wenn nicht anders angegeben ist Dr. Norbert Fink der Autor
WG = Prof. Walter Gasperi
Urs = Dr. Urs Vokinger
Weitere
Kritiken von Walter Gasperi finden sich
auch hier. (Kultur-Online
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bestmöglich: *****, **** = herausragend, ***= sehenswert, ** diskutabel, *
mangelhaft, # langweilig, ## = 2 Schlafkissen für besonders langweilige Filme
Hinweis - hier kritisiere ich im allgemeinen aktuelle Filme, die ich irgendwo
auf der Welt sehe, in der Regel nicht jene, die wir sicher ins Programm
aufnehmen oder selbst gezeigt haben.
Gnade
D, N 2012, 131 Min, Regie:
Mathias Glasner
Ingenieur Niels und Krankenschwester Maria ziehen mit ihrem Sohn Markus in
die nordnorwegische Stadt Hammerfest. Niels arbeitet bei einer
Gasverflüssigungsanlage, Maria begleitet als Krankenschwester Sterbende in
einem Hospiz. Nach einer Doppelschicht und abgelenkt durch ein Polarlicht,
hat sie mit dem Wagen in der Polarnacht eine Kollission, sie denkt es sei
ein Hund gewesen, doch es war ein 16 jg. Mädchen.
Eingebettet in die archaische Landschaft des Polarkreises entstand hier ein
klassisches Thema um menschliche Schuld. Dabei laden alle drei
Familienmitglieder Schuld auf sich: Maria tötet ungewollt das junge Mädchen,
Niels geht mit einer Kollegin fremd und Markus ist ab und zu sehr bösartig
zu seinen Schulkollegen. Das dramatische Ereignis schmiedet jedoch die schon
etwas von einander entfremdeten Eheleute wieder aneinander. Sie wollen alles
geheim halten, es gab keine Zeugen. Doch auch der Sohn und die Geliebte des
Mannes erfahren die Wahrheit. Sie stellen sich den Eltern der Getöteten. Der
Titel verrät allerdings den Ausgang.
****
Vielleicht durch etliche Chorszenen etwas lang geraten - allerdings gehört
die Teilhabe am Kirchenchor wohl in nordischen Staaten zur gelungenen
Integration - mit kongenialer
Verknüpfung von
Landschaft und Seelenleben - ist dies nach "Die Wand" und "Liebe" ein
dritter "feel-sad" - Film, der tief berührt.
Beachtlich auch die schauspielerischen Leistungen von Birgit Minichmayr und
Jürgen Vogel.
Skyfall
Regie: Sam Mendes, GB 2012, 143
Minuten, Cinemascope.
Der 23. Film der James Bond 007 - Serie ist wieder für Freunde dieser Serie
ein hervorragender James Bond geworden, der an die alten Gepflogenheiten
anknüpft: scharfsinnige, witzige Dialoge, spektakuläre Tricktechnik,
fotogene Schauplätze und schöne Bond-Girls; atemberaubende Spannung und
nicht zur Nachahmung empfohlene Auto- und Motorrad-Verfolgungsjagden sind
beim Jubiläumsfilm zu 50 Jahren James Bond im Kino selbstverständlich.
Die Gegner haben sich geändert: es sind nicht mehr die bösen Russen, diesmal
kommt der Feind von innen. Ein abtrünniger Doppelnull-Agent, der alle
Interna kennt und mit seiner Computertechnologie offenbar dem MI6 einen
Schritt voran ist, in den Computer von M eindringen und ihr Sitz in London
sprengen kann, richtet ordentlich Schaden an.
Zuvor wird James jedoch auf dem Dach eines Zuges von seiner eigenen Kollegin
Monneypenny vermeintlich erschossen, sein Nachruf wird verfasst, doch er
genießt einfach eine Zeitlang das süße Nichtstun. Natürlich meldet er sich
wieder zum Dienst, um den Feind zu fassen. Der heiß Rauol Silva (Javier
Bardem) und foltert James (Daniel Craig) nicht mit roher Folter, sondern
homoerotischen Streicheleinheiten und philosophischen Sprüchen. Ziel der
tödlichen Attacken ist jedoch M, die Chefin des MI6; sie ist außerdem auf
der Abschussliste der Politiker und des Koordinators der Geheimdienste, die
sie in Pension und den Adelsstand schicken wollen. Der Showdown findet auf
dem alten Schottischen Schloss "Skyfall" statt, wo Bond seine Jugend
verbrachte.
**** Um Welten besser als
"Ein Quantum Trost" (s.
Kritik ), gelang wieder einer toller neuer
007-Film in der alten Machart, aber zeitgemäßen Gefahren. Craig und Bardem
spielen hervorragend. Bond trinkt wieder Martini und liebt wieder schöne
Frauen! Auch die Musik enthält viele Zitate aus den vergangenen Bond-Filmen.
Die
Vermessung der Welt 3D
Regie: Detlev Buck,
Österreich/Deutschland, 2012, 123 Minuten. Nach dem Roman von Daniel
Kehlmann.
Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855) und Alexander von Humboldt (1769-1859)
waren zwei bedeutende deutsche Wissenschafter, die eigentlich wenig
gemeinsam hatten.
Gauß hasste das Reisen und dachte noch in der Hochzeitsnacht an
mathematische Formeln; Humboldt hingegen trieb es in die damals noch
unbekannten Gebiete Amazoniens,
er erforschte Land, Menschen, Tiere und Pflanzen und kämpfte gegen die
Sklaverei, war jedoch von preußischer Disziplin (und Spaßbremse in Sachen
schöner Indianermädchen). Die beiden hatten also wenig gemeinsam, und
wenn es auch einem Roman gelingen mag, die beiden zur gleichen Zeit lebenden
Persönlichkeiten zu verweben, wird das Ansinnen im Film deutlich
schwieriger.
Der Film beginnt recht witzig und selbstkritisch mit einer Vorschau auf den
Schluss: Humboldt sieht sich außerstande in Asien ein gestorbenes Hündchen
zum Leben zu erwecken.
Gauß wird in der Schule von seinem Lehrer oft der Hintern versohlt, als der
Lehrer zur Strafe den Schülern die Aufgabe gibt die Zahlen 1+2+..bis 100 zu
addieren und Gauß gleich eine Formel zur einfachen Berechnung (1+99=100,
detto 2+98, 3+97) parat hat, fördert er doch sein mathematisches Talent, er
tut sich jedoch schwer eine Frau zu finden, und jene, die nach Zögern
nachgibt verstirbt ihm rasch. Zum Schluss soll er auf Wunsch von Humboldt
auf einen Kongress nach Berlin und bekommt einen Lehrstuhl angeboten, doch
die Begegnung wird zum Desaster (ähnlich wie jene mit dem schon senilen
Emanuel Kant).
Humboldt, der mit einem lebenslustigerem französischen Arzt in Lateinamerika
resp. zwischen Orinoko und Amazonas unterwegs ist, benennt viele neu
entdeckten Arten und sammelt sie für den Kaiser.
Detlev Buck, der eigentlich nur Klaumak ("Männerpension") gemacht hat,
versucht sich also an einem ersten Thema und reiht theatralisch
übertriebene Szenen mit heftigen 3d-Effekten aneinander. Obwohl die Erde
eine Kugel ist und dies die beiden damals schon wussten, fällt ihm nichts
besseres ein, als eine Fläche zu drehen, wenn er von Humboldt am Amazonas zu
Gauß in Göttingen wechselt. Einige besonders deftige Szenen (etwa Gauß beim
Zahnzieher auf dem Jahrmarkt, oder Humboldt beim Selbstversuch mit
Zitterrochen) gleiten dabei ebenfalls in Klamauk und Effekthascherei ab, es
fehlt der rote Faden.
** effektvoll-deftiger
3D-Film über Gauß und Humboldt, der mehr ein Aneinanderreihen von
Einzelszenen ist; die Verwebung der Biographie der beiden Persönlichkeiten
scheint mir gründlich misslungen und die beiden großen Männer verkommen zu
fast psychopathischen Karikaturen in einer bösen Welt.
More than
honey
D, CH, A 2012, 91 Min, deutsche OmU (schwyzerdütsch
ist untertitelt).
Markus Imhoof
Mit der neuesten Marko-Kameratechnologie verführt uns Markus Imhoof in das
Königinnenreich der Bienen, der Film ist durchgehend spannend und wird in
keinem Teil langatmig.
Wir stehlen ja den Bienen den Honig, den sie eigentlich für sich selbst zum
Überwintern brauchen und ersetzen diesen durch mit Antibiotika (!)
versetztes Zuckerwasser.
Doch die fleißigen Bienen bestäuben für uns auch die Obstbäume. Selbst
eingeschworene Veganer sind deshalb auf die "Ausbeutung" der Bienen
angewiesen.
Kristallklar zeigt Imhoof wie die US-amerikanischen Agrarmethoden Unheil
über die ganze Welt bringen: Wanderimker, die mit riesigen Lastwagen in
Kalifornien mit der Mandelblüte auf riesigen Monokulturen beginnen, ziehen
tausende km durchs ganze Land und vermischen so Millionen von Bienenstöcken
und machen sie anfällig auf Infektionen, besonders die Varoa-Milbe. 20%
Verlust an Bienen wird einkalkuliert. Doch auch in Österreich werden
Königinnen gezüchtet und in viele Länder per Post exportiert. In den letzten
Jahr hat ein bedrohliches Bienensterben eingesetzt, in China, wo noch
hemmungsloser als in den USA Pestizide u.a. Chemie angewandt werden, gibt es
fast keine Bienen mehr. Wanderarbeiter müssen hier die Bestäubungsarbeit
machen, doch die Bienen machen es besser.
Ausgerechnet die als "Killer-Bienen" aus einem brasilianischen Labor
entflohene afrikanische Honigbiene, die deutlich aggressiver, aber auch
widerstandsfähiger sind,
könnten eine Hoffnung bedeuten. Sie produzieren besonders reinen Honig.
In Australien gibt es noch keine Varoa-Infektionen, dennoch werden auch dort
in Labors neue Bienenstämme gezüchtet, die den Erfordernissen der geänderten
Umweltbedingungen
gewachsen sein sollen.
**** technisch herausragende
und auch inhaltlich überzeugende Dokumentation über die Bienen und ihre weltweite Gefährdung.
On
the Road
F, Brasilien, GB, USA 2012, Regie:
Walter Salles, Buch: Jose Rivera; Buchvorlage: Jack Kerouac (Roman "On the
Road" / "Unterwegs"), 140 Min., OmU.
In einer existenziellen Krise lernt der junge Schriftsteller Sal Paradise
den charismatischen Bohemien Dean Moriarty kennen. Mit Autos und willigen
Frauen geht es westwärts und kurz auch nach Mexiko.
Wir sind in den USA der Jahre 1948 - 1951 und das positive ist, dass uns ein
wildes, freies Leben und Reisen junger Literaten gezeigt wird, das weit weg
ist von der heutigen Prüderie und Bigotterie in den USA. Die Menschen im
Film sind oft die weniger Privilegierten, die unter Rassendiskriminierung
leidenden Schwarzen (die höchstens als Jazzgrößen Anerkennung fanden) ,
Haftentlassene und Obdachlose.
Ähnlich wie bei Henry Miller wird also viel gesoffen, gevögelt (hetero-,
homo- und bisexuell, mal zu zweit und auch zu dritt) , viel Marihuana
geraucht, manchmal auch härtere Drogen eingenommen und dann in den
entsprechenden Folgezuständen auf relativ einsamen Strassen Auto gefahren,
Strafe zahlen sie manchmal nur wegen zu schnellen Fahrens und korrupte
Polizisten gab es damals auch schon. Heute unvorstellbar: splitternackt zu
dritt, eine Frau in der Mitte, die beiden Männern während der Fahrt einen
runter holt. Es gibt also so manche "saftige Szene". Um mit wenig Geld weit
zu kommen, wird auch mal geklaut. Die schwanger gewordenen Geliebten werden
ziemlich unschön sitzen gelassen, ist doch das Windeln wechseln weniger
attraktiv als Orgien im Bordell. Die damaligen jungen Intellektuellen hörten
vor allem den schrillen Bepop-Jazz; die Zitate aus der Jazzgeschichte sind
sicher exakt recherchiert. Doch genau den diesen Jahren (zwischen 1947 und
1957) hatte sich die jugendliche Gegenkultur von Jazz auf Rock’n’Roll, von
Existenzialismus auf Pop und Konsum umgestellt. „On the Road“ kam also schon
als Buch bereits ein Jahrzehnt zu spät und der Film erst recht.
Dennoch scheint mir der Film missglückt, man weiß nicht recht was er will,
und was er erzählen will, geschweige warum die jungen Künstler dies machen.
Viele Marcel Proust-Zitate sollen ihm einen intellektuellen Touch verleihen.
Als Schönstes bleiben dann die Landschaftsaufnahmen und typischen
Road-Movie-Szenen im Gedächtnis haften. Im Vergleich zu den Meisterwerken
"Central do Brasil" oder "die Reise des Jungen Ché" fällt der brasilianische
Regisseur hier deutlich ab, obwohl er sich jahrelang mit dem schwierigen
Stoff befasst haben soll und genau recherchiert hat. Eine "Message" sucht
man vergebens.
** der zu lange geratene Film
nach dem Kultroman der Beatnik-Bewegung ist zwar aufwändig inszeniert,
leider kommt außer der Wehmut, wie schöner und lockerer früher alles war ("Remember
the days when the air was clean and sex was dirty") nur wenig davon herüber.
Liebe
A 2012, Michael Haneke
Hanekes neues preisgekröntes Meisterwerk ist wie die meisten Filme von ihm
kein angenehmer Film. Er zeigt uns völlig ungeschönt und hyperrealistisch
das Sterben eines geliebten Menschen. Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle
Riva spielen ein altes Ehepaar. Eines Tages, nach einem Konzert ihrer
Tochter, bekommt Anne offenbar einen Hirnschlag, die Freilegung der Aorta
misslingt, bald ist sie halbseitig gelähmt und im Rollstuhl. Georges will
ihr Spital und Pflegeheim ersparen, sie selber pflegen, womit er bald
überfordert ist, auch mit illegalen Pflegerinnen macht er keine gute
Erfahrung. Selbst der Besuch der Tochter wird ihr unangenehm. Der Film zeigt
buchstäblich wie weit man aus Liebe gehen kann.
In der ersten Szene - die Feuerwehr bricht eine Wohnung auf, aus der
offenbar Verwesungsgeruch strömt und findet eine in Blumen gebettete alte
tote Frau, antizipiert den Schluss. Wohin Georges ist, bleibt offen...
*** 1/2 etwas lange geraten,
zeigt er die
harte Realität des langsamen Sterbens nach einem Hirnschlag,
der Film stellt hohe Ansprüche an den Zuseher.
Die
Wand
A 2012, Julian Pölsler.
Marlen Haushofers Roman „Die Wand“ wurde kongenial verfilmt, mit Martina
Gedeck, einer der wohl besten und wandlungsfähigsten Schauspielerinnen des
deutschsprachigen Raumes.
Locker geht es im Mercedes-Carbio zu dritt auf eine Jagdhütte, eine 40 jg
Frau“, ihre Cousine und deren Gatte, diese beiden spazieren noch ins Dorf,
kehren aber nicht mehr zurück. Als (die nicht benannte) Frau sie am nächsten
Morgen mit dem Hund sucht, stoßen sie auf eine unsichtbare, aber
undurchdringliche Wand, alles menschliche Leben scheint ausgelöscht, sie,
die einzige die noch lebt; zum Hund stößt noch eine Kuh und eine Katze dazu,
die Kuh gebärt einen Stier, die Katze eine schöne weiße Katze, die nicht
lange leben soll.
Der totalen Einsamkeit und der Natur ausgesetzt, muss die Frau hart
arbeiten, um überhaupt zu überleben, und gegen ihren Willen auch jagen. Im
Sommer wechselt sie den Wohnort und zieht mit ihren Tieren auf eine Alpe.
Sie schreibt aber ein Tagebuch, um ihre Existenz zu dokumentieren und nicht
ganz auch zum Tier zu werden. Die Obsorge über die Tiere hält sie vom
Selbstmord ab, nach mehreren Jahren aber taucht ein böser Mann auf, der ihre
Tiere tötet, der Verlust des treuesten Freundes, des Hundes, ist fast
unerträglich, sie erschießt den Eindringling, dessen Motive bleiben im
Dunkeln, die Hoffnung noch auf einen anderen Menschen zu stoßen, zunichte
gemacht.
Grandiose Naturaufnahmen und exzellente Töne der Vögel und des Waldes, sowie
eine grandiose Martina Gedeck (zwar so unhübsch wie noch nie) lassen einen
mitfühlen und mitleben.
**** Ein absolutes „feel-bad“
movie allerdings, dass den Besucher depressiv stimmt, aber gewaltigen
Eindruck hinterlässt!
360
GB, A, F, BR 2012, 115 Min.
Fernando Mereilles, der durch seinen gekonnten Blick in die Favelas von Rio
in "Cidade de Deus/City of God" berühmt wurde und auch "Stadt der Blinden"
oder "der ewige Gärtner" verfilmte, verwob in diesem Streifen viele kleine
(Liebes-) Geschichten und ließ Menschen aus aller Welt einander
begegnen. Am Anfang steht Bianca, eine neue Prostituierte aus Bratislava die
bei einem teuren Escort Service ihren ersten Kunden empfangen soll, doch der
trifft in der Hotelbar peinlicherweise Geschäftsfreunde, macht einen
Rückzieher und spielt den treuen Ehemann, doch seine Ehefrau ist ebensowenig
treu. Eine junge, hübsche Brasilianerin fliegt von London über Denver nach
Rio, gerät in Schneestürme und strandet auf dem Flughafen, dort will sie die
Chance auf einen Seitensprung nutzen, doch ist der Auserwählte ein eben
entlassener Sexualstraftäter (da wird`s zum ersten Mal spannend), ein
strenggläubiger Muslim ist in eine Ungläubige verliebt, und der Bodyguard
eines russischen Mafiosi verliebt sich beim Warten in eine slowakische
Studentin in Wien, während sein Chef Bianca in ernste Gefahr bringt. Der von
BBC und ORF mitproduzierte Film hat durchaus weltoffenen, globalen Flair ist
aber im Prinzip ziemlich banal, die Welt ist klein und vielleicht kann ein
Flügelschlag eines Schmetterlings in der Karibik bei uns etwas auslösen, wie
die Chaostheorie behauptet?
*** im Vergleich zu seinen
früheren Werken etwas enttäuschender und nur stellenweise spannender Film,
der parallel viele in einander verwobene Geschichten von Liebe, Untreue und
bezahltem Sex zeigt.
To
Rome with Love
USA, Spanien, Italien 2012,
112 Min
Woody Allen hat sich Berlusconi´s Medusa-Film angelacht und einen Film in
Rom gedreht. Am Anfang wähnt man sich ein einer Tourismuswerbung für
Alitalia und Rom, und es gibt auch tatsächlich die schönsten Plätze Roms zu
sehen. Es geht um Schein statt Sein, was wäre, wenn ein kleiner braver
Angestellter plötzlich ganz berühmt wäre, Roberto Begnini spielt diesen
Mann, der plötzlich ganz berühmt wird und den die Paparazzis nerven, die
schöne Penelope Cruz spielt eine Edelnutte, die einen vorbezahlten Kunden
verwechselt, und Woody Allen selbst entdeckt im künftigen Schwiegervater
seiner Tochter den neuen Caruso, leider klappt sein Gesang nur unter der
Dusche. Es geht vor allem um die nicht zu bändigende Lust des Fremdgehens,
das bekanntlich ja auch bereichern kann, so man schlussendlich wieder brav
an den häuslichen Herd zurückkehrt. Eine brave Hausfrau wird von einem
Filmstar verführt, dann aber im Hotel überfallen, naja, Gelegenheit macht
Diebe! Alle Klischees über Italien, respektive Rom werden kunstvoll bis zum
Gehtnichtmehr gesteigert. Woody Allens neuer Film ist zwar wie alle seiner
Filme sehr geschwätzig und er wie immer neurotisch, doch diesmal in
manchen Passagen wirklich sehr lustig, und von seinen Europäischen Episoden
mit Europäischen Subventionsgeldern einer der besseren. Der zeitlosen
Komödie fehlt allerdings jeder aktuelle Bezug. Italienisch wäre er sicher
noch viel lustiger gewesen als in der schrecklichen Synchronfassung, wo
amerikanische Touristen gleich norddeutsch reden wie italienische
Einheimische....
** Komödie mit auch optisch
manchen lustige Einfällen, besonders viel Tiefgang ist nicht zu entdecken,
höchstens dass die Vorliebe der Italienier nach viel Schein und leerem
Gerede kunstvoll auf die Spitze getrieben werden.
Hasta
La Vista
Belgien 2012, Geoffrey Enthoven
Drei Männer mit schweren Behinderungen:
Philip ist vom Halswirbel abwärts gelähmt und kann sich nur mit einem modernen
Rollstuhl bewegen, Lars ist noch jung, jedoch unheilbar an Krebs erkrankt und
wird bald daran sterben; Jozef ist nahezu blind. Sie entdecken im Internet, dass
es in Spanien ein Bordell für Menschen mit Behinderungen gibt, es nennt sich „el
cielo“, der Himmel. Da alle zwar ständig an Sex denken, aber noch nie welchen
hatten, dies zu beseitigen aber auch durch ihre überfürsorglichen Eltern
erschwert wird, planen sie unter dem Vorwand einer Weinreise „bis Rioja“ ihr
Ansinnen zu verschleiern und in dieses Bordell zu fahren.
Nach langem Hin- und Her willigen zwar die Eltern ein, nicht aber die Ärzte.
Trotzdem brechen sie auf. Doch da gibt es noch eine Komplikation: der Fahrer
„Claude“ entpuppt sich als eine haftentlassene Frau. Ihr Handycap bedeutet
nicht, dass sie sich immer anständig benehmen, zu der etwas übergewichtigen Frau
sind sie anfangs mehr als grob und verletztend und auch unter sich benehmen sie
sich nicht immer verständnisvoll, sondern eben wie Jugendliche, die es voll
ausnutzen, einmal ohne Kontrolle ihrer Eltern zu sein.
Sie wohnen erst in guten Hotels, dann lassen sie sich von Claude zum Camping
überreden und genießen den Sternenhimmel und Lagefeuerromantik. Als Plötzlich
doch die Eltern auftauchen (die erst nach Oslo fehlgeleitet wurden) wird es
wirklich hart.
Sie bestehen aber darauf, selbstbestimmt handeln zu dürfen und werden das „El
Cielo“ besuchen, was beim ersten Mal vor lauter Aufregung nicht so ganz klappt.
Dann verläuft es melodramatisch weiter und einer braucht gar nicht mehr ins „El
Cielo“ zu gehen, weil er sich in die Claude verliebt.
*** Trotz des heiklen Themas wird
der Film nie schlüpfrig oder peinlich, zeigt die Menschen mit Behinderung auch
mal frech und betrunken und mit Wünschen, wie wir sie alle auch haben. Im
Vordergrund steht ihr Wunsch, endlich selbstbestimmt Handeln zu können.
Salmonfishing in
Jemen - Lachsfischen im Jemen
Lasse Hallström, GB 2012, 111 Min; OmU
Grundsätzlich hätte man aus der Idee einen witzigen Film über ökologisch
unsinnige Projekte und den politischen Einfluss mit schönen Bildern machen
können: ein reicher Scheich aus Jemen, ein passionierter Fischer, möchte Lachse
in den Jemen verpflanzen und frägt offiziell in GB an, dort wird in den Kreisen
des Premierministers die Idee gut gefunden, denn die negative Berichterstattung
über Afghanistan nervt und eine gute Nachricht ist gesucht.
Der renommierte Fisch-Wissenschafter Dr. Alfred Jones hält die Idee erst für
unmöglich, dann mit großem Aufwand theoretisch machbar, schließlich wird er
unter der Segnung vielen Geldes zum Verfechter des Projekts. Ihm zu Seite steht
eine Management-Beraterin, deren Freund bei der Armee nach Afghanistan
abkommandiert wird und bald als verschollen gilt. Zwischen den beiden funkt es
langsam, aber sicher. Alfreds Frau ist ständig auf Reisen und das Eheleben
entsprechend mager.
Das Projekt gelingt, nachdem der Scheich einen Damm nach dem Muster des
chinesischen 3-Schluchtendammes bauen ließ, doch Terroristen überfluten die
Anlage bei der Eröffnunsgfeier.
* Kaum lustige, relativ geschwätzige und
auch fotografisch wenig spektakuläre konventionelle Geschichte, die mich
eigentlich enttäuscht hat, da sie von banalen Liebesgeschichten überlagert war.
Elles
– Das bessere Leben
Frankreich / Polen / Deutschland 2011,
99 Min, Cinemascope
Regie: Malgoska Szumowska
Mit: Juliette Binoche, Anaïs Demoustier, Joanna Kulig
Anna ist eine vielbeschäftigte Journalistin, Ehefrau und Mutter zweier
Kinder. Für die Zeitschrift „elle“ recherchiert sie im Mileau junger Frauen,
die sich für ihr Studium oder eine tolle Wohnung in Paris im oberen
Preissegment prostituieren. Dabei muss sie sich von einigen Klischees
verabschieden, manche haben sogar ihren Spaß dabei und erzählen das so
saftig, dass sie sich beim Gedanken daran einen runterholt. Ihr jüngster
Sohn scheint spielesüchtig zu werden und ihr älterer schwänzt die Schule und
nimmt lieber Drogen. Der Ehegatte nervt mit Einladungen seines Chefs nebst
Anhang, wobei sie kochen soll.
Leider weiß man nicht so recht, was die Aussage des Filmes sein soll, denn
der Film verzettelt sich – bei zugegeben genialem Schnitt und gekonnter
Kamera – zwischen den jungen Damen vom ältesten Gewerbe und dem stressigen
Leben zuhause. Die meisten Kunden seien normale verheiratete Männer,
manchmal sei auch mal ein Perverser darunter, die meisten aber nett. Und
auch für die professionellen Damen ist der Sex mit dem eigenen Freund eher
eine langweilige Sache, genauso wie auch bei der Journalistin Anna das
eigene Eheleben nicht mehr klappt, jedenfalls gelingt es ihr nicht mehr, den
eigenen Mann zu verführen. Bemerkenswert ist auch der Soundtrack mit
herrlicher Klassik und dem 2. Satz aus Beethovens Siebenter als Leitmotiv.
**1/2 Eine gestresste und frustrierte Journalistin recherchiert bei jungen
Studentinnen, die sich zu Escorttarifen prostituieren und muss dabei ihre
Vorurteile revidieren, käuflicher Sex scheint jedenfalls lustvoller als
jener des faden Ehelebens zu sein. Trotz mancher Sexszenen teilweise etwas
langweilig, schwenkt der Fokus zwischen Job und Privatem hin- und her.
Anfang
80
Österreich 2011, 90 Min, dolby 5.1
Regie und Buch: Sabine Hiebler, Gerhard Ertl, mit Christine Ostermayer, Karl Merkatz u.a.
Die technisch perfekte Geyrhalterproduktion
lässt vom Trailer her eher eine Komödie um die Liebe im Alter erwarten, ist
jedoch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Altern und Sterben. Die
krebskranke Rosa kehrt vom Krankenhaus zurück und will in ihre Wohnung, doch da
wohnt schon wer anderer drin, stattdessen hat ihre Tochter schon einen Platz im
Pflegeheim für sie reserviert. Zufällig kommt Bruno vorbei und es ist Liebe auf
den ersten Blick. Dabei ist Bruno seit 50 Jahren glücklich verheiratet. Als sie
sich immer öfters im Altersheim lieben, werden sie hinausgeekelt, sie suchen
eine gemeinsame Wohnung. Mittlerweise hat der Sohn von Bruno, der selber
fremdgeht, seinen Vater entmündigen lassen („besachwaltern“). Als Rosa mit
Blaulicht zwangseingewiesen wird und Bruno sich dagegen wehrt, wird er kurz
sogar verhaftet, trifft aber auf einen verständnisvollen Amtsarzt.
Sie richten sich ihre Wohnung ein, werden aber von der mobilen Krankenpflege
beaufsichtigt. Doch der Krebs von Rosa schreitet unerbittlich fort und ihre
Pflege wird bei aller Liebe immer schwieriger. Wäre Sterbehilfe eine Lösung?
*** Alte Menschen werden ja oft
wie Kinder behandelt und bevormundet. Dagegen und für eine freie Liebe im Alter
wendet sich dieser bewegende Film. Christine Ostermayer erhielt bei der
Diagonale den Schauspielpreis.
Die
Summe meiner einzelnen Teile
Hans Weingartner, D 2011,
111 Min. , Dolby 5.1
Der in Feldkirch geborene Regisseur hat sich bereits im "weißen Rauschen"
mit der Psychiatrie auseinandergesetzt, "die fetten Jahre sind vorbei" und
"Free Rainer" waren weitere Werke von ihm.
Der Mathematiker Martin verliert nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie
seinen gut bezahlten Job, seine Freundin, seine Wohnung, er wird gepfändet
und landet auf der Straße und trinkt wieder. Er haust in Abbruchhäusern und
im Wald, wo er sich aus Ästen und Planen eine Unterkunft bastelt. Er trifft
dabei auf Viktor, einen 10 jg. Jungen aus der Ukraine, dessen Mutter an
einer Überdosis gestorben ist, mit dem er sein Schicksal teilt. Sie halten
sich mit dem Einsammeln von Pfandflaschen über Wasser; er nimmt mit
Lena, einer unbekannten Zahnarzthelferin, deren Brief er im Müll findet,
Kontakt auf, träumt von einer Reise mit ihr nach Portugal. Als sein Waldhaus
zerstört wird, rastet er aus. Der Film lässt offen, ob Viktor nur eine
Halluzination ist, wie die Psychiaterin und Polizei behauptet oder
wirklich existiert, wofür er Beweise sammelt.
**** spannender Film über
einen Mann in einer extremen Belastungssituation. Das Krankheitsbild
ist jedoch mehr eine halluzinatorische Schizophrenie, denn ein typischer
Burnout,
die Erzählweise ist kantig und nicht linear.
Best Exotic Marygold Hotel
John Madden, GB 2012, 124 Min., Dolby 5.1
Aus den unterschiedlichsten Motiven fallen sieben ältere EngländerInnen auf
einen Schmäh herein, in einem ehemaligen Maharadscha-Palast preisgünstig und
unter sich ihren Lebensabend zu verbringen, das „Luxus-Hotel“ in Jaipur ist
jedoch mehr eine Ruine, wo weder Türen, Telefon noch Wasserhähne funktionieren.
Aber der Geschäftsführer ist wenigstens hoch motiviert.
Der Film funktioniert
als Komödie kaum – die paar Gags sind alle schon im Trailer verpackt – doch
bietet er allen, die schon mal in Indien waren, Erinnerungen an typische
Indien-Erlebnisse, vor allem im Straßenverkehr – vor allem aus der schönen „Pink
City“ Jaipur in Rajasthan. Viel besser ist der Film jedoch als Reflektion übers
Altern, den Umgang mit alten Menschen (Abschieben in ein Dritte-Welt-Land?), der
Möglichkeit, auch im Alter noch eine sinnvolle Beschäftigung zu finden und
begangene Fehler zu korrigieren bzw. wie sich fremde Kulturen gegenseitig
befruchten können (zugunsten des Westens: Verständnis für die „Unberührbaren“,
keine Zwangsheiraten.)
„Am Ende ist alles gut – und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das
Ende“, lautet die Devise dieses Filmes, der uns „politisch korrekt“ ein Indien
zeigt, von dem wir übersättigte Europäer menschlich viel lernen können.
Man verzeiht deshalb, dass manche Details nicht ganz stimmig sind, so sind die
betagten Engländer viel zu warm angezogen, trinken immer und überall feinen Wein
(schwer zu bekommen). James-Bond-Fans werden Miss Monneypenny hier zwar
auch vor exotischer Kulisse, aber in ganz anderem Zusammenhang kennen lernen.
Sie bringt ein Call-Center auf Trab.
*** nette Culture-Clash Komödie, die als
solche kaum funktioniert, aber besinnliche Einblicke in die westliche Art des
Alterns und alte Menschen abzuschieben, liefert. Auffallend gute Dolby –
Sourround – Effekte!
Die
Eiserne Lady (The Iron Lady)
Phyllida Lloyd, F, GB 2011,
105 Min.
Meryl Streep spielt Mrs. Thatcher so exakt, dass man sich in einem
Dokumentarfilm wähnt, sie wurde deshalb mit dem Oscar© ausgezeichnet.
Prinzipiell hinterlässt der Film ein ähnliches Gefühl wie Bruno Ganz als
Hitler im "der Untergang", wird dabei zuviel die menschliche Seite betont
und so indirekt um Sympathie geworben? Völlig im Vordergrund steht der
dauernde Kampf von Margreth Thatcher um Vorherrschaft und Macht in einer von
Männern dominierten Gesellschaft, ausgerechnet bei den Tories, den
Konservativen und ausgerechnet im britischen Parlament schafft sie es zur
ersten Ministerpräsidentin in Europa.
Der Film zeigt durchaus, dass ihre gewerkschaftsfeindliche und neoliberale
Politik auch Gegner hatte, die einmal sogar eine Bombe zündeten (12.10.84 -
Parteitag in Brighton). Auch der Angriff auf das argentinische Kriegsschiff
"Belgrano", das an sich schon im Rückzug war, nahm sie auf ihre Kappe. Als
sie jedoch schulmeisterlich ihre männlichen Ministerkollegen wegen eines
Rechtschreibfehlers und mangelnder Vorbereitung auf eine Ministerratssitzung
herabkanzelte, war das Maß voll - sie wurde von der eigenen Partei gestürzt.
Ihr Mann ist gestorben und einer ihre Söhne lebt in Südafrika - zuletzt
leidet sie an Alzheimer und realisiert dies nicht mehr, sie beklagt
sich sogar, dass die Milch schon wieder teurer wurde.
Der durchaus kurzweilige Film ist
als diskutabel zu bewerten, auch wenn man ihre Politik ablehnt, sicherlich
hätte er politisch tiefsinniger werden können, ihr ganzer Ehrgeiz galt dem
Ziel in eine reine Männerdomäne einzubrechen. Die Leistung von Meryl
Streep ist unbestritten. **
The
Artist
Michel Hazanavicius, F, B 2011,
schwarzweiss, ohne Dialoge, 4:3 Academy-Format, 100 Min.
Der mit vielen Oscars© preisgekrönte europäische Film ist ganz im Stile
eines Stummfilms gemacht: das "aufrechte" Academy-Format 4:3, brillantes
schwarzweiss und weitgehend stumm konsequent ohne Dialoge, nur an wenigen
Stellen etwas Geräusche, aber ein volles Orchester an Filmmusik, nur zweimal
klingt die beginnende Ära des Tonfilms an: einmal als Albtraum, welche
Geräuscheffekte wohl möglich wären, hätte der Film plötzlich einen Ton, das
andere Mal hören wir des Protagonisten Atmen und zum Happyend seine
genagelten Schuhe beim Stepptanz.
1927: Peppy Miller sucht einen Job als Filmschauspielerin und küsst als
Groupie George Valentin, den umjubelten Stummfilmstar der Kinograph Studios.
Das Foto kommt auf die Titelseite des "Variety" und ärgert nicht nur seine
Frau. Es wird bereits mit dem Tonfilm experimentiert, doch George hält
nichts davon. Inzwischen bewährt sich die schöne Peppy beim Casting und wird
engagiert, gleichzeitig wird George gefeuert. Er versucht sich noch selbst
als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller, doch sein Stummfilm floppt,
während Peppy im Tonfilm triumphiert. Der Börsencrash von 1929 treibt ihn
endgültig in den Ruin. Verlassen von Frau und den Filmstudios muss er auch
seinen Buttler feuern und schlittert er in die Depression. Doch Peppy liebt
George und will ihn retten, George zündet sein Anwesen an und bewahrt nur
die Proberolle Film mit Peppy vor dem Feuer, sein treuer Hund rettet ihm das
Leben. Kurz vor seinem Suizid taucht Peppy auf und bietet ihm eine Rolle als
Stepptänzer in einem Musikfilm an. Happyend.
***1/2 Das äußerst originelle Melodram
verknüpft französische Filmkunst mit der Geschichte und dem Glamour des frühen
Hollywood-Kinos,
die etwas banale Lovestory ist einfach süß, vor allem die Erinnerung an die
Frühzeit des Kinos, als die Mimik wichtiger war als die Stimme, ist sehr gut
gelungen.
Huhn mit Pflaumen Originaltitel: Poulet aux prunes
D,F 2011, 90 Min
Die iranischstämmige Regisseurin Marjane Satrapi, die mit „Persepolis“
einen überragenden Animationsfilm schuf und damit berühmt wurde, enttäuscht in
diesem weitgehend als Realfilm gedrehten Film etwas. Es geht um den
Violinisten Nasser Ali Khan, der sterben will, als sein geliebtes Instrument von
seiner nicht geliebten Frau zerbrochen wird. Auch trauert er seiner unerfüllten
großen Liebe nach, die zwar von der jungen Frau selbst erwidert worden wäre,
aber das Nein-Wort ihres wohlhabenden Vaters, eines Juweliers, war stärker. Er
sah in dem Künstler einen Hungerleider und keinen Ernährer seiner Tochter und
Enkeln.
Wir befinden uns also in einer patriarchalischen Welt, wie sie auch bei uns
noch vor einigen Jahrzehnten üblich war.
Der Film ist zwar optisch sehr ansprechend und sehr poetisch, doch litten Logik
und Glaubhaftigkeit extrem dabei; z.B. als er sich eine neue“Stradivari“ in
einer entfernten Stadt ansehen will und sie vor dem Kauf gar nicht ausprobiert,
sie nicht stimmen muss etc. Doch besonders enttäuschte die banale, süßliche
Musik – ein Portrait eines klassischen Violinisten sollte die Stimmung durch das
große Repertoire an klassischer Musikliteratur schaffen, auch ist dem Zuseher
der Unterschied im Urteil seines alten Lehrers zwischen „schlecht“ und „perfekt“
akustisch nicht nachvollziehbar. Ein Märchenfilm eher für Erwachsene also.
** zwar poetisch, aber nicht nur musikalisch sehr
banal.
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