Filmkritiken des FKC 2002

wenn nicht anders angegeben ist Dr. Norbert Fink der Autor

frühere Kritiken                             Kritiken des Jahres 2001
 

Filmkritiken 2003 hier


Italienisch für Anfänger
Vengo

Beautiful Mind

Flores del otro mundo (Blumen aus einer anderen Welt)

Nomaden der Lüfte

Hundstage

Das weiße Rauschen
Monsoon Wedding
Bread and Roses
Gosford Park
Mr. Bones
Tanguy - der Nesthocker
Vaya con dios
L.A. without a map
Hable con ella - Sprich mit ihr
Insomnia
Samsara
Nirgendwo in Afrika
Der Mann ohne Vergangenheit
Der Stellvertreter
Lucía y el sexo

Filmkritiken 2003 hier


Lucía y el sexo (Lucía und der Sex)

Der auf dem deutschen Markt neueste Film von Julio Menem, der uns zuletzt mit den "Liebenden vom Polarkreis" verzückte, ist wieder eine nicht linear erzählte, in sich verschachtelte Liebesgeschichte, es beginnt mit dem Ende: Lucía, eine Kellnerin erfährt von der Polizei, dass ihr Gelieber Lorenzo verunglückt sei, sie legt auf, bevor man weiß ob er tot oder nur schwer verletzt ist...
Dann beginnen die Rückblenden, wie sie einen Schriftsteller anmachte, wie er auf sie einging, was auf einer kleinen Insel passiert, wo Elena, die gerne und gut kocht, dazwischen im Internet chattet, und einen mysteriösen Liebhaber, Carlos, beherbergt...
Die drei sind mehr miteinander verstrickt, als sie es anfangs wahr haben...
Die grandiosen Cinemascope-Bildkompositionen sind, je nach Ebene, verfremdet, meist hart und farbreduziert, manchmal auch in warmes, braunes Licht getaucht, sie wirken manchmal gekünstelt und clipartig. Die deutsche Synchronfassung lässt wichtige spanische Zwischentitel absurderweise unübersetzt,... schaut also auf jeden Fall die Originalfassung im FKC an! Ein Film, den man sicherlich zweimal anschauen muss, um alles zu verstehen !
Nicht so berührend wie die "Liebenden", aber dafür mit einigen pikanten Liebesszenen...
Übrigens, einige Schauspieler spielen auch bei "hable con ella" mit...
*** künstlerisch beachtlich
läuft im FKC im Dezember


Der Stellvertreter
Originaltitel: AMEN

Constantin Costa-Gavras, Frankreich 2002, 130 min, Cinemasscope, digital
Das neue Werk des Altmeisters des politischen Thrillers, Costra-Gavras nach dem Roman "der Stellvertreter" von Hochhut.
Das Schweigen des Vatikans über den Holocaust wird spannend und imposant inszeniert geschildert. Gerstein. ein Chemiker, der eigentlich eine mobile Wasserreinigungsanlage für die Truppen entwickelt hat, kommt wider rechten Willens zur Waffen-SS; dort wird er Miterfinder des "Zyklon B" Giftgases zur "Reinigung vor Ungeziefer" (er dachte noch an schädliche Insekten, die SS jedoch an Juden, Ziegeuner etc.). Eine leicht geistig behinderte Verwandte wird erstes Opfer der Euthanasie und er helljörig. Als als er den Auftrag erhält die Qualität des Produktes so zu verbessern, dann man damit rund 10.000 Subjekte pro Tag/KZ  "behandeln" kann, bekommt er Gewissenbisse und bitten die Kirchen um Intervention. Die evangelische Kirche, der er angehört,  kollaboriert offen mit Hitler, die katholische auch. Doch Ricardo Fontana, ein Jesuitenpater verschafft ihm Zugang zum Vatikan, wo er als Kronzeuge aussagen kann. Vergeblich. Auch die Amerikaner und Engländer sind nicht einmal bereit, die Geleise zu den KZ zu bombardieren. Als die Nazis vor den Augen der Kirch auch aus Rom die Juden in die KZ verfrachten, geht der Pater freiwillig ins KZ und kommt dort um; Dr. Gerstein gerät in frz. Gefangenschaft und erhängt sich in der Zelle, nachdem ihm vorgeworfen wurde, nicht das menschmögliche getan zu haben, um den Holocaust zu verhindert sein Komplize erhält vom Vatikan die Papiere zur Ausreise nach Argentinien.
Wer befürchtet, der Film sei "kammerspielartig" oder gar wortlastig, man würde ihm anmerken, dass er ursprünglich ein Theaterstück war, wird eines Besseren belehrt, viele Szenen und eine hervorragende Bildsprache berechtigen ihn als wahres Meisterwerk zu bezeichnen !

****1/2  herausragend – absolut ein Meisterwerk !
(läuft am 15. und 16.1.2003 im FKC !!!)


Der Mann ohne Vergangenheit
Aki Kaurismäki (SF, D, F 2002)
Eigentlich wollte Aki Kaurismäki keinen Film mehr drehen. Und wieder schuf er ein kleines Meisterwerk, diesmal jedoch in Farbe. Mit dokumentarischer Genauigkeit in der Situation Obdachloser und eigentlich nur wenig wirklich witzigen Szenen erzählt er eine Geschichte, die an sich nicht so viel Situationskomik enthält wie seine früheren Filme, aber natürlich noch immer genug.
Es beginnt  mit einem Gewaltverbrechen: der Namenlose wird von 3 Skins niedergeschlagen und ausgeraubt, im Spital wird er für tot erklärt, steht aber plötzlich auf und geht, er findet sich bei Obdachlosen in einem verrosteten Container wieder, die ihm Unterschlupf gewähren und pflegen; es kommt sogar zu einer scheuen Liebe mit Irma, einer Heilsarmistin, er bekommt sogar Arbeit als Schweißer, aber wie anmelden, wenn er weder Namen noch SVNR weiß und auch kein Konto hat? Als er ein Konto eröffnen will gerät er in einer (bereits an Nordkorea [sic!] verkauften) Bank als Geisel in einen Banküberfall, danach veröffentlicht die Polizei sein Foto und seine geschiedene Frau meldet sich, seine Identität und Vergangenheit wird bekannt...
Wieder schildert Kaurismäki die untersten sozialen Schichten als äußerst liebenswerte und freundliche Gestalten, die sich an kleinen Almosen der Heilsarmee und deren Schnulzenmusik erfreuen, sie werden allerdings von korrupten Wächtern und einigen Kriminellen bedroht.
Humorvoll ist die Szene mit dem angeblich so gefährlichen Kampfhund, der sich eher als Schoßhündchen entpuppt und wieder gibt es einige Musikstücke, die aus fürchterlichen Edelschnulzen und Kirchenliedern der Heilsarmee noch einiges an Komik herauskristallisieren.
****  typische Kaurismäki - Tragikomödie, diesmal in Farbe.  Läuft im FKC im Februar 2003


Nirgendwo in Afrika

Caroline Link, BRD, 141 Min, Cinemascope, digital
Einer jüdischen Familie in Nazideutschland, er ein Jurist, sie aus gutem Hause, gelingt 1938 gerade noch die Flucht nach Kenya, wo sie ein sehr einfaches Leben führen müssen, als der Krieg ausbricht, werden sie interniert (z.T. in Luxushotels! ) und er kämpft bei den Briten gegen die Nazis. Die Tochter kommt in eine englische Schule und ist sehr aufgeweckt. Nach dem Krieg bekommt er eine Stelle als Richter von Wiesbaden angeboten, doch die Frau will nun plötzlich nicht mehr zurück. Ein Heuschreckenschwarm und eine neuerliche Schwangerschaft tragen aber dazu bei, dass die leidgeprüfte Familie zusammenbleibt.
*** sehr gute Naturaufnahmen – für die etwas dünne Geschichte enorme Dauer, durchaus kurzweilig, korrekt zu den Eingeborenen, typisch deutsche Familien- und Beziehungsprobleme
(läuft ihn Constantin-Häusern)


Samsara

 Die deutsch-indische Produktion unter der Regie von Pan Nalin zeigt wunderschöne Cinemascope-Bilder von der Gegend um Ladakh, die Geschichte selbst ist aber ziemlich banal: der Mönch Soon Tashi, der stressfrei in der völligen Abgeschiedenheit des Klosters lebt, lernt bei einem Erntedankfest die schöne Pema kennen. Danach sind allmorgendlich Spermaflecken auf seiner Kutte ... er verlässt das Kloster, geht als Knecht auf das Gut des Vaters von Pema, heiratet sie (obwohl sie eigentlich schon einem anderen versprochen wurde), macht ihr ein Kind. Einziger wirklicher Konflikt ist, dass das Getreide des ganzes Tales von einem betrügerischen Monopolisten weit unter dem Marktpreis und unter Verwendung einer gefälschten Waage angekauft wird.Als sie den Schwindel aufdecken und in der Stadt einen weit besseren Preis für ihr Getreide erzielen, brennt plötzlich in der Nacht das Feld...   Eines Tages will Tashi wieder zurück ins Kloster, es sei besser eine Leidenschaft zu besiegen als zu versuchen, 1000 andere zu befriedigen.... er rasiert sich den Schädel, zieht die orangene Kutte an und begibt sich auf den Weg ins Kloster. Doch da erscheint ihm seine Frau und zitiert Siddharta, der zwar berühmter wurde als dessen Frau, doch von ihr viel Weisheit und Erkenntnis erlernte... er muss sich endgültig zwischen der Liebe und der Religion entscheiden.

**, schöne Bilder, manchmal an der Grenze des Kitsch, banale Liebesgeschichte ohne Erläuterung des kulturellen oder religiösen Hintergrunds


INSOMNIA
Christopher Nolan, USA 2002, Cinemascope
Hinter der grandiosen und pittoresken Bergwelt Alaskas spielt sich dieser Krimi mit Al Pacino und Robin Williams (als Bösewicht) ab. Dormer und Hap, zwei Cops kommen von LA nach Alaska um einen Mord an einer jungen Frau aufzuklären. Bei einem Lokalaugenschein im Nebel glaubt Dormer den Täter gesehen zu haben und schießt - er trifft aber seinen Kollegen Hap tödlich. Alle glauben natürlich, dass der Gesuchte geschossen hat. Die junge und intelligente Kommissarin vor Ort findet aber die für ihn typische Patrone. Finch, ein dubioser Krimiautor, dessen Werke handsigniert beim Opfer gefunden wurden, ruft immer wieder in der Nacht Dormer an und beschuldigt ihn des Mordes, woraufhin Dormer in Finch` Haus eindringt, um dort seine Tatwaffe zu verstecken und ihm so das Beweismittel unterzujubeln. Jedenfalls verschafft ihm das schlaflose Nächte, dazu kommt noch die nordische Mitternachtssonne...
Der eigentliche Fall gerät immer mehr in den Hintergrund. Dormer und Finch geraten immer mehr aneinander, Showdown: am Schluss sind beide tot.
Gut gemacht und einigermaßen spannend, mit einigen US-typischen Gewaltszenen (und natürlich ohne Sex).
** annehmbar
P.S. habe wegen Schlechtwetters in Tallinn den Film in englisch mit estnischen und russischen Untertiteln gesehen, wer weiß, wie er auf deutsch heißt? Jedenfalls laufen dort selbst in einem Kinocenter alle Filme OmU!


Hable con ella (Sprich mit ihr)

Pedro Almodóvar, E 2002, Cinemascope, dolby, 116 Min.
Dieser neue Film vom würdigen Nachfolger Bunuels ist etwas weniger schrill als seine Vorgänger, denn das Thema ist eigentlich nicht zum Lachen, sondern eine einzigartige Liebesgeschichte - eine (rechtlich) verbotene Liebe, die für den Liebhaber im Gefängnis endet, obwohl er der Geliebten eigentlich das Leben wieder schenkte.
Zwei Liebesgeschichten sind am Anfang ineinander verwoben: der Journalist Marco, dessen Geliebte Stierkämpferin ist und in der Arena schwerst verletzt wurde; der Krankenpfleger Beningo, der Alicía im Koma liebevoll pflegt, er bewunderte sie früher als Ballettschülerin von seinem Fenster aus und lief ihr erfolglos nach. Beide Frauen liegen im Spital im tiefsten Koma und die beiden Männer freunden sich an.
Beningo entwickelt eine sinnliche Beziehung zu seinem Pflegefall, er spricht mit ihr, nimmt ihre Hobbies an und es endet darin, dass er sie schwängert. Er kommt dafür ins Gefängnis.
Das Kind kommt zwar tot zur Welt, doch während der Geburt erwacht die Mutter aus dem Koma.
Der Rechtsanwalt will Beningo diese Wahrheit gar nicht sagen, als es es Marco machen will, ist es schon zu spät: Beningo wollte genau jene Dosis an Tabletten nehmen, die ihn auch in ein ewiges Koma versetzt, doch er überlebte nicht. Da bleiben also Marco und Alicía übrig, die sich nun kennenlernen....

Ein neues Meisterwerk, genial in Schnitt und Spannung, bis ins kleines Detail (etwa ein Auftritt von Caetano Veloso, der die Edelschnulze "La Paloma" derart traurig vorträgt, dass man eine Gänsehaut bekommt; ebenso die Auswahl der Stierkampfszenen und noch nie wurde die Ausdruckssprache des Ballett einem Laien so kurz und treffend erklärt  ). Wieder ein Mal beweist das spanische Kino, dass es wesentlich besser ist als seine Präsenz auf dem deutschsprachigen Markt es vermuten lassen würde.
**** 1/2 geniales Meisterwerk


L.A. Without A Map

Mika Kaurismäki (SF, F, GB 1998, Cinemascope, SRD, 107 Min)

Die Werbung des Leokinos in Innsbruck versprach eine "temporeiche Komödie über die Begegnung zweier Kulturen, welche durch ihre gemeinsame Sprache voneinander getrennt werden." thats cool!.
Barbara, eine hübsche Amerikanerin trifft in Schottland auf einem Friedhof den Leichenbestatter Richard kennen; der verliebt sich in sie und fliegt ihr nach. Einziger Anhaltspunkt ist ein Feuerzeug eines Restaurants. Dort kellnert sie, und alle in L.A. reden nur vom Film und hoffen eine Rolle im Film zu bekommen, dubiose Agenten nutzen das aus und wollen mit den attraktiven Damen natürlich zur "Probeaufnahme" ins Bett.
Richard passiert natürlich so ziemlich alles, was die Klischees erzählen und Johnny Depp gibt ihm als Halbgott Tipps, er nimmt einen Job als Swimmingpoolreiniger auf (obwohl er natürlich hofft als Drehbuchautor ernst genommen zu werden, schließlich hat er als Verfasser von Todesanzeigen umfangreiche literarische Erfahrung) und er heiratet Barbara sogar (natürlich in einer Wedding Chappel in Las Vegas) was sie offenbar weniger ernst als er nahm, denn seine Eifersüchteleien stören ihn und sie verlässt ihn wieder. Auch die Leningrad Cowobys treten natürlich auf wie überhaupt die (Pop-) Musik eine wichtige Rolle spielt. Wieder zuhause in Schottland auf dem Friedhof angekommen, taucht Barbara wieder auf und hofft nach den Absagen in Hollywood auf mehr Glück im englischen Film...

** 1/2 Teilweise gelungene Satire auf Hollywood, doch leider hängen manche Dialoge durch, auch handwerklich war der Film wenig brillant, es bleibt nicht viel  mehr  als gute Unterhaltung und einige "coole" culture-clash gags.


Vaya con dios (spanisch: geh mit Gott)
Die Kinowerbung schreibt: " Und führe uns in Versuchung! Drei Mönche müssen ihr Kloster verlassen und versuchen zu ihren Ordensbrüdern nach Italien zu gelangen. ... AB 6 JAHRE"  Also denkt man sich, die Versuchung kann nicht sehr groß sein, wenn der Film jugendfrei ist...
Außer dem Titel kommt weder ein spanisches Wort, noch eine spanische Landschaft vor und zu Beginn vermisst man die Untertiteln zu den lateinischen Texten....ein paar Brocken versteht man noch (man musste es ja mal studieren), etwa "Mulier ante portem" (Frau vor der Türe).
Grandios gesungene Kirchenlieder dominieren, und das soll eine Komödie sein? Das sind die Widersprüche, mit der man bei diesem Cinemascope-Film mit stimmigen Bilder aus heimischer Landschaft konfrontiert ist.
Der durchaus kurzweilige und der Religion gegenüber sehr respektvolle Film (er erhielt ja den Bayrischen Filmpreis, wenngleich die zu Geschäftsleuten im Mercedes verkommenen Jesuiten etwas ihr Fett abkriegen) erzählt von versprengten Kantaristen-Mönchen, die nach dem Tode ihres Abtes bankrott, ihr mittelalterliches Hauptwerk nach Italien bringen wollen; mit den Karten des "Königreiches Bayern" kommen sie nicht weit, und eine Umweltfotografin kommt ihnen in die Quere (schwer zu sagen, wer wenn rettet), sie landen dann in Stuttgart bei den Sandlern und werden von den Jesuiten im Nadelstreif nicht ohne Hintergedanken in die Zivilisation geführt (culture  clash!), der jüngste lernte auch kurz die Fleischeslust und einen Kapitalrausch kennen. Letztlich landen sie doch bei den Brüdern in Italien und dennoch ist das kein richtiges Happyend.
*** durchaus sehenswert, nicht sensationell, aber menschlich und warmherzig


Tanguy
Etienne Chtatiliez machte einen vergnüglichen, aber nicht sehr tiefschürfenden Film, wäre diese nicht bei einem Alternativverleiher "cinecoopi" gelandet, wäre er nicht der leichte Sommerhit der Programmkino, sondern die Cinepexen füllen.
Tanguy ist so lieb, als er auf die Welt kommt, dass die Mutter sagt, er könne ewig bleiben. Und so wird es denn auch kommen. Fast. Mit 28 ist er ein angesehener Sinologe, doch meint er die Doktorarbeit verzögere sich noch weitere 18 Monate, die genervten Eltern, die ihm alles machen (kochen, waschen, putzen, Auto leihen) , hegen zunehmend böse Pläne aus, um ihn loszuwerden. Es beginnt mit kleinen Lästigkeiten wie stinkende Fische verstecken, geht über Schrauben lockern und als Mutti den ständig wechselnden Damenbekanntenschaften dies auch noch vernadert, ist er sogar froh...

Als sie ihm auf dringendes Anraten von Oma eine eigene Wohnung mieten, bekommt er dort Asthmaanfälle und lässt sich solange in Spital bringen, bis Mama in wieder aufnimmt. Als er genug Geld verdient, um auf eigenen Beinen zu stehen werfen sie ihn endlich raus, doch er kontert mit juristischen Mitteln - und bekommt vor Gericht recht. Eltern sind sorgepflichtig (Oma entdeckt übrigens den entsprechenden Paragraphen auch, dass auch die Kinder für die Eltern manchmal sorgepflichtig sind, als sie sich einen Knochen bricht...).
Was dann wirklich zum Erfolg führte (das zu kleine Kinderbett?) wird nicht ganz klar herausgestrichen, jedenfalls landet er in Peking im Hafen der Ehe und sein Kind wird wohl gleich verwöhnt werden, wie einst er.
*** sehr vergnüglich


Mr. Bones

Leichte Unterhaltung für die ganze Familie aus Südafrika, etwa im Stile "die Götter müssen verrückt sein". Das weisse Findelkind ist der Medizimann und das Orakel eines alten Königs des Stammes der Kuvukis und auf der Suche nach seinem einzigen Sohn, nachdem ihm sein ganzer Haarem nur Mädchen geboren hatte. Er glaubt in einem Golfstar namens Prince den wahren Prinzen gefunden zu haben und setzt dessen Greenkeeper bzw-Adjutanten außer Gefecht, gerät ins Visier der kriminellen Sportmafia... der wahre Sohn ist dann sein dicker schwarzer Gegenspieler, der buchstäblich mehrmals den Kopf in den Arsch eines Elefanten stecken muß. Amüsante Wildtier-Stunts und manche gute Einfälle (etwa wie ein Elefant einen Hubschauber mit dem Rüssel am Abschlepphacken wie ein Fesselflugzeug herumwirbelt) machen den Film auch für Erwachsene, die von ihren Kids ins Kino geschleppt werden, durchaus erträglich.
** mit netter Township-Weltmusik.

Werbetext:
Mr. Bones (LEON SCHUSTER), der weiße Medizinmann der Kuvukis, wird beauftragt, den verlorenen Sohn des Stammesältesten zu finden. Seine Suche führt ihn nach Sun City, dem Party und Spieler- Paradies im afrikanischen Dschungel. Dort verursacht der verrückte Buschmann im Handumdrehen ein unglaubliches Chaos. Das nicht zuletzt, weil er in dem amerikanische Super-Golfer Vince Lee (DAVID RAMSEY) den Häuptlingssohn zu erkennen glaubt. Kurzerhand kidnappt und verschleppt Bones diesen in das Kuvuki-Dorf. Für Vince Lee und seinen verzweifelten Manager Pudbedder (FAIZON LOVE) beginnt eine abenteuerliche Reise durch den Busch. Sie ahnen nicht im geringsten, was die Götter und das Schicksal noch für sie bereit halten....

http://www.mr-bones-film.de/


Gosford Park
Robert Altman, USA 2002
Auch wenn der Film "besonders wertvoll" bekommen hat und ihn manche (dem US-Film gegenüber unkritische) Kritiker in den Himmel loben:
es kommt selten vor, dass ich nach einer Stunde aus dem Kino gegangen bin: in der ersten Stunde war der Film stinklangweilig und derart banal, dass manche Doku Soup im Fernsehen ein Highlight dagegen ist! Von Gesellschaftskritik oder was die KritikerInnen noch alles hineinphantasiert haben, sah ich nichts. Und nicht einmal die strengste Klosterfrau wird bei diesem Kinder- und Kostümschinken (jugendfrei) rot!
#### 4 Minuspunkte (Schlafkissen) für geschwätzigen Film 

Bread and Roses
von Ken Loach, GB 2000, 110 Min

 Der Name des Filmes kommt von einem amerikanischen Arbeitskampf zu Beginn des letzten Jahrhunderts, die unterdrückten ArbeiterInnen forderten nicht nur genug zum Essen (bread), sondern auch die Möglichkeit, an den Genüssen des Lebens (roses) teilzunehmen...

Latinos in Los Angeles, die meisten sind illegal ins Land gekommen, um einen Job als Putzfrau bei „Angels“ zu bekommen muss frau erstmals zwei Monate umsonst arbeiten, das ist die Gebühr  um legale Papiere zu bekommen. Der Lohn ist mit 5,5$ karg, Krankenversicherung, Urlaub oder andere Sozialleistungen gibt es nur in den höheren Etagen. Doch früher einmal war das ganz selbstverständlich.
Maya geht auf diese Bedingungen ein, sie kommt bald in Kontakt mit dem Gewerkschaftssekretär Sam und nimmt an Aktionen teil; 
ihr Konzept ist es, die illustren Mieter (Anwaltskanzleien u.a.) anzuschwärzen, die versucht haben, die Beschäftigung von Reinigungskräften an die Hausverwaltung "outzusourcen".
Um eine Behandlung der Diabetes des Mannes ihrer Schwester zahlen zu können, raubt sie eine Tankstelle aus, als sie bei einer spektakulären Aktion mit Prominenten auf die missliche Lage der Reinigungsfrauen hinweist, wird sie verhaftet und ihre Fingerabdrücke verraten sie. Maya wird „nur“ abgeschoben.
Ein paar männerfeindliche Gags gibt’s ja schon (und übertriebene Aufregung, wenn eine mal als Nutte arbeitete) , aber ansonsten ist der Film ein klassisches Lehrstück, wozu eigentlich eine Gewerkschaft gut ist: nur mit gemeinsamen Aktionen kann man dem oft gesetzwidrigen Tun der Ausbeuter Einhalt gebieten und den Arbeitern Würde und Respekt verschaffen. Auch entlarvt er die USA keineswegs als das gelobte Land, als das es in den Medien sich selber gerne darstellt.
Dass viele persönliche Motive der Solidarität oft entgegenstehen wird auch unverblümt gezeigt und verleiht dem Film Glaubwürdigkeit.
Die AK Tirol unterstützte den Cinematograph-Filmverleih bei der Beschaffung der Rechte für diesen Film, manchmal können auch Informationen der Globalisierungsgegner (und Tobin-Steuer Befürworter) ATAC dazu bezogen werden.
Stilistisch ist der Film leider ziemlich konventionell und nicht so opulent wie „Land and Freedom“ , er zeigt aber gut die Arbeitswelt der Latinos in den USA.
***


Monsoon Wedding

Mira Nair, Indien, USA 2001, ges. in DF

Eine indische Hochzeit ist ein teures und riesiges Fest. Der Brautvater stürzt sich in Schulden, die Verwandten und Bekannten kommen bis aus den USA oder Australien angereist und das Abholen am Flughafen klappt schon mal nicht. Ein "event manager", der in Festzelt aufbauen und den Garten mit Blumengirlanden schmücken soll, verliebt sich in eine Hausangestellte. Ria, die Braut geht noch zwei Tage vor dem denkwürdigen Termin mit einem ihrer Exfreunde fremd, sie werden dabei bei strömenden Regen im Auto von der Polizei erwischt. Sie beichtet diese aufgedeckte Sünde ihrem Verlobten Hemant, den sie kaum kennt, irgendwie in der Hoffnung, das ganze Theater um diese arrangierte Hochzeit würde platzen. Doch er vergibt und ist von ihrer Ehrlichkeit berührt. Der reiche Onkel aus Amerika hingegen, der ihr ein Studium in den USA finanzieren möchte, entpuppt sich als Päderast, der die kleine Schwester der Braut zu missbrauchen versucht und mindestens schon geküsst hat. Kleinlaut verrät sie sich, in dem sie genaue Details über Zungenküsse offenbart. Es kommt zum Eklat und der Brautvater verweist den alten, spendablen Freund vom Fest.

In knalligen Farben und recht rasantem Schnitt, aber doch verdammt nahe am Stil von Hollywood-Familiengeschichten, wird die upper cast Indiens in ihren bunten Saris beschrieben, nur wenige visuelle Ausflüge führen uns in das Chaos der indischen Straßen. Zwar relativ kurzweilig und optisch opulent, aber doch etwas oberflächlich. Der Film erreicht bei weitem nicht die Qualität ihres Erstlingswerkes "Salaam Bombay", ist aber nicht so schwach wie ihr "Kamasutra", der eine herbe Enttäuschung war. Der "Bollywood"-Streifen (Bombay produziert ja mehr Filme als Hollywood) hat aber doch einige Tabus angeschnitten, die bisher nie gezeigt werden konnten: Kindesmissbrauch und Kritik an den arrangierten Hochzeiten.

** 1/2 sehenswert


Das weiße Rauschen
Hans Weingartner, D 2001
Dank den Dogma-Filmen haben sich cineastisch interessierte Zuschauer an wackelige Handkameras und mehr oder minder unscharfe Videotransfers 
(auch wenn diese immer besser werden) gewöhnt, da sie doch eine sonst nicht realisierbare Nähe zum Objekt und Echtheit suggerieren.
Der in Feldkirch geborene Hans Weingartner ist mir als Mitglied der Filmkunstkommission durch Experimentalfilme bekannt, die er an der Filmakademie in Frankfurt realisierte.
Im Vergleich zu jenen mancher ist "das weiße Rauschen" fast harmlos; dennoch dürfte er für den normalen Zuschauer etwas harte Kost sein, dennoch aber beeindrucken.
Die Geschichte eines jungen Mannes, der nach Köln zu seiner Schwester in eine WG zieht und an Schizophrenie erkrankt ist sehr glaubwürdig. Nach dem Konsum
von Drogen hört er plötzlich Stimmen und sucht nach versteckten Lautsprechern, auch nimmt er die Umwelt immer fremdartiger wahr (was filmisch gut umgesetzt
wurde). Zum ersten Ausbruch kommt es, als er eine Frau beim ersten Date ins Kino einladen will und sich wohl beim Termin geirrt hat, er attackiert die Kassaangestellte
und die Angebetete bekommt logischerweise nun Angst vor ihm. Er verwüstet die Wohnung, sperrt sich, fühlt sich beobachtet und verfolgt, kommt
in die "Klapse". Dort wird er medikamentös eingestellt und somit die inneren Stimmen leiser, als er wieder entlassen wird, kümmert sich seine Schwester, obwohl von ihm manchmal arg attackiert, rührend um ihn, eines Tages setzt er die Medikamente ab und die Krankheit kommt wieder hoch. Er stürzt sich von einer Brücke in den Rhein
und wird von Hippies aufgefischt und mit nach Spanien genommen. Im Baskenland trennt er sich - nach unausweichlichen Konflikten auch mit dieser gutmütigen
Spezies Mensch - von ihnen und will den Weg der Erleuchtung rückwärts gehen. Wer weißes Rauschen sieht, wird verrückt, wer es schon ist, aber wieder normal, meint er. Der Film erhielt letztes Jahr den Max-Ophüls Preis und ist heuer für den Deutschen Bundesfilmpreis nominiert.
www.dasweisserauschen.de
***1/2 - sensationell gut gemachter Stereosound in Dolby Digital und innovative Ideen machen es verständlich, dass dieser Film 2001 den Max-Ophüls-Preis gewann.


Hundstage
A 2001, Ulrich Seidl
Der FKC hatte den Film eigentlich schon programmiert - es entging mir allerdings wegen Urlaubes, dass er inzwischen im Normalprogramm der Weltlichtspiele schon gelaufen ist. Dennoch ein paar Bemerkungen dazu:
Die offene und latente Gewalt, die in diesem Film vorkommt ist sicher harmloser als in den üblichen Action-Filmen aus den USA, was aber so betroffen macht ist, dass die Menschen dargestellt sind, wie sie meistens sind: nicht besonders schön, meistens zu dick, es sind also Menschen wie du und ich. In den Hollywood-Filmen geschieht viel schlimmeres, doch es wird von schönen, schlanken, aktiven, dynamsichen Stars gemacht, die gut geschminkt und vorteilhaft ausgeleuchtet ins Bild gesetzt werden. Genau das verweigert Seidl: wenngleich "Hundtage" ein Spielfilm mit z.T. profess. Schauspielern ist, blieb er seinem semidokumentarischen Stil treu: starre Kamera, meist Weitwinkel und eine gewisse Distanzlosigkeit. Männer mit dicken Bäuchen, Tätowierungen, Frauen mit Hängebusen und dann das Tabu, das auch alte Menschen mit noch weniger perfekten Figuren und "unmöglichen Dessous" auch Erotik und Sex möchten... solche Bilder ist man nicht gewöhnt.
Die ÖsterreicherInnen sind in dem Film arge NeurotikerInnen .... sei es die nervige Autostopperin, die allen auf die Nerven geht, weil sie pausenlos quatscht und Werbespots und Kirchenlieder singt und gar noch in den Taschen der gutmütigen AutofahrerInnen herumkramt.... sei die Lehrerin, die sich zwei unmögliche Typen als Freunde hält und sich demütigen lässt, sei es der Verkäufer von Alarmeinrichtungen, der zur Selbstjustiz greift, sei es das junge Paar, er ein verrückter Autonarr und sie magersüchtig. Leider kennt fast jeder jemanden, der sich in diesem Film betroffen fühlen könnte.
*** das Elend der österr. Provinz, leider recht glaubwürdig 


Nomaden der Lüfte
DOKU; F/D/E, 2001
LÄNGE 92 Min.
Regie
: Jacques Cluzaud, Michel Debats, Jacques Perrin

http://www.lufthansa.com/dlh/de/nomadenderluefte/film/hauptdarsteller.html
Nach der Primaten-Doku („Volk der Affen) und dem überaus erfolgreichem Käfer-Drama („Mikrokosmos“) nun also die dritte Expeditionen des Jacques Perrin ins Tierreich, diesmal zu „unseren gefiederten Freuden“, wie der gute alte Bernhard Grzimek sagen würde. Wortwitzelnd könnte man vom „ersten Familienfilm mit Vögeln“ sprechen.

In Frankreich avancierte das dritte Tier-Epos des einstigen Costa-Gavras Darstellers Jacques Perrin („Z“) zum ganz großen Publikumsliebling. Hierzulande dürfte ein ähnlicher Boom à la „Mikrokosmos“ zu erwarten sein: eine faszinierend schöne Kinoflucht aus dem Alltag. 
(Text des Sponsors Lufthansa)

Ein Bilderrausch, nahezu ohne Kommentar. Tatsächlich fehlt mit zunehmender Dauer des Films die zusätzliche Information. Anders als die Zugvögel verliert der Kinobesucher die Orientierung. Irgendwann ahnen nur noch Ornithologen, welcher Vogel gerade wohin unterwegs ist und was dieses Tier vielleicht sonst noch auszeichnet. So bleibt das seltsame Gefühl, dass dieser Film uns in seiner ersten Hälfte mit offenem Mund über eine Bilderpracht ohne gleichen staunen lässt - und uns dann zunehmend ermüdet.
(BR online)
Die in den österr. Kinos ausliegende Zeitschrift SKIP verheisst:
Von dem, was so ein kleines, oft nur wenige Gramm leichtes Federvieh fertigbringt, können sogar die fortgeschrittensten Raketentechniker nur träumen. So fliegt etwa die arktische Möwe, ein Vogel mit gerade mal einem Meter Flügelspannweite, jedes Jahr einmal 30.000 Kilometer ans andere Ende der Erdkugel – und wieder zurück. Nur zwei Gramm schwere Kolibris schaffen nonstop 800 Kilometer über den Golf von Mexiko. Störche hingegen, die zu den schwersten Vögeln überhaupt gehören, können bis zu 5000 Meter hoch fliegen. Die Ringelgans überquert den Himalaya in 9000 Metern Höhe – dort ist die Luft schon so dünn, dass sogar Reinhold Messner in Ohnmacht fiele. Der Sperbergeier schafft es gar auf 11.500 Meter Seehöhe, natürlich auch ohne Sauerstoffgerät. Und der Wanderfalke lässt jeden Kampfpiloten müde aussehen: Ohne Hightech-Gerätschaften bringt er es im Sturzflug auf satte 300 km/h – eine ungeheure körperliche Leistung.
Die Faszination des Fliegens – für den Menschen ein ewiger Traum, für die Vögel eine simple Frage des Überlebens.

Von all dem sieht man im Film relativ wenig -
zwar sind schöne Bilder wahllos aneindergereiht, warum die Vögel so energiesparend fliegen können oder warum sie so hoch fliegen, erfährt man nicht. Kein Flug wird durchgehend verfolgt, es scheint den Autoren nur um einige spektaktuläre Aufnahmen an atemberaubenden Schauplätzen zu gehen. Das ganze wird ein überlanges „Universum“ und wird langweilig.

Erfreulich ist, dass Kommentare sehr spärlich eingesetzt werden, knapper Untertitel identifizieren nur die Vogelart, nicht aber den Drehort. Eine süßliche New-Age Musik als Soße darüber....
kein Wunder, dass so was in den Cineplexxen läuft, auch wenn es mal „Made in France“ ist, wo der Streifen ein Renner ist. Vielleicht liefern sie dort Rezepte dazu, wie man die Entchen am besten zubereitet, Canard al orange oder so....
0 – schöne Aufnahmen stehen fehlender Dramaturgie entgegen


 Flores del otro mundo / Blumen aus einer anderen Welt
Spanien, 1999,  106 Minuten, OmU
Kinoverleih D: Arsenal Filmverleih

Die Geschichte dürfte wahr sein: Jungbauern haben es sehr schwer, eine Frau zu finden; ein Bürgermeister einer aussterbenden spanischen  Gemeinde hatte tatsächlich die Idee ein Singlefest  „festival del solteiros“ zu veranstalten, interessierten Damen wurde eine Woche freier Aufenthalt gewährt.
Als der Bus ankommt, werden sie stürmisch begrüßt und begafft, im Spalier geht es zum Buffet und nach der Stärkung ist auf dem Dorfplatz Tanz. Da begrapschen manche schon die Frauen, bevor sie nach ihrem Namen fragen.
Drei bleiben hängen:
Patricia aus der Dominikanischen Republik, die illegal in ständiger Angst lebt, wieder ausgewiesen zu werden und von ihrem Ex verfolgt und erpresst wird. Sie soll dem „Reichen“ möglichst viel Geld abringen, als der arme Bauer darauf kommt, schmeißt er sie samt dem Kind hinaus, ist dann letztlich doch gerührt ob ihrer Tränen.
Die Kubanerin Milady, in Hosen aus der Nationalflagge des Erzfeindes USA, sie liebt in Wahrheit einen Italieners und belügt und betrügt nicht nur einen naiven Bauern, sondern auch einen jungen Kiffer.
Marirrosi, kommt aus Bilbao und ist eine gepflegte Intellektuelle, die es auf dem Land nicht aushält, die Ruhe sei bedrückend, sie verliebte sich in einen Gärtner, der aber nicht in die Stadt will, die Wochenendbeziehung ist zwar stürmisch, doch keiner der beiden will zum anderen ziehen. Auch hier am Ende Tränen.

Sie kriegen alle ihr Fett ab, am meisten die Schwiegermütter der Müttersöhnchen, auch die KubanerInnen steigen nicht gut, nützen sie doch immer nur alle aus und wollen nicht arbeiten,, sondern nur Feste feiern und Freundinnen einladen, und ihre Telefonrechnungen ruinieren ihre Liebhaber.

Trotzdem ein sehr realistischer und warmherziger Film, wenngleich er den Jungbauern wenig Hoffnung auf eine wirklich arbeitsame Ehefrau machen dürfte. Aber etwas Abwechslung brachten die schönen Blumen aus der anderen Welt schon in ihr Leben.

*** sehr realistische Geschichte um in ein bäuerliches Dorf eingeladene, heiratswillige Frauen aus aller Welt, unterhaltend und warmherzig. 


Beautiful Mind
Ron Howard, USA 2001, 134 Min.
Der Oscar-Reigen für diesen Film ist mir unverständlich, aber am Nicht- Oscar für "Amelie" sieht man ja, dass gottseidank die Europäer einen anderen Geschmack haben. Dennoch der typische US-Streifen ist ansehbar, einige unerträgliche Nationalismen lösen sich doch als Wahn auf, dennoch nicht jedes Detail ist glaubwürdig.

Das Mathematikgenie John Nash ist im Umgang mit anderen Menschen und besonders mit Frauen sehr ungeschickt, dennoch bekommt er eine wunderbare Ehefrau, die ihm sogar den Weg aus der Krankheit mit ihrer starken Liebe erst ermöglicht. 
Er bekommt zur Zeit des kalten Krieges Besuch vom Pentagon, das meint nur er könne russische Codes entziffern, er arbeitet wie besessen und liefert an einem geheimen Ort die Ergebnisse ab. Doch weder sein Zimmerkollege, noch dessen Adoptivtochter und schon gar nicht der "Soldat" des Geheimdienstes existieren, sie sind Halluzinationen und Nash leidet an Schizophrenie. Auch der Zuseher, wie Nash selbst, merken dies erst in der zweiten Hälfte des 134 Min langen Filmes. Statt sich wieder mit Insulinschocks (- sie hatten ähnliche Epilepsie-auslösende Wirkung wie die bei uns üblich gewesenen Elektroschocks - ) traktieren zu lassen,  ignoriert er die Gestalten seiner Phantasie und mit der Hilfe seiner Frau lebt er ein annähernd normales akademisches Leben und lehrt wieder an der Uni. Zum Schluss  bekommt er für eine frühe Theorie 1994 den Nobelpreis und dankt bei der Rede pathetisch seiner Frau.
Der Film  hat auch eine stimmige Fotographie, verherrlicht er das (kaum glaubhafte) Durchhalten seiner Frau in Phasen schwerer Schizophrenie...
und irgendwie nimmt er die frühere Paranoia vor den Russen etwas auf die Schippe.
Tiefsinniges über die Krankheit wird nicht preisgegeben, es ist ja schon Allgemeingut, dass manche Genies  autistisch oder schizoid sind.. 
Wer mehr über den wahren John Nash nachlesen möge:
 http://www-groups.dcs.st-and.ac.uk/~history/Mathematicians/Nash.html
** sehenswert, aber nicht so genial, wie der Oscar-Reigen vermuten liesse.

VENGO

Tony Gatlif
90 Min, Cinemascope, F/E/D/J 2000
Tony Gatlif hat uns zuletzt mit seinem 1997 über die rumänischen Zigeuner gedrehten Film "Gadjo Dilo" erfreut. Nun legt er ein Werk vor, welches sich mit dem andalusischen Flamenco und seinen marokkanischen Said-Wurzeln befasst. Leider werden dabei alle Klischees - oder vielleicht sind es wirklich Realitäten ? erfüllt: die gitano-Männer schauen aus wie Christusdarstellungen auf Nazarener-Bildern, fahren dicke Mercedes, trinken viel, feiern unter sich ausgelassene Feste, haben sehr schöne Frauen, leben von Geschäften im Rotlichtmileau und arbeiten nicht im bürgerlicher Sinne; und vor allem: sie sind untereinander verstritten und schwören sich Blutrache.

Caco trauert um den Tod seiner Tochter, zusammen mit Diego, seinem spastisch behinderten Neffen, um den er sich sehr kümmert, weil dessen Vater in Marokko untergetaucht ist. Die rivalisierende Caravacas-Familie  verdächtigt ihn, einen der ihren umgebracht zu haben und sinnt auf Blutrache, die sie mit Graffitis an den Wänden ihrer Feinde auch ankündigen. Als nächster Verwandter wäre nach den überlieferten Gesetzen der behinderte Diego auf der Abschussliste; letztlich opfert sich ehrenhaft Caco und wird im Zweikampf erstochen - der Todeskampf zieht sich lange hin und wird in eindringlichen Bildern gezeigt.
Es ist nicht der populäre Flamenco für die Touristen oder ein rockiger Sound wie bei den Gyspy Kings; es ist jener authentische Flamenco, der förmlich aus dem Leib geschrieen wird, es treten jene Gruppen auf, die unter den gitanos beliebt sind und die beiden rivalisierenden Familien überbieten sich damit, noch bessere Sängerinnen zu engagieren.


Positiv ist die Fürsorge für den spastisch (und auch geistig?) behinderten jungen Diego zu sehen, Caco besorgt ihm einmal sogar eine nette und hübsche Prostituierte, damit er auch die Liebe kennen lernen kann, doch er merkt, trotz allen Anstrengungen ihrerseits, dass dies eine professionelle Dienstleistung war und nicht wirklich vom Herzen kam. Humorvoll auch, als sie einmal mit dem Vater per Handy telefonieren und dies mitten auf der Straße machen müssen, weil nur dort der Empfang gut ist, der Verkehr muss angehalten werden...
Alles in allem sicher ein Kultfilm für Flamenco-Fans, mich persönlich hat er aber nicht so überzeugt wie "Gadjo Dilo", da er zuviele der Vorurteile über die gitanos nur bestätigte, statt zu hinterfragen oder differenziert darzustellen.
**1/2 sehenswert


ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER

Ein Dogma zertifizierter Film
DK 2000, Regie: Lone Scherfig , 108 Min
Es beginnt eigentlich etwas spröd und holprig und endet als Tragikomödie par excellence. Es geht um Einsamkeit, Verlust, Krankheit und Tod, aber auch über die Liebe. Selbst Versagertypen und arrogante Möchtegern-Fußballer sind nicht immun gegen die schönste Sache auf Erden.
Ein Kaff in Dänemark, ein Scandic-Hotel und eine Terrasse beim Stadion. Der alte (ev.) Pfarrer ist unmöglich geworden nachdem ihm seine Frau gestorben ist  und eine "Aushilfe"  kommt, auch er, wenngleich viel jünger,  hat seine Frau verloren. Auch die Friseurin, die dem unmöglichen Kellner die Haare  schneiden soll, hat eine schwerkranke, süchtige Mutter. ....kurzum allen Personen sterben Bezugspersonen weg.... und auch der Italienischlehrer stirbt inmitten des Unterrichts einen Herzinfarkt. Und zwei Frauen erfahren erst am Grabe, dass sie Schwestern sind....

Einzig möglicher Treffpunkt und Kennenlernort scheint dieser Italienisch-Anfängerkurs zu sein, doch jetzt wird ein neuer Lehrer gesucht. Als der unmögliche Kellner von der Stadion-Terrasse gefeuert wird und auch eine italienische Hilfskraft kündigt, ist er die einzige mögliche Nachfolge für den Lehrer und hat einen kleinen Job; früher war er guter Schüler des Kurses, nun ist er der Lehrer. Der schüchterne Chef des Scandic-Hotels, der meint impotent zu sein, fragt den Pfarrer um Rat, "wenn ich allein bin, geht es", beichtet er, vielleicht braucht es da nur die richtige Frau? Und die wartet auf ihn, ohne dass er es eigentlich merkt. Erst als die hübsche, aber streng katholische Italienierin sich für den Italienischkurs anmeldet, nur um in seiner Nähe sein zu können, kapiert er es. Und es werden die Hochzeitsglocken läuten, wenn sie alle einen Sprachausflug nach Venedig machen .... Happyend.

Das Happyend und die Verwendung von Videomaterial verstossen zwar gegen die Dogma-Regeln, dennoch kann man diesem köstlichen, warmherzigen und menschlichen Film nicht absprechen, ein Dogma-Film zu sein, kein Kunstlicht, kein Stativ und echte Menschen mit echten Schicksalen....
****  warmherzig, tragikomisch 


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