Bericht vom 35. Max-Ophüls Preis
Saarbrücken 2014, 20.-26.1.2014

Von Dr. Norbert Fink - Kurzfassung

Am Wettbewerb können sich deutschsprachige Nachwuchs-Regisseure/ Regisseurinnen bis zum dritten abendfüllenden Spielfilm beteiligen. Die Anzahl der vollendeten Spiel- und Dokumentarfilme werden dabei getrennt voneinander angerechnet. Insgesamt werden Preise im Wert von 100.000€ vergeben, für den Langfilm Wettbewerb davon rund 70.000€!
Das Filmfestival wurde mit dem österreichischen Spielfilm „Die Zweisitzrakete“ eröffnet. Die Komödie ist sehr gut angekommen, der „kottansche“ Humor wurde geschätzt. Wie mir ein Besucher erzählte, seien zuvor sehr schwere Filme zur Eröffnung gelaufen, weswegen das Ehrengast-Publikum erfreut über diese leichte Komödie reagiert habe. Österreich war gut vertreten und gewann auch den Publikums- und Dokumentarfilmpreispreis! (.s.unten)
Auffallend war an diesem exzellenten Filmfestival, der Mut zu Gefühl im Kino. Technisch ist bemerkenswert, dass auch von den Fernsehanstalten mitproduzierte Filme im echten Kinoformat „Cinemascope“ und nicht im 16:9 –HD Format gedreht wurde.

Menschen mit körperlichen Behinderungen protestierten bei der Eröffnung dagegen, dass das Festival nicht ausreichend barrierefrei sei. Von den über 2500 Sitzplätzen im Cinestar gibt es nur 12 für Rollstuhlfahrer, nur ein Film habe Audiodeskription für Blinde oder Untertitel für Gehörlose. Sie forderten, ein Teil des Geldes für die Filmförderung möge auch in die Barrierefreiheit fließen! Der Kinobetreiber erlaubte ihnen ausdrücklich die Demo.

 

 

 

 

 

 

Erster Tag: Dienstag, 21.1.14

MÄNNER ZEIGEN FILME
& FRAUEN IHRE BRÜSTE

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Regie, Ausstattung: Isabell Šuba
Buch: Lisa Glock, Isabell Šuba
Deutschland, Frankreich 2013 | DCP | Farbe | 81 Min. | dt., engl. mit engl. UT

David, ein heterosexueller Produzent und Isabell, eine lesbische Regisseurin arbeiten zusammen für Filmprojekte, persönlich sind sie sie jedoch absolute Gegensätze. Sie fliegen nach Cannes, um dort ihren Kurzfilm zu präsentieren und wollen die Gelegenheit nutzen Kontakte zu knüpfen und voran zu kommen. Doch alles läuft schief und sie geben sich gegenseitig die Schuld. Isabell kommt zwei Tage später, das Zimmer ist schon überbelegt. Sie kämpft dagegen, dass in Cannes 80% der Filme von Männern kommen. Selbst bei Interviews, beim „pitchen“ und vor laufenden Mikrofonen, führen sie einen Geschlechterkampf vor.
Das innovative an dem Film ist, dass er in kurzer Zeit tatsächlich auf dem Festival von Cannes abgedreht wurde; die Schauspielerin Anne Haug doubelte tatsächlich unerkannt die echte Regisseurin! Mit kleinen Kameras und tlw. dem iPhone echt im Trubel von Cannes aufgenommen, bedeutet einige Qualitätsbrüche, aber dafür volle Authentizität.
***1/2 Erfrischend war die Idee, ermüdend jedoch der permanente Geschlechterkampf, verschärft um die lesbisch-hetero Variante…

Der Film gewann zwei Preise: den für den gesellschaftlich relevantesten Film und den Preis der Jugendjury.

UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT

Regie: Frederik Steiner
Buch: Barbara te Kock
Deutschland, Schweiz 2013 | DCP | Farbe | 103 Min. Cinemascope

Ein Film, der sogar hartgesottene Männer zum Weinen brachte, war dem Thema Sterbehilfe gewidmet und wurde konsequent durchgezogen. Die hübsche und lebensfrohe 22jg. Lea leidet im Endstadium an Mukoviszidose, kann selbst mit Sauerstoff nur noch schwer atmen, bekommt immer wieder Panikattacken. Auch ihr Bruder ist trotz einer Lungentrans-plantation daran gestorben. Sie will sich selbstbestimmt die Freiheit nehmen, ein paar Wochen früher zu sterben, bevor sie unweigerlich qualvoll erstickt. Dazu reist sie in die Schweiz, um sich mit Sterbebegleitung von der Welt zu verabschieden. An ihrem Geburtstag soll es soweit sein. Sie inszeniert ihr letztes Abendmahl mit ihrer Mutter, Großmutter und Schwester, isst dabei ihr geliebtes Wiener Schnitzel, macht ihren letzten Ausflug und sogar ihre letzte Liebesnacht mit einem Chirurgen. Diese alle wollen sie in letzter Minute davon abbringen ihr Leben zu beenden. Dramaturgisch spannend wird es, als sich noch in letzter Minute eine kleine verrückte Liebelei anbahnt, oder wenn sie im Zimmer der Sterbehospiz doch nicht sterben will, sondern in der grünen Natur.

  

Der zwar etwas konventionell gemachte Film mit einer leider an die „Love Story“ erinnernden süßlichen Filmmusik (als mein einziger Kritikpunkt) ist sorgsam recherchiert und hat durchaus heitere Pointen, die von Betroffenen ausdrücklich gewünscht wurden.

„Ein bewegendes, mutiges und in seiner Ruhe so kraftvolles Plädoyer für die Freiheit des Einzelnen, über das eigene Leben zu entscheiden. Bis zuletzt.“ (fbw)
***** ein extrem emotionalisierender Film! Kino zum Mitweinen! Mein Favorit!

Der Film gewann den Preis für die beste Darstellerin Liv Lisa Fries.

FOR NO EYES ONLY

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Regie, Buch, Schnitt, Produzent: Tali Barde
Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 97 Min.

Nicht nur der NSA u.a. US-Organisationen spionieren uns dauernd aus, auch gewieften Hackern gelingt es Webcams unbemerkt einzuschalten und so Mitbürger auszuspionieren. Was in Hitchcocks „Rear Window“ (an dem der Film sich orientiert), ein Teleobjektiv war, sind heute Computernetzwerke und Webcams.

Sam wurde beim Hockeyspielen das Knie schwer verletzt, aus Langeweile probiert er eine illegale Spionagesoftware aus und beobachtet seine SchulfreundInnen in peinlichen Situationen. Aaron, ein komischer Neuling an der Schule wird aber verdächtigt nach einem Streit seinen Vater ermordet zu haben, oder war es doch nur der Hund?
Bei seinen Recherchen hilft ihm seine Schulfreundin Livia, die dann aber auch massiv in Gefahr gerät…

**** Mit einfachsten Mittel und wenig Budget von Abiturienten gedrehter Suspense Film, der sehr spannend geworden ist.
Der Film lief schon einigen Festivals und erregte höchstes Aufsehen. Hitchcock bekommt also Nachfolger!

Zweiter Tag, 22.1.14

SEME – SCHLAGE NICHT, UM ZU GEWINNEN. GEWINNE, DANN SCHLAGE.

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Regie, Buch, Schnitt, Produzent: Il Kang
Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 88 Min. | Uraufführung; Cinemascope

Seme bedeutet im Kendo-Kampfsport die mentale Konzentration vor dem eigentlichen Kampf und hat einen Bezug zum Zen-Buddhismus. Für Kenner bedeutet dies die wichtigste Phase des Kampfes.

Die Milieustudie zeigt die zweite Generation von Koreanischen Einwanderern in der  BRD und auch den Generationenkonflikt. Bei den Koreanern ist der Vater kein Freund, sondern eine Respektsperson. Es treten bereits Sprachkonflikte auf, die Eltern können noch immer nicht gut Deutsch, die Jungen nicht mehr gut Koreanisch. Entsprechend blieb der Vater konsequent nicht untertitelt, denn an Mimik und Sprachmelodie konnte man verstehen, dass er meistens schimpft. Die Jungen, für deren Ausbildung die Alten ein Vermögen ausgegeben haben, stehen unter enormen Erfolgsdruck.
Die Geschichte dreht sich neben Kendo um ein koreanisches Restaurant, das der Vater mit autoritärem Stil führt und das der Sohn eines Tages übernehmen soll. Er kann ebenfalls hervorragend Kochen, doch nur dies ein Leben lang zu machen wie sein Vater, befriedigt ihn nicht. Negativ bei diesem No-Budget Film waren das Licht und die Kamera, die meist nur fahle Bilder zusammenbrachten.

** Etwas sperrige Milieustudie, die allerdings im Verlauf an Dichte gewinnt und Einblick in die koreanische Community und Mentalität erlaubt.
Der Film gewann den Interfilm-Preis.

POKA – HEISST
TSCHÜSS AUF RUSSISCH

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Regie: Anna Hoffmann
Buch: Anna Hoffmann, Oliver Haller
Deutschland, Kasachstan 2014 | DCP | Farbe | 94 Min. | dt., russ. mit UT | Uraufführung

Um 1980 auf einer Kolchose in Kasachstan. Um den 5-Jahresplan der KP der UdSSR zu erfüllen, sollen Studenten beim Ernteeinsatz helfen. Die wunderschöne Lena soll ebenfalls mithelfen. Sie ist die Tochter des „Vaters der Kolchose“, eines einflussreichen KP-Apparatschiks und wird mit dem Wolga-Dienstwagen ihres Vaters hingefahren, was selbst ihr hochnotpeinlich ist. Sie verlässt das Auto und steigt in den ordinären Bus ein, wo sie wegen ihres Minirockes gleich mal angemacht wird.
Sie lernt rasch, dass man nur mit etwas Klauen und Korruption weiterkommt.
Dabei verliebt sie sich in den deutschstämmigen Physikprofessor Georg und wird von ihm schwanger. Georg, wie die meisten Deutschstämmigen des Dorfes bekommen von der BRD Einreisevisas. Ihr Vater zerrt Lena zur Abtreibungsklinik. Als sie bereits auf dem gynäkologischen Stuhl sitzt, stürmt Georg durchs Fenster herein und sagt, sie möge das nicht tun, er werde sie heiraten. Widerwillig macht ihr Vater bei der Heirat mit und so darf auch  Lena mit ins angeblich so gelobte Land Deutschland.
Dort angekommen, landen sie in einer Notunterkunft in einer Turnhalle, werden von Neonazis terrorisiert, von der Bevölkerung schräg angeschaut und bekommen nur miese Jobs. Lena verkauft Lebensversicherungen an ihre leidgeprüfte Aussiedler-Gemeinde, als sie diese weder bezahlen noch stornieren können, wird sie fast gelyncht, Georg will am Gymnasium in Physik Nachhilfe geben, ist aber der ungezogenen Bande von Schülern nicht gewachsen. Ihre junge Liebe ist diesen Belastungen nicht gewachsen. Lena geht entnervt zurück in die Sowjetunion der Perestroika-Phase. Doch bald taucht Georg mit einem roten Audi auf. Nur als Tourist, oder doch als Vater ihres Sohnes?

***** Auch Poka ist großes, schönes klassisches Gefühlskino. Atemberaubende Bilder aus Kasachstan und eine herzzerreißende Liebesgeschichte.  Sorgsam recherchierte Geschichte der „deutschrussischen“ Einwanderer, die in der SU die verhassten Deutschen waren und in Deutschland die ungeliebten Russen.  

COUCHMOVIE

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Regie: Isabel Braak
Buch: Ruth Amrei Kriener, Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 59 Min. | engl., dt., franz., span mit engl. UT , Cinemascope,  SWR /BR, arte

Im Wettbewerb um den besten mittellangen Film (20-59 Min) sah ich diese sehr jugendliche Komödie um das Couchsurfen. Wer kein Geld für ein Hotel hat, aber trotzdem die Welt und neue Menschen kennenlernen will, kann es mit Couchsurfen versuchen. Man kommt einfach in eine fremde Wohnung und ist dort  Gast bei den unterschiedlichsten Menschen. Eine schrille und laute Parallelmontage.

Zwei weibliche Pechvögel verwechseln Frankfurt am Main mit Frankfurt an der Oder und warten vergeblich auf eine Schlafgelegenheit.

Ein junger polnischer Hobbykoch trifft auf eine wohlsituierte und pedantische Verlegerin und bringt ihr etwas Leichtigkeit (und Wodka) ins Haus. Ihre Nichte ist in Spanien unterwegs, doch ihr Betreuer Paco muss arbeiten, sie freundet sich stattdessen mit dessen schwerhörigem Großvater an und geht mit ihm früh morgens fischen, statt coole Fiestas zu feiern. Ein Glückspilz wacht am Morgen in Paris mit zwei schönen Frauen im Bett auf….

*** schrille und laute Studie über die Höhen und Tiefen des Couchsurfens. Könnte ein Test für eine neue Fernsehserie / ein neues Fernsehformat von arte sein.

DAS GEDICHT

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Regie, Buch, Produzent: Alex Trejo
Kamera: Benjamin Klein
Österreich 2013 | DCP | Farbe | 52 Min. | Uraufführung

Emil, Sohn ein einer österr.-spanischen Familie soll beim Begräbnis seines Vaters ein Gedicht aufsagen. Er tut sich schwer mit Trauern, denn die ganze, ziemlich schräge Familie kommt aus diesem Anlass zusammen. Da er den Spickzettel zerknüllt, kann er ihn im entscheidenden Moment nicht mehr lesen.

** Etwas zäh geraten, aber eine hervorragende Licht- und Kameraführung retten den etwas eigenwilligen Film um die „Unfähigkeit zu trauern“   

Dritter Tag, 23.1.14

VIKTORIA –
A TALE OF GRACE AND GREED

Regie: Men Lareida
Buch: Anna Maros, Men Lareida
Schweiz 2013 | DCP | Farbe | 88 Min. | Schweizerdt., ungar. mit UT | Uraufführung Cinemascope – läuft auch bei den Solothurner Filmtagen.

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Viktoria ist eine junge Roma-Frau in Budapest und hilft ihrem Bruder zweitklassiges Gemüse illegal zu verkaufen, doch davon können sie kaum leben. Als ein paar andere Frauen mit feinsten Klamotten und schön geschminkt ankommen und erzählen, wie reich alle Schweizer seien und wie schnell man dort auf dem Strich Geld verdienen könne, lässt sie sich an einen Zuhälter in Zürich vermitteln. Vollkommen freiwillig! Bei der Ankunft wird sie von ihrer Zimmerkollegin Blondie, die auch kein besseres Schicksal hat, rassistisch beschimpft, doch langsam müssen sie sich zusammenraufen, arbeiten sie doch für denselben Strizzi. Zuerst heißt es noch Halbe-Halbe, doch als die beiden auf Idee kommen, mal frei zu nehmen, müssen sie ein Minimum von 500 CHF täglich abgeben, was während der legalen Zeiten am Abend nicht zu erreichen ist. Als Viktoria es am Tag versucht, wird sie erwischt und angezeigt. Es bahnt sich inzwischen eine zarte Freundschaft mit einem Schwarzen an, der als Stricher arbeitet. Mit ihm kurz in eine Afro-Disco zu gehen bedeutet aber Einnahmen-verluste, für die sie geschlagen wird. Als ihr Zuhälter beim Glücksspiel verliert, verkauft er Viktoria an noch wesentlich brutalere Typen, die ihr alles nehmen, es bleibt ihr nur eine lebensgefährliche Flucht, bei der jedoch ihre Kollegin Blondie umkommt, nachdem sie den alten Strizzi erschlagen hat. In Budapest angekommen, kümmert Victoria sich um den Sohn von Blondie, für den diese alles auf sich genommen hat. Der Film zeigt ausführlich die Ausgangsbedingungen und rassistische Ausgrenzungen der Roma-Frauen. Das Kernübel sind dabei zweifelsfrei die Zuhälter, aber viele andere sind am Geldkreislauf der Prostitution auch noch beteiligt. 

*** Realistische Schilderung des Zürcher Straßenstrich-Milieus, leider sagt der Film nichts Neues und erlaubt wohl kaum eine Verallgemeinerung auf gehobenere Formen der Prostitution.


 

TOTALE STILLE

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Regie: Zarah Ziadi
Buch: Jens Becker
Angelehnt an die Erfahrungen vom Erfurter Schulmassaker 2002 drehte das Team einen außerordentlichen Thriller um einen Selbstmordattentäter-Anschlag auf eine deutsche Uni.

Dabei wird genreübergreifend gearbeitet, d.h. es haben auch Elemente der Komödie Platz. In der Gefahr versteckt sich nicht nur jeder vor den Killern, sondern auch vor sich selbst.

Zentrale Aussage dabei ist „Die Macht des Wortes ist stärker als die der Waffen!“ und mit dieser These versucht ein zynischer Jus-Gastprofessor und seine Studentin die Terroristen zu überwinden. Nicht eine Sondereinheit der Polizei bringt sie zur Strecke, sondern verständnisvolle Worte!

Opfer und Täterrollen werden immer diffuser und unklarer. Ein „Todesengel“ kreuzigt den Täter durch Schüsse in die Extremitäten. Heitere Elemente bieten die Beziehungsebenen. Der Herr Rektor, auf der Todesliste der Terroristen, geht mit seiner Assistentin fremd, ist aber zu feige für eine Scheidung; der Täter warnte zuvor eine Kommilitonin, diese bekennt ihm seine Liebe, was ihn aus der Fassung bringt, ist er nun doch nicht mehr der von allen Missverstandene. Und schließlich bekommen auch sehr nervige Frauen ihr Fett ab!

Die Wirkung des Films wird verstärkt durch massiven Musikeinsatz (Babelsberger Kinoorchester), der klassisch die Spannung anschwellen und spannende Szene vorahnen lässt.

**** Trotz einiger logischen Ungereimtheiten ein handwerklich hervorragend gemachter Film, der atemlose Spannung, aber auch heitere Momente beinhaltet.

„Kurzfilm – Programm Nr. 2“

ROTE FLECKENROTE FLECKEN
Regie: Magdalena Lauritsch
Österreich 2013 | DCP | Farbe | 11 Min. | Uraufführung


**** Im Wald gedrehte Story von zwei jugendlichen Brüdern, die verbotenerweise Vaters Jagdgewehr mit auf die Jagd genommen haben. Sie erwischen aber des Nachbars Hund…
Der Film gewann eine lobende Erwähnung.

TAUCHÄ
Regie: Dominik Locher
Schweiz 2013 | DCP | Farbe | 13 Min. | schweizerdt. mit UT | Uraufführung

Zuerst geilen sie sich an Titten-Fotos auf, dann mit einem US-Cabriolet aus den 50er. Von Koks und Alkohol aufgeheizt, gehen sie auf den Straßenstrich und nehmen gemeinsam eine Nutte. Einer, der nicht so gut fickt, tötet sie.
* Mord an Liebesdienerinnen ist für mich kein Thema für eine Coming-Out-of Age Komödie! Der Regisseur musste sich auch beim Publikum für einen Versprecher entschuldigen, da er den Typen als cool bezeichnete, er meinte den Schauspieler persönlich.   

UNTER BRÜDERN
Regie: Isabel Braak
Deutschland 2013 | DCP | s/w | 21 Min. | Uraufführung

Unter BrüdernSeitdem Franks kleiner Bruder Roland bei ihm eingezogen ist, hat seine Lebensgefährtin Gesa das Haus nicht mehr betreten. Um die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben einander näher zu bringen, veranstaltet Frank ein festliches Essen. Doch Frank wurde aus dem Gefängnis entlassen, weil er eine Frau vergewaltigte. Sein Bruder verteidigt ihn übertrieben. ***

DÜNNES EIS
Regie: Anne Chlosta
Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 10 Min. | Uraufführung

Arne entdeckt nach dem Tod seines Bruders in dessen Nachlass Kinderpornografie. Völlig überfordert verheimlicht Arne den Fund seiner Familie. Als er beim Eishockeytraining seines Sohnes mit einem der Missbrauchsopfer konfrontiert wird, stößt er jedoch an seine Grenzen.DÜNNES EIS Als er das Opfer darauf anspricht, verletzt es beim Training seinen Sohn schwer.

***** Spätfolgen von Kindesmissbrauch werden eindrucksvoll geschildert

 

WO WIR SIND
Regie: Ilker Çatak
Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 14 Min. | Uraufführung

WO WIR SINDChristina hat aufgrund ihrer Heroinabhängigkeit das Sorgerecht für ihre Tochter verloren. Nun unternimmt sie einen verzweifelten Versuch, mit der neunjährigen Paula alles hinter sich zu lassen.Nur zögernd kommt sie mit der Tochter zusammen und will mit ihr ausbüxen.
Doch die Schildkröte ist der Tochter wichtiger als die Selbstfindung der Mutter.
**** Auch nach einer Entzugstherapie sind die Probleme des Alltags nicht gelöst.
 

LINNEA
Regie: Sven Gielnik
Deutschland 2013 | DCP | Farbe | 17 Min. | Uraufführung

LINNEALinneas Schwester ist gestorben, war es Selbstmord? Auch Linnea nimmt sich das Leben um Clara nahe zu sein, in Wahrheit war sie Schuld an ihrem Tod, um sie vor einer Klippe abzuhalten, rutsche Clara aus und stürzte hinab. Erst  als die Eltern auf das Tagebuch stoßen, werden sie entlastet. ****

Vierter Tag, 24.1.14

WOLFSKINDER

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Regie und Buch: Rick Ostermann
Deutschland, Litauen 2013 | DCP | Farbe | 97 Min. | dt. Erstaufführung
Cinemascope, HR / arte

1947 – sowjetisch besetzte Gebiete Ostpreußens - Die erste Szene: der völlig verdreckte Junge Hans stiehlt den Russen bei einem Bahnhof ein Pferd, führt es in eine Kirche, erschießt es und entnimmt aus den Schenkeln etwas Fleisch. Dies bringt er seiner kranken Mutter, die in einem alten Turm Unterschlupf gefunden hat, sie stirbt trotzdem am nächsten Morgen, gibt ihm aber ein Amulett, mit dem er unter falschen Namen in Litauen bei einer Familie aufgenommen werden soll.
Auf dem abenteuerlichen Weg dorthin haben die Kinder, die jeweils eine Gruppe bilden, Flüsse und Sümpfe zu durchqueren und sind vor niemandem sicher. Trotz Kriegsende wird noch immer geschossen. Soldaten wollen die Mädchen missbrauchen, einige Kinder werden spontan aufgenommen. Hans verliert Fritzchen und fürchtet, er sei erschossen worden, auch seine Freundinnen verschwinden plötzlich spurlos. Er trifft zwar Fritzchen wieder, aber ob er das Ziel, den von der Mutter beschriebene Bauernhof, erreicht hat, bleibt fraglich.

Die Recherchen bei den letzten Zeitzeugen seien schwierig gewesen, niemand erinnert sich  gerne an diese grausame Zeit und an die Wolfskinder.

**** Grandiose Naturaufnahmen und herausragende Kamera sind das Positive, nicht immer verständliche Details und ein abruptes Ende allerdings hinterlassen viele offene Fragen.

FAMILIENFIEBER

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Regie: Nico Sommer,  Buch: Daniel Fink
Deutschland 2014 | DCP | Farbe | 80 Min. | Uraufführung, Cinemascope

Das routinierte Eheleben von Maja und Uwe gerät in Turbulenzen, als ihre 17 jg Tochter Alina sie zu ihrem Freund Nico nach Hause aufs Land einlädt. Er lebe in einem großen Haus. Immerhin kennen sie sich schon seit 4 Monaten und so möchten auch Maja und Uwe deren Eltern kennenlernen. Es ist Freitagabend, Uwe kommt direkt von der Arbeit als Plakatkleber und Maja ist gerade fremdgegangen (musste angeblich Überstunden machen), doch genau dieser Liebhaber ist der Vater des Freundes ihrer Tochter. Das große Haus entpuppt sich als veritables Schloss mit Park. Es wird trotzdem ein netter Abend, als dann aber das alte Auto von Uwe nicht anspringt, werden sie zum Übernachten eingeladen. Am nächsten Morgen outet sich Maja, mit dem Hausherrn eine Affäre gehabt zu haben, indes beginnen sie eine Art familientherapeutische Sitzung (die reichlich konstruiert erscheint), Uwe versucht es auch bei der betrogenen Ehefrau und zum Schluss erklärt Alina den Grund der Zusammenkunft: sie ist schwanger.

*** zwar lustige Familienkomödie, aber teils sehr konstruiert.
Der Film gewann den Preis des saarländischen Ministerpräsidenten

FRÄULEIN ELSE

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Regie: Anna Martinetz
Buch: Anna Martinetz (nach der gleichnamigen Novelle von Arthur Schnitzler)
Deutschland, Österreich, Indien 2013 | DCP | Farbe | 70 Min. | dt., engl., Hindi mit UT | dt. Erstaufführung;

Getreu nach Schnitzler wird diese Adaptation des gleichnamigen Romans in die Wirtschaftskrise 2008 transferiert- und spielt in einem Luxus-Resort in Indien statt in einem italienischem Grand-Hotel, in dem einst die politische Prominenz verkehrte, denn dort herrschen ähnlich krasse Unterschiede von Arm und Reich. Eine Szene mit Angela Merkel beim Faschingstreiben wurde dazu hineinmontiert. Korinna Kraus (erinnert mich an die junge Martina Gedeck) spielt gekonnt das Fräulein Else, sie soll von einem bekannten Gast 300.000€ Kredit erbetteln, um ihren Vater vor der Verhaftung wegen Finanzspekulationen zu retten, er macht dies aber nur unter der Bedingung, sie 15 Minuten lang nackt betrachten zu dürfen. Doch es sollen mehr werden und Else billigt ein, nimmt jedoch die halbe Dosis tödlicher Schlaftabletten und entblößt sich vor der gesamten illustren Runde und fällt in Ohnmacht. Als sie nach Wasser verlangt, reicht man ihr ungewollt den letalen Rest…

**** für eine Abschlussarbeit der HFF München äußerst beachtlich, ist der Film zwar nicht fehlerfrei, aber intelligent umgesetzt und mit fast experimentellem Schnitt, er übt auch durch die Musik und das exotische Ambiente einen magischen Reit aus.


 

KALYUG

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Regie: Juri Mazumdar
Italien, Indien 2013 | DCP | Farbe | 74 Min. | Hindi, Bhili mit UT, Cinemascope

Aus Südtirols Filmschule stammt dieser äußerst unkonventionelle Dokumentarfilm über AIDS in Zentralindien. Die Bhil sind vom „Bösen“ überrascht worden, war es zur Kolonialzeit das Roden ihrer Urwälder, ist es heute AIDS, das Wanderarbeiter, Fernfahrer u.a. bei Prostituierten durch ungeschützten Verkehr einfangen und an ihre Frauen und Kinder weitergeben. Das ganze wird mit Mythen und alten Sagen verglichen und der Tata-LKW des HIV positiven Fernfahrers ist ebenfalls ein Symbol dieser „Schlange“.
*** zunehmend interessanter werdender Doc, der mit Geschichten des Dorfältesten beginnt und das AIDS-Problem in mythische Geschichten verpackt.  

Und so urteilten die Jurys:
(Quelle: http://www.max-ophuels-preis.de/de/programm/die_preistraeger)

Max Ophüls Preis: LOVE STEAKS

Regie: Jakob Lass (Deutschland 2013)

 

Preis der Saarländischen Ministerpräsidentin: FAMILIENFIEBER
Regie: Nico Sommer (Deutschland 2014)

 

Preis für den gesellschaftlich relevanten Film:
MÄNNER ZEIGEN FILME & FRAUEN IHRE BRÜSTE
Regie: Isabell Šuba  (Deutschland, Frankreich 2013)

Fritz-Raff-Drehbuchpreis: SITTING NEXT TO ZOE
Buch: Stefanie Veith, Ivana Lalovic; Regie: Ivana Lalovic  (Schweiz 2013)

Publikumspreis Abendfüllender Spielfilm: HIGH PERFORMANCE

Regie: Johanna Moder  (Österreich 2013)

Preis der Jugendjury: MÄNNER ZEIGEN FILME & FRAUEN IHRE BRÜSTE
Regie: Isabell Šuba  (Deutschland, Frankreich 2013)

Interfilm-Preis: SEME ­– SCHLAGE NICHT UM ZU GEWINNEN. GEWINNE, DANN SCHLAGE Regie: Il Kang (Deutschland 2013)

 

Preis für die Beste Nachwuchsdarstellerin: LIV LISA FRIES  für den Film
UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT
Regie: Frederik Steiner  (Deutschland, Schweiz 2013)


Preis für den Besten Nachwuchsdarsteller: VINCENT KRÜGER
Für den Film SUNNY  Regie: Barbara Ott (Deutschland 2013)

Der Kurzfilmpreis: WO WIR SIND
Regie: Ilker Çatak (Deutschland 2013)

Lobende Erwähnung der Jury an: ROTE FLECKEN
Regie und Produktion: Magdalena Lauritsch  (Österreich 2013)

Der Publikumspreis für den Mittellangen Film: BESUCH IM WALD
Regie: David & Elena Gruschka (Deutschland 2013)

 

Der Publikumspreis Kurzfilm: ALTER EGON
Regie: Levin Hübner (Deutschland 2014) 

 

Der Preis für den Besten Dokumentarfilm: EARTH´s GOLDEN PLAYGROUND
Regie: Andreas Horvath (Österreich, Kanada 2013)

Lobende Erwähnung der Jury an: NEULAND
Regie: Anna Thommen (Schweiz 2013)

Der Förderpreis der DEFA-Stiftung: JOURNEY TO JAH
Regie: Noël Dernesch, Moritz Springer (Deutschland, Schweiz 2013)

Norbert Fink, 26.1.14