Film ist, dass er in kurzer Zeit tatsächlich auf dem
Festival von Cannes abgedreht wurde; die Schauspielerin Anne Haug doubelte
tatsächlich unerkannt die echte Regisseurin! Mit kleinen Kameras und tlw. dem
iPhone echt im Trubel von Cannes aufgenommen, bedeutet einige Qualitätsbrüche,
aber dafür volle Authentizität.
***1/2 Erfrischend war die
Idee, ermüdend jedoch der permanente Geschlechterkampf, verschärft um die lesbisch-hetero
Variante…
Der Film gewann zwei Preise:
den für den gesellschaftlich relevantesten Film und den Preis der Jugendjury.
UND MORGEN MITTAG
BIN ICH TOT
Regie: Frederik Steiner
Buch: Barbara te Kock
Deutschland, Schweiz 2013 | DCP | Farbe | 103 Min. Cinemascope
Ein Film, der sogar hartgesottene Männer zum Weinen brachte, war
dem Thema Sterbehilfe gewidmet und wurde konsequent durchgezogen. Die hübsche
und lebensfrohe 22jg. Lea leidet im Endstadium an Mukoviszidose, kann selbst mit
Sauerstoff nur noch schwer atmen, bekommt immer wieder Panikattacken. Auch ihr
Bruder ist trotz einer Lungentrans-plantation daran
gestorben. Sie will sich selbstbestimmt die Freiheit nehmen, ein paar Wochen
früher zu sterben, bevor sie unweigerlich qualvoll erstickt. Dazu reist sie in
die Schweiz, um sich mit Sterbebegleitung von der Welt zu verabschieden. An
ihrem Geburtstag soll es soweit sein. Sie inszeniert ihr letztes Abendmahl mit ihrer
Mutter, Großmutter und Schwester, isst dabei ihr geliebtes
Wiener Schnitzel, macht ihren letzten Ausflug und sogar ihre letzte Liebesnacht
mit einem Chirurgen. Diese alle wollen sie in letzter Minute davon abbringen
ihr Leben zu beenden. Dramaturgisch spannend wird es, als sich noch in letzter
Minute eine kleine verrückte Liebelei anbahnt, oder wenn sie im Zimmer der Sterbehospiz doch nicht sterben will, sondern in der
grünen Natur.
Der zwar etwas
konventionell gemachte Film mit einer leider an die „Love Story“ erinnernden süßlichen
Filmmusik (als mein einziger Kritikpunkt) ist sorgsam recherchiert und hat
durchaus heitere Pointen, die von Betroffenen ausdrücklich gewünscht wurden.
„Ein
bewegendes, mutiges und in seiner Ruhe so kraftvolles Plädoyer für die Freiheit
des Einzelnen, über das eigene Leben zu entscheiden. Bis zuletzt.“ (fbw)
***** ein extrem emotionalisierender Film! Kino zum Mitweinen! Mein Favorit!
Der Film gewann den Preis für die beste Darstellerin Liv
Lisa Fries.
FOR NO EYES ONLY
Regie, Buch, Schnitt, Produzent: Tali Barde
Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 97 Min.
Nicht nur der NSA u.a. US-Organisationen spionieren uns dauernd aus,
auch gewieften Hackern gelingt es Webcams unbemerkt einzuschalten und so
Mitbürger auszuspionieren. Was in Hitchcocks „Rear Window“ (an dem der Film sich orientiert), ein Teleobjektiv
war, sind heute Computernetzwerke und Webcams.
Sam wurde beim Hockeyspielen das Knie schwer verletzt, aus Langeweile probiert
er eine illegale Spionagesoftware aus und beobachtet seine SchulfreundInnen in
peinlichen Situationen. Aaron, ein komischer Neuling an der Schule wird aber verdächtigt
nach einem Streit seinen Vater ermordet zu haben, oder war es doch nur der
Hund?
Bei seinen Recherchen hilft ihm seine Schulfreundin Livia, die dann aber auch
massiv in Gefahr gerät…
**** Mit einfachsten Mittel
und wenig Budget von Abiturienten gedrehter Suspense Film, der sehr spannend
geworden ist.
Der Film lief schon einigen Festivals und erregte höchstes Aufsehen.
Hitchcock bekommt also Nachfolger!
Zweiter Tag, 22.1.14
Regie, Buch, Schnitt, Produzent: Il Kang
Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 88 Min. |
Uraufführung; Cinemascope
Seme bedeutet im Kendo-Kampfsport die mentale Konzentration vor
dem eigentlichen Kampf und hat einen Bezug zum Zen-Buddhismus. Für Kenner
bedeutet dies die wichtigste Phase des Kampfes.
Die Milieustudie zeigt die zweite Generation von Koreanischen
Einwanderern in der
BRD und auch den Generationenkonflikt. Bei den Koreanern ist der
Vater kein Freund, sondern eine Respektsperson. Es treten bereits
Sprachkonflikte auf, die Eltern können noch immer nicht gut Deutsch, die Jungen
nicht mehr gut Koreanisch. Entsprechend blieb der Vater konsequent nicht
untertitelt, denn an Mimik und Sprachmelodie konnte man verstehen, dass er
meistens schimpft. Die Jungen, für deren Ausbildung die Alten ein Vermögen
ausgegeben haben, stehen unter enormen Erfolgsdruck.
Die Geschichte dreht sich neben Kendo um ein koreanisches Restaurant, das der
Vater mit autoritärem Stil führt und das der Sohn eines Tages übernehmen soll.
Er kann ebenfalls hervorragend Kochen, doch nur dies ein Leben lang zu machen
wie sein Vater, befriedigt ihn nicht. Negativ bei diesem No-Budget
Film waren das Licht und die Kamera, die meist nur fahle Bilder
zusammenbrachten.
** Etwas sperrige Milieustudie,
die allerdings im Verlauf an Dichte gewinnt und Einblick in die koreanische
Community und Mentalität erlaubt.
Der Film gewann den
Interfilm-Preis.
Regie: Anna Hoffmann
Buch: Anna Hoffmann, Oliver Haller
Deutschland, Kasachstan 2014 | DCP | Farbe | 94 Min. | dt., russ. mit UT |
Uraufführung
Um 1980 auf einer Kolchose in Kasachstan. Um den 5-Jahresplan der
KP der UdSSR zu erfüllen, sollen Studenten beim Ernteeinsatz helfen. Die
wunderschöne Lena soll ebenfalls mithelfen. Sie ist die Tochter des „Vaters der
Kolchose“, eines einflussreichen KP-Apparatschiks und
wird mit dem Wolga-Dienstwagen ihres Vaters hingefahren, was selbst ihr
hochnotpeinlich ist. Sie verlässt das Auto und steigt in den ordinären Bus ein,
wo sie wegen ihres Minirockes gleich mal angemacht wird.
Sie lernt rasch, dass man nur mit etwas Klauen und Korruption weiterkommt.
Dabei verliebt sie sich in den deutschstämmigen Physikprofessor Georg und wird
von ihm schwanger. Georg, wie die meisten Deutschstämmigen des Dorfes bekommen
von der BRD Einreisevisas. Ihr Vater zerrt Lena zur Abtreibungsklinik. Als sie
bereits auf dem gynäkologischen Stuhl sitzt, stürmt Georg durchs Fenster herein
und sagt, sie möge das nicht tun, er werde sie heiraten. Widerwillig macht ihr
Vater bei der Heirat mit und so darf auch
Lena mit ins angeblich so gelobte Land Deutschland.
Dort angekommen, landen sie in einer Notunterkunft in einer Turnhalle, werden
von Neonazis terrorisiert, von der Bevölkerung schräg angeschaut und bekommen
nur miese Jobs. Lena verkauft Lebensversicherungen an ihre leidgeprüfte Aussiedler-Gemeinde,
als sie diese weder bezahlen noch stornieren können, wird sie fast gelyncht,
Georg will am Gymnasium in Physik Nachhilfe geben, ist aber der ungezogenen
Bande von Schülern nicht gewachsen. Ihre junge Liebe ist diesen Belastungen
nicht gewachsen. Lena geht entnervt zurück in die Sowjetunion der
Perestroika-Phase. Doch bald taucht Georg mit einem roten Audi auf. Nur als
Tourist, oder doch als Vater ihres Sohnes?
***** Auch Poka ist großes, schönes klassisches Gefühlskino.
Atemberaubende Bilder aus Kasachstan und eine herzzerreißende Liebesgeschichte. Sorgsam
recherchierte Geschichte der „deutschrussischen“ Einwanderer, die in der SU die
verhassten Deutschen waren und in Deutschland die ungeliebten Russen.
Regie: Isabel Braak
Buch: Ruth Amrei Kriener, Deutschland
2013 | DCP | Farbe | 59 Min. | engl., dt., franz., span mit engl. UT , Cinemascope, SWR
/BR, arte
Im Wettbewerb um den besten mittellangen
Film (20-59 Min) sah ich diese sehr jugendliche Komödie um das Couchsurfen.
Wer kein Geld für ein Hotel hat, aber trotzdem die Welt und neue Menschen
kennenlernen will, kann es mit Couchsurfen versuchen. Man kommt einfach in eine
fremde Wohnung und ist dort Gast bei den
unterschiedlichsten Menschen. Eine schrille und laute Parallelmontage.
Zwei weibliche Pechvögel verwechseln Frankfurt am Main mit
Frankfurt an der Oder und warten vergeblich auf eine Schlafgelegenheit.
Ein junger polnischer Hobbykoch trifft auf eine wohlsituierte und
pedantische Verlegerin und bringt ihr etwas Leichtigkeit (und Wodka) ins Haus. Ihre
Nichte ist in Spanien unterwegs, doch ihr Betreuer Paco muss arbeiten, sie
freundet sich stattdessen mit dessen schwerhörigem Großvater an und geht mit
ihm früh morgens fischen, statt coole Fiestas zu feiern. Ein Glückspilz wacht
am Morgen in Paris mit zwei schönen Frauen im Bett auf….
*** schrille und laute
Studie über die Höhen und Tiefen des Couchsurfens.
Könnte ein Test für eine neue Fernsehserie / ein neues Fernsehformat von arte
sein.
Regie, Buch, Produzent: Alex Trejo
Kamera: Benjamin Klein
Österreich 2013 | DCP | Farbe | 52 Min. | Uraufführung
Emil, Sohn ein einer österr.-spanischen Familie soll beim
Begräbnis seines Vaters ein Gedicht aufsagen. Er tut sich schwer mit Trauern,
denn die ganze, ziemlich schräge Familie kommt aus diesem Anlass zusammen. Da
er den Spickzettel zerknüllt, kann er ihn im entscheidenden Moment nicht mehr
lesen.
** Etwas zäh geraten, aber
eine hervorragende Licht- und Kameraführung retten den etwas eigenwilligen Film
um die „Unfähigkeit zu trauern“
Dritter Tag, 23.1.14
Regie: Men Lareida
Buch: Anna Maros,
Men Lareida
Schweiz 2013 | DCP | Farbe | 88 Min. | Schweizerdt., ungar. mit UT |
Uraufführung Cinemascope – läuft auch bei den Solothurner Filmtagen.
Viktoria ist eine junge Roma-Frau in Budapest und hilft ihrem
Bruder zweitklassiges Gemüse illegal zu verkaufen, doch davon können sie kaum
leben. Als ein paar andere Frauen mit feinsten Klamotten und schön geschminkt
ankommen und erzählen, wie reich alle Schweizer seien und wie schnell man dort
auf dem Strich Geld verdienen könne, lässt sie sich an einen Zuhälter in Zürich
vermitteln. Vollkommen freiwillig! Bei der Ankunft wird sie von ihrer
Zimmerkollegin Blondie, die auch kein besseres Schicksal hat, rassistisch
beschimpft, doch langsam müssen sie sich zusammenraufen, arbeiten sie doch für
denselben Strizzi. Zuerst heißt es noch Halbe-Halbe, doch als die beiden auf
Idee kommen, mal frei zu nehmen, müssen sie ein Minimum von 500 CHF täglich abgeben,
was während der legalen Zeiten am Abend nicht zu erreichen ist. Als Viktoria es
am Tag versucht, wird sie erwischt und angezeigt. Es bahnt sich inzwischen eine
zarte Freundschaft mit einem Schwarzen an, der als Stricher arbeitet. Mit ihm
kurz in eine Afro-Disco zu gehen bedeutet aber Einnahmen-verluste, für die sie
geschlagen wird. Als ihr Zuhälter beim Glücksspiel verliert, verkauft er
Viktoria an noch wesentlich brutalere Typen, die ihr alles nehmen, es bleibt
ihr nur eine lebensgefährliche Flucht, bei der jedoch ihre Kollegin Blondie
umkommt, nachdem sie den alten Strizzi erschlagen hat. In Budapest angekommen,
kümmert Victoria sich um den Sohn von Blondie, für den diese alles auf sich
genommen hat. Der Film zeigt ausführlich die Ausgangsbedingungen und
rassistische Ausgrenzungen der Roma-Frauen. Das Kernübel
sind dabei zweifelsfrei die Zuhälter, aber viele andere sind am Geldkreislauf der
Prostitution auch noch beteiligt.
*** Realistische
Schilderung des Zürcher Straßenstrich-Milieus, leider sagt der Film nichts
Neues und erlaubt wohl kaum eine Verallgemeinerung auf gehobenere
Formen der Prostitution.
Regie:
Zarah Ziadi
Buch: Jens Becker
Angelehnt an die Erfahrungen vom Erfurter Schulmassaker 2002 drehte das Team
einen außerordentlichen Thriller um einen Selbstmordattentäter-Anschlag auf
eine deutsche Uni.
Dabei wird genreübergreifend gearbeitet, d.h. es haben auch
Elemente der Komödie Platz. In der Gefahr versteckt sich nicht nur jeder vor
den Killern, sondern auch vor sich selbst.
Zentrale Aussage dabei ist „Die
Macht des Wortes ist stärker als die der Waffen!“ und mit dieser These
versucht ein zynischer Jus-Gastprofessor und seine Studentin die Terroristen zu
überwinden. Nicht eine Sondereinheit der Polizei bringt sie zur Strecke, sondern
verständnisvolle Worte!
Opfer und Täterrollen werden immer diffuser und unklarer. Ein „Todesengel“
kreuzigt den Täter durch Schüsse in die Extremitäten. Heitere Elemente bieten
die Beziehungsebenen. Der Herr Rektor, auf der Todesliste der Terroristen, geht
mit seiner Assistentin fremd, ist aber zu feige für eine Scheidung; der Täter
warnte zuvor eine Kommilitonin, diese bekennt ihm seine Liebe, was ihn aus der
Fassung bringt, ist er nun doch nicht mehr der von allen Missverstandene. Und
schließlich bekommen auch sehr nervige Frauen ihr Fett ab!
Die Wirkung des Films wird verstärkt durch massiven Musikeinsatz (Babelsberger
Kinoorchester), der klassisch die Spannung anschwellen und spannende Szene
vorahnen lässt.
**** Trotz einiger
logischen Ungereimtheiten ein handwerklich hervorragend gemachter Film, der
atemlose Spannung, aber auch heitere Momente beinhaltet.
„Kurzfilm – Programm Nr.
2“
ROTE FLECKEN
Regie: Magdalena Lauritsch
**** Im Wald gedrehte Story
von zwei jugendlichen Brüdern, die verbotenerweise Vaters Jagdgewehr mit auf
die Jagd genommen haben. Sie erwischen aber des Nachbars Hund…
Der Film gewann eine lobende
Erwähnung.
TAUCHÄ
Regie: Dominik Locher
Zuerst geilen sie sich an Titten-Fotos auf, dann mit einem
US-Cabriolet aus den 50er. Von Koks und Alkohol aufgeheizt, gehen
sie auf den Straßenstrich und nehmen gemeinsam eine Nutte. Einer, der nicht so
gut fickt, tötet sie.
* Mord an Liebesdienerinnen
ist für mich kein Thema für eine Coming-Out-of Age
Komödie! Der Regisseur musste sich auch beim Publikum für einen Versprecher
entschuldigen, da er den Typen als cool bezeichnete, er meinte den Schauspieler
persönlich.
UNTER BRÜDERN
Regie: Isabel Braak
Seitdem Franks kleiner Bruder Roland
bei ihm eingezogen ist, hat seine Lebensgefährtin Gesa das Haus nicht mehr
betreten. Um die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben einander näher zu
bringen, veranstaltet Frank ein festliches Essen. Doch Frank wurde aus dem
Gefängnis entlassen, weil er eine Frau vergewaltigte. Sein Bruder verteidigt
ihn übertrieben. ***
DÜNNES EIS
Regie: Anne Chlosta
Arne entdeckt nach dem Tod seines Bruders in
dessen Nachlass Kinderpornografie. Völlig überfordert verheimlicht Arne den
Fund seiner Familie. Als er beim Eishockeytraining seines Sohnes mit einem der
Missbrauchsopfer konfrontiert wird, stößt er jedoch an seine Grenzen. Als er das Opfer darauf anspricht, verletzt es beim Training
seinen Sohn schwer.
***** Spätfolgen von
Kindesmissbrauch werden eindrucksvoll geschildert
WO WIR SIND
Regie: Ilker Çatak
Christina hat aufgrund ihrer
Heroinabhängigkeit das Sorgerecht für ihre Tochter verloren. Nun unternimmt sie
einen verzweifelten Versuch, mit der neunjährigen Paula alles hinter sich zu lassen.Nur zögernd kommt sie mit der Tochter zusammen und
will mit ihr ausbüxen.
Doch die Schildkröte ist der Tochter wichtiger als die Selbstfindung der
Mutter.
**** Auch nach einer
Entzugstherapie sind die Probleme des Alltags nicht gelöst.
LINNEA
Regie: Sven Gielnik
Linneas
Schwester ist gestorben, war es Selbstmord? Auch Linnea
nimmt sich das Leben um Clara nahe zu sein, in Wahrheit war sie Schuld an ihrem
Tod, um sie vor einer Klippe abzuhalten, rutsche Clara aus und stürzte hinab. Erst als die Eltern auf das Tagebuch stoßen, werden
sie entlastet. ****
Vierter Tag, 24.1.14
Regie und Buch: Rick Ostermann
Deutschland, Litauen 2013 | DCP | Farbe | 97 Min. | dt. Erstaufführung
Cinemascope, HR / arte
1947 – sowjetisch besetzte Gebiete Ostpreußens - Die erste Szene:
der völlig verdreckte Junge Hans stiehlt den Russen bei einem Bahnhof ein
Pferd, führt es in eine Kirche, erschießt es und entnimmt aus den Schenkeln
etwas Fleisch. Dies bringt er seiner kranken Mutter, die in einem alten Turm
Unterschlupf gefunden hat, sie stirbt trotzdem am nächsten Morgen, gibt ihm
aber ein Amulett, mit dem er unter falschen Namen in Litauen bei einer Familie
aufgenommen werden soll.
Auf dem abenteuerlichen Weg dorthin haben die Kinder, die jeweils eine Gruppe
bilden, Flüsse und Sümpfe zu durchqueren und sind vor niemandem sicher. Trotz
Kriegsende wird noch immer geschossen. Soldaten wollen die Mädchen
missbrauchen, einige Kinder werden spontan aufgenommen. Hans verliert Fritzchen
und fürchtet, er sei erschossen worden, auch seine Freundinnen verschwinden
plötzlich spurlos. Er trifft zwar Fritzchen wieder, aber ob er das Ziel, den
von der Mutter beschriebene Bauernhof, erreicht hat, bleibt fraglich.
Die Recherchen bei den letzten Zeitzeugen seien schwierig gewesen,
niemand erinnert sich
gerne an diese grausame Zeit und an die Wolfskinder.
**** Grandiose
Naturaufnahmen und herausragende Kamera sind das Positive, nicht immer
verständliche Details und ein abruptes Ende allerdings hinterlassen viele
offene Fragen.
Regie: Nico Sommer, Buch: Daniel Fink
Deutschland 2014 | DCP | Farbe | 80 Min. | Uraufführung, Cinemascope
Das routinierte Eheleben von Maja und Uwe gerät in Turbulenzen,
als ihre 17 jg Tochter Alina sie zu ihrem Freund Nico nach Hause aufs Land
einlädt. Er lebe in einem großen Haus. Immerhin kennen sie sich schon seit 4
Monaten und so möchten auch Maja und Uwe deren Eltern kennenlernen. Es ist Freitagabend,
Uwe kommt direkt von der Arbeit als Plakatkleber und Maja ist gerade fremdgegangen
(musste angeblich Überstunden machen), doch genau dieser Liebhaber ist der
Vater des Freundes ihrer Tochter. Das große Haus entpuppt sich als veritables
Schloss mit Park. Es wird trotzdem ein netter Abend, als dann aber das alte
Auto von Uwe nicht anspringt, werden sie zum Übernachten eingeladen. Am
nächsten Morgen outet sich Maja, mit dem Hausherrn eine Affäre gehabt zu haben,
indes beginnen sie eine Art familientherapeutische Sitzung (die reichlich
konstruiert erscheint), Uwe versucht es auch bei der betrogenen Ehefrau und zum
Schluss erklärt Alina den Grund der Zusammenkunft: sie ist schwanger.
*** zwar
lustige Familienkomödie, aber teils sehr konstruiert.
Der Film gewann den Preis des
saarländischen Ministerpräsidenten
Regie: Anna Martinetz
Buch: Anna Martinetz (nach der gleichnamigen Novelle
von Arthur Schnitzler)
Deutschland, Österreich, Indien 2013 | DCP |
Farbe | 70 Min. | dt., engl., Hindi mit UT | dt. Erstaufführung;
Getreu nach Schnitzler wird diese Adaptation des gleichnamigen Romans
in die Wirtschaftskrise 2008 transferiert- und spielt in einem Luxus-Resort in
Indien statt in einem italienischem Grand-Hotel, in dem einst die politische Prominenz
verkehrte, denn dort herrschen ähnlich krasse Unterschiede von Arm und Reich.
Eine Szene mit Angela Merkel beim Faschingstreiben wurde dazu hineinmontiert.
Korinna Kraus (erinnert mich an die junge
Martina Gedeck) spielt gekonnt das Fräulein Else, sie soll von einem
bekannten Gast 300.000€ Kredit erbetteln, um ihren Vater vor der Verhaftung
wegen Finanzspekulationen zu retten, er macht dies aber nur unter der
Bedingung, sie 15 Minuten lang nackt betrachten zu dürfen. Doch es sollen mehr werden
und Else billigt ein, nimmt jedoch die halbe Dosis tödlicher Schlaftabletten
und entblößt sich vor der gesamten illustren Runde und fällt in Ohnmacht. Als
sie nach Wasser verlangt, reicht man ihr ungewollt den letalen Rest…
**** für eine
Abschlussarbeit der HFF München äußerst beachtlich, ist der Film zwar nicht
fehlerfrei, aber intelligent umgesetzt und mit fast experimentellem Schnitt, er
übt auch durch die Musik und das exotische Ambiente einen magischen Reit aus.
Regie: Juri Mazumdar
Italien, Indien 2013 | DCP | Farbe | 74 Min. | Hindi, Bhili
mit UT, Cinemascope
Aus Südtirols Filmschule stammt dieser äußerst unkonventionelle
Dokumentarfilm über AIDS in Zentralindien. Die Bhil sind vom „Bösen“ überrascht
worden, war es zur Kolonialzeit das Roden ihrer Urwälder, ist es heute AIDS,
das Wanderarbeiter, Fernfahrer u.a. bei Prostituierten durch ungeschützten
Verkehr einfangen und an ihre Frauen und Kinder weitergeben. Das ganze wird mit
Mythen und alten Sagen verglichen und der Tata-LKW des HIV positiven
Fernfahrers ist ebenfalls ein Symbol dieser „Schlange“.
*** zunehmend interessanter
werdender Doc, der mit Geschichten des Dorfältesten beginnt und das
AIDS-Problem in mythische Geschichten verpackt.
Und so urteilten
die Jurys:
(Quelle: http://www.max-ophuels-preis.de/de/programm/die_preistraeger)
Fritz-Raff-Drehbuchpreis:
SITTING NEXT TO ZOE
Buch:
Stefanie Veith, Ivana Lalovic; Regie: Ivana Lalovic (Schweiz
2013)
Lobende Erwähnung der
Jury an: ROTE FLECKEN
Regie und Produktion: Magdalena Lauritsch (Österreich 2013)
Lobende Erwähnung der
Jury an: NEULAND
Regie:
Anna Thommen (Schweiz 2013)
Norbert Fink, 26.1.14