Bericht vom 15. IFFI (Int. Filmfestival Innsbruck)

Von Dr. Norbert Fink

 

Übersicht

 

Lateinamerika

Afrika (Re=Retrospektive)

Asien

EL INMORTAL

LILI ET LE BAOBAB

THE MOTHER´S LAMENT OF MANKURT

Cinema, Aspirina e Urubus

POUPÉES D’ARGILE (Re)

GRAIN IN EAR

HISTORIAS DEL DESENCANTO

Touki Bouki (Re)

UNDEREXPOSURE

 

Sankofi (Re)

 

 

Balkanfenster:
What is a men without moustache?

 

 

Einleitung

Heuer begann das Innsbrucker Festival schon am Dienstag Abend, ich konnte allerdings erst am Donnerstag anreisen. Die Preisverleihung gab es dafür schon am Samstag Abend, am Sonntag waren somit nur Wiederholungen oder das sehr sehenswerte „Balkanfenster“ zu sehen. (Texte aus dem Katalog in kursiv)
Auch schien mir der Zuschauerzustrom geringer als zuletzt - vor allem unter Betrachtung, dass echtes Schmuddelwetter, also optimales Kinowetter herrschte, während es die letzten Jahre z.T. schon sehr heiß war.
Auffallend: es gab weder einen Film aus Kuba, noch aus Argentinien und Indien.
Dr. Helmut Groschup, der Macher des Festivals - "el presidente"
Daniel Pöhaker, Dr. Groschup, Dr. Fink (FKC) beim Abschluß-Empfang


 

LILI ET LE BAOBAB
Frankreich 2005, Regie: Chantal Richard
Textfeld: 35 mm, Farbe, 90 min, dolby, frz. OF mit engl. UT

Kulturelle Unterschiede bereichern eine französische Fotografin, welche in Senegal einen Bericht über ein Entwicklungsprojekt machen soll. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich versucht sie durch die Freundschaft mit einer Afrikanerin, ihren eigenen Weg zu finden.
Lilli, Einzelkind und mit 33 noch ohne Kinder, wird von den Frauen in Afrika fast als Kranke angeschaut, haben sie doch in der Regel 7 oder gar mehr Kinder in ihrem Alter. Ein Leben ohne Kinder ist für die Afrikanerinnen schwer vorstellbar, für
die als Fotografin tätige Singel-Frau jedoch normal.
Sie fotografiert ein Entwicklunsghilfe-Projekt, wie es ihr empfohlen wird, es fällt ihr dabei eine zurückgezogene junge Frau auf. Erst zuhause erfährt sie von deren Bruder, dass diese von einem unbekannten Mann schwanger wurde und deshalb bald mit ihrem Kind verstoßen werden wird. Sie will ihr helfen, aber das Angebot, das Kind doch zu adoptieren lehnt sie ab. Sie reist nochmals privat in den Senegal und verspricht ihr regelmäßig Geld zu überweisen. Soviel Nächstenliebe („Gutmenschentum“) ist ja echt erstaunlich und war für mich nicht sehr glaubwürdig bzw. die Motive nicht ausreichend dargelegt.


*Langweiliger, typischer Frauenfilm („Keine Klosterfrau wird rot“), der eine heile Welt in Afrika zeigt, gäbe es da nicht ein Problem: die Männer, welche der Gesellschaft unmenschliche Vorschriften machen.
Der Film gewann den Preis der Jugendjury für den besten frankophonen Film.



EL INMORTAL („Der Unsterbliche“)
Nicaragua/Mexico/Spanien 2005; Regie: Mercedes Moncada Rodríguez
35 mm, Farbe, 78 min, dolby 5.1, span. OF mit dt. UT

Etwas zu plakativ geratener (vor allem im Sounddesign) Doc über Nicaragua, wo im Bürgerkrieg die Fronten zwischen Sandinisten und Contras quer durch manche Familie gingen. Bei der Rekrutierung gingen allerdings die Contras im Sold der USA und Israels gewaltsam vor und zwangen auch Frauen mitzumachen, diese waren aber praktisch nur die „Kätzchen“ der oberen Chargen und wurden nach wenigen Tagen „Gebrauch“ weitergereicht.

Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die evangelikalen Sekten, nachdem sich Anfangs die kath. Kirche auf die Seite der Sandinisten stellte (Don Helder Camara…) wurde auf der religiösen Front, von den anti-sozialistischen Kräften in Miami aus gesteuert und finanziert, auch auf religiöser Ebene rechtsradikale Hirnwäsche betrieben. Die „Assemblea de Deus“ z.B. ordnet strikte Enthaltsamkeit und Unterordnung an die Autoritäten, „wer sie auch immer sei“ an.
Die Geschichte der Familie Rivera ist nur eine von vielen über den Krieg in Nicaragua. Sie zeigt, wie eine Familie auseinander gerissen wurde und wie die Söhne sich gegenseitig bekämpften. Am Ende dieses bewaffneten Konflikts war das Land verarmt, und die getrennten Familien kamen wieder zusammen. Jeder versuchte die Erinnerung an die Wunden aus dem Krieg, an die Toten, die man im Gedächtnis trug, an die Schuld und an den gegenseitigen Hass zu überwinden.

*** nie langweilig werdender Film über die nicaraguische Familie Rivera, von der ein Teil auf Seite der demokratisch gewählten Sandinisten, ein anderer unfreiwillig auf Seite der Contras kämpften und die heute unter dem Einfluss einer Sekte steht. Interessant sind immer wieder Allegorien aus der Tierwelt (z.B. das Training von Kampfhähnen als Vergleich zum Militär) und ein exzessiver Einsatz der dolby 5.1 – Stereoeffekte. Leider wird der Zusammenhang zwischen Bürgerkrieg und Religion für europäische Zuseher zuwenig deutlich herausgearbeitet, obwohl der CIA in vielen Ländern Lateinamerikas (u.a. auch in Brasilien) die religiöse Waffe gegen „linke“ Regime einsetzt.


 

Textfeld: CINEMA, ASPIRINAS E URUBUS
Brasilien 2005, Regie: Marcelo Gomes, Darsteller: Peter Ketnath
35 mm, Farbe, 99 min, dolby digital; portug. OF mit engl. UT

In seinem Lieferwagen hat Johann einen Werbefilm für Aspirin, einen Projektor und Aspirintabletten, die er staunenden Menschen im Nordosten Brasiliens verkauft, die weder Kino noch Medikamente kennen. Johann ist auf der Flucht vor seiner Heimat, die die Welt in einen Krieg verwickelt hat. Auch der Anhalter Ranulpho flieht: vor der Dürre im Süden des Landes. Die beiden Männer werden Freunde – doch dann erklärt Brasilien Deutschland den Krieg ... Ein episches Roadmovie begleitet von sparsamen Dialogen mit Bildern der Einsamkeit und Verlorenheit.


Nicht immer ganz perfekt, aber nett gemachter low-budget Film, der 1942 im hintersten Sertão im NO Brasiliens spielt, wohin sich ein deutscher Aspirin-Vertreter mit seinem Werbefilm-Vorführwagen verirrt hat und mit einem Einheimischen sich angefreundet hat. Als Brasilien unter Dikatatur Jetulio Vargas 1942 auf Seite der USA in den 2. Weltkrieg zieht und Deutschland somit den Krieg erklärt, wird es eng für ihn. Er entscheidet sich zur Flucht nach Amazonien und taucht im Heer der angeheuerten Kautschuk-Sammler (o trem do borracho) unter.

Leider in der Aussage ziemlich dünn – das karge, arme Leben im Dürregebiet des Sertão, von dem die Menschen flüchten, vs. einem Mann, der sich dem 2. Weltkrieg und den Nazis entziehen will. Relativ spannendes road-movie, das auch manche kleine Unfälle mit Schlangebissen und einige sexuelle Abenteuer zur Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit einbaut. Ein Bezug zur Gegenwart, so der Regisseur und deutsche Hauptdarsteller in der Diskussion, bestünde darin, dass sich bis heute an der tristen Situation im Sertão kaum etwas geändert habe, die Zeit scheint dort stehen zu bleiben.
*** einer der besten Filme im Wettbewerb, dennoch hätte man aus der Geschichte noch etwas mehr machen können. Der Film erhielt von der Int. Jury eine lobende Erwähnung.
Marcelo Gomes beim Brunch im Camerlander


 

POUPÉES D’ARGILE (Tonpuppen; Araïs al-Teïn)


Tunesien/F 2002 ,Regie: Nouri Bouzid, echter 35 mm, Farbe, 100 min, dolby
OF mit dt./franz. UT

In einem tunesischen Dorf, dessen Frauen für ihre Kenntnisse und Fertigkeiten der Töpferkunst der Berber bekannt sind, vertrauen die Familien ihre Mädchen Omrane, einem ehemaligen Hausangestellten, an. Er vermittelt sie an Haushalte in den neureichen Stadtteilen der Hauptstadt. Die schöne Rebeh erträgt das harte Leben als schuftende Hausangestellte aber nicht und reißt aus.
Sie ist irgendwie seit der Jugendzeit in den inzwischen versoffenen, ungewaschenen Omrane verliebt, der in einer völlig verdreckten Wohnung in Tunis lebt und sie einsperren will. Er schreckt auch nicht davor zurück, kleine Mädchen zu Reinigungsarbeiten in reiche Familien der Hauptstadt zu vermitteln, wo sie wie Sklavinnen gehalten werden. Rebeh wird schwanger und versucht sich als Tänzerin im Dunstkreis der Prostitution durchzuschlagen, am Schluss treffen sie sich wieder….
**** wunderschön gefilmter Film, der uns Randschichten der tunesischen Gesellschaft zeigt, ohne den Protagonisten allzu teuflisch darzustellen, die Entwicklung der Geschichte bleibt freilich stecken und der Film entwickelt so seine Stärke aus den dokumentarisch präzisen Bildern und der erotischen Austrahlung der wunderschönen weiblichen Hauptdarstellerin.

 

Vgl. Kritik von damals - Gewinner des Hautpreises, Innsbruck 2003


 

 

HISTORIAS DEL DESENCANTO
(Stories of Disenchantment) (Geschichten der Enttäuschung)
Mexico 2005, Regie: Alejandro Valle, von Video auf 35 mm übertragen, Farbe, 120 min, dolby
OF mit engl. UT

Ein Sprung in eine Art Vorhölle zwischen dem 20. und 21. Jahrhundert. Isoliert in einer Welt, wo die Zeit stehen blieb, bedrückt von Elend und Enttäuschung, begegnen sich drei Figuren. Ainda, eine schöne Konzeptkünstlerin mit Fledermausflügeln, flieht vor ihrem sexbesessenen Mann, der zwar bei einem Autounfall ums Leben kam, sie aber trotzdem nicht in Ruhe lässt. Ainda begegnet zwei Jugendlichen: Diego, blond und unschuldig, der einen Videofilm drehen will, und Ximena, die in einem katholischen Institut erzogen wurde und Diego bei der Bildersuche hilft. Zusammen erleben sie eine mystische, intensive Liebesgeschichte.

Video und Computerspielerei, im Stile von Videoclips, einige erotische Szenen, aber langweilig und eher in Fanatasy- als in religiöse Spinnereien abdriftend.
## Nur für Liebhaber dieses Genres, unscharfes Video, chaotisch, unzumutbar.


 

 

THE MOTHER´S LAMENT OF MANKURT
Kirgisistan 2004, Regie: Bakyt Karagulov; echter 35 mm, Farbe, 70 min, analog mono; OF mit engl. UT

Eine Liebestragödie vor dem historischen Hintergrund des Krieges zentralasiatischer Steppenvölker im 9. Jahrhundert (Chinesen gegen Kirgisen). Es geht um die Brutalität der Macht und den Widerstand der Opfer. Folter, so lange bis alles vergessen ist und damit die Versklavung einfach wird. Als Basis dient Tschingis Aitmatows „Ein Tag ist länger als ein Leben“. Der Film zeigt auch die Schönheit Kirgisiens, etwa mit der alten Frau, die, den Sohn suchend, auf einem Kamel durch die Weiten des Landes galoppiert.

 

* Unsäglich theatralisch, die Schauspieler grimassieren wie im Stummfilm, die Bilderbuch-Landschaft wird statisch wie Kulisse eingesetzt, die Handlung wäre an sich klassisches Drama und endet im Muttermord. Zwar gestochen scharfer echter Film, mit rauschigem mono-Lichtton, dennoch dem normalen Publikum nicht zumutbar.


 

GRAIN IN EAR (Mang Zhong)
China/Südkorea 2005, Regie: Zhang Lu
echter 35 mm, Farbe, 109 min, dolby digital
OF mit engl. UT

Die junge Koreanerin Cui lebt in der chinesischen Provinz in ärmlichen Verhältnissen und als illegaler Flüchtling (aus Nordkorea) ständig von Entdeckung und Auslieferung bedroht. Die auferzwungene Situation hat ihrem Leben einen eigenen, minimalistischen Rhythmus verliehen, eine Art Unauffälligkeit und ein Sich-zum-Verschwinden-Bringen. Mit ihrem Dreirad verkauft sie auf der Straße Selbstgekochtes und findet langsam ein wenig Eingang in die örtliche Gemeinschaft. Man lädt sie zum Kochen ein, und schließlich verliebt sich einer ihrer Kunden in die junge Frau.

 

Cui´s Mann ist wegen Mordes im Gefängnis und sie lebt mit ihrem Buben in der Nähe eines Bahnhofs. Illegal verkauft sie selbst gekochtes, was einigen gut schmeckt, der Kunden werden mehr. Eines Tages wird ihr Transport-Dreirad von der Polizei beschlagnahmt, vier in der Nähe arbeitende Liebesdienerinnen abgeführt. Als sie sich mit einem verheirateten Kunden einlässt und ihn seine Ehefrau erwischt, wird sie von dieser ebenfalls wegen Prostitution angezeigt und verhaftet, doch ein Polizist, der auch ein Auge auf sie geworfen hat, lässt sie wieder laufen, nachdem er selbst mit ihr geschlafen hat. Als ihr Bub bei einem Bahnunfall ums Leben kommt und sie gebeten wird, für eine Hochzeitsgesellschaft zu kochen, vergiftet sie das Essen mit Rattengift ….
***1/2  Der gestochen scharfe, auf echtem Film gedrehte absolut minimalistische Streifen verlangt von Zuseher zwar einige Geduld, wird aber gegen Ende wirklich spannend.

Der Film Gewann den Großen Preis des Landes Tirol der Int. Jury.


  

TOUKI BOUKI

Senegal 1973, Regie: Djibril Diop Mambéty, echter 35 mm, Farbe, 95 min, mono;
OF mit dt./franz. UT, trigon-film


Dakar in den 1970er Jahren: Die Studentin Anta und ihr Freund Mory fühlen sich magisch angezogen vom Abenteuer Europa. Das naive Pärchen träumt davon, Senegal zu verlassen und in Paris Luxus, Erfolg und Anerkennung zu finden. Zunächst muss jedoch das Geld für die weite Reise beschafft werden.

Der fast schon experimentalfilmartige, hart und assoziativ geschnittene Film hat nun schon 33 Jahre hinter sich, Szenen aus Schlachthöfen und so manche Symbolik mit Hörnern, die ständige Wiederholung eines „Paris, Paris“ Schlagers und von „Plaisier d´amour“ beweisen, dass das Kino, ja sogar das afrikanische, früher viel experimentierfreudiger als heute war. Ein Gaunerpärchen, das unbedingt nach Frankreich will, beschafft sich auf alle möglichen Arten etwas Geld, der Höhepunkt dabei ist, als er sich den Avancen eines dicken Schwulen hingibt; während dieser sich singend badet, wird er von ihnen ausgeraubt und mit dem Geld kaufen sie sich eine Schiffspassage nach Frankreich, doch so reibungslos klappt die Ausreise nicht…

** filmhistorisch durchaus interessant und auch heute noch sehenswert.


 

LA SAGRADA FAMILIA

Chile 2005, Regie/Buch: Sebastián Campos, von Video auf 35mm übertragen , Farbe, 99 min, dolby,
span. OF mit engl. UT

Ein schönes Haus in bester Lage am Meer. Eine Akademiker-Familie trifft sich, um das Osterfest zu feiern. Der Vater ist Architekt, ebenso wie der Sohn. Dieser stellt der Familie seine neue Freundin vor- eine Studentin der Dramaturgie, die er bei einem Autounfall kennen gelernt hatte. Sie kümmerte sich sehr um ihn und fühlte sich schuldig, um so mehr sie damals betrunken war.

Die Mutter, ziemlich desorientiert und verwirrt fährt nach einem Anruf (wieder ein Autounfall) nach Santiago de Chile und wird das zunehmend ausufernde Treiben der Familie kaum miterleben.
Zwei schwule Jus-Studenten, seine Freunde, kommen auch noch dazu. Es kommt Schwung ins Geschehen, als Julia zuerst Haschisch, dann auch Exstasy in die Runde bringt. Der Vater genießt reichlich den guten chilenischen Rotwein und macht sich an die Freundin des Sohnes heran, der wiederum Valium in die Suppe streut und mit den Narkotisierten ein Sittenbild entwirft. Sohnemann kehrt wieder zur bisherigen Freundin zurück, die lange nur stumm dem Treiben zusah.

 

** der chilenische Dogmafilm (freilich entgegen der reinen Dogma-Lehre nicht auf echtem Film gedreht) versucht mit wackeliger Handkamera die Heuchelei und die Verlogenheit der bürgerlichen Gesellschaft zu enthüllen. Er ist allerdings kaum mehr als ein Remake des Dogmafilmes „Das Fest“ und verliert an Glaubwürdigkeit, weil die „Enthüllungen“ nur im drogeninduziertem Zustand entstehen. Auch ist er zu dialoglastig, dennoch erreicht er durchaus eine gewisse Dichte und Betroffenheit.


 

DIE GLÜCKLICHSTEN MENSCHEN DER WELT


D 2005, Regie: Shaheen Dill-Riaz; äußerst unscharfes TV-Video, auf 35 mm kopiert, Farbe, 94 min, dolby.
OF mit dt. UT (ZDF / das kleine Fernsehspiel)

Der Film führt nach Bangladesh, fernab von Wirbelstürmen oder Flutkatastrophen, und überrascht mit Bildern aus dem Alltag seiner vier Protagonisten. Biografien, die exemplarisch für das Leben in den neuen Megacitys einer globalisierten Welt stehen.

Eine Studie eines angesehenen britischen Instituts veröffentlicht jährlich eine „Glücklichkeitssakala“ der Länder der Erde. Demnach sind die Menschen von Bangla Desh die glücklichsten und wir Westeuropäer weit hinten.
Ein in Deutschland lebender Filmemacher banglad. Abstammung kann dies kaum glauben und kehrt nach mehr als 10 Jahren Exil wieder in seine Heimat zurück, um mit einer Videokamera diesem Phänomen nachzuspüren. Dabei begeht er den Irrtum, dieser statistisch erhobenen Tatsache einige individuelle Gegengeschichten (natürlich sind es vor allem, aber nicht nur, die leidgeprüften Frauen) und ein zwiespältiges Bild der Gesellschaft in der Hauptstadt dieses bitterarmen Landes zu zeigen: da gibt es doch eine aktive Filmindustrie, wo manchmal Analphabeten und Kinder eine Hauptrolle spielen können, da gibt es eine moderne Textil- und Schuhindustrie, welche Europa mit Billigprodukten überschwemmt, und so manche Frau schuftet lieber 11 Stunden in der Fabrik und lebt danach „frei“, als sich als Hausmädchen oder Ehegattin versklaven oder zwangsverheiraten zu lassen. Aber es gibt durchaus auch einige Neureiche, welche ihren Reichtum zur Schau stellen.

 

* Von der Idee her interessant, technisch völlig unzulänglich und auch vom Thema her etwas verfehlt, da er keine „Zufallsstichprobe“ sondern seine Bekannten und ehem. Freunde befragte.

 

UNDEREXPOSURE
Irak/D 2005; Regie: Oday Rasheed
echter 35 mm, Farbe, 74 min, OF mit dt. UT
 
Bagdad, 2003, nach dem Angriff der USA auf den Irak: Hassan, ein Dokumentarfilmer, will einen Film über seine Heimatstadt und das Leben ihrer Menschen drehen. Das Film-Material dazu stammt aus den Lagern des ehemaligen Kulturministeriums; Hassan hat es auf dem Schwarzmarkt bekommen, es ist allerdings seit 20 Jahren ausgelaufen, und so befürchten sie eine „Unterbelichtung“, dennoch gehen sie hinaus in die Ruinen Bagdads und interviewen die Menschen.
 

** Trotz beklemmenden und gestochen scharfen Bildern vermag der Film-im-Film nicht vollständig zu überzeugen. Er ist dennoch eine mutige Dokumentation und, was umso erstaunlicher ist, auf echtem Film gedreht.


 

SANKOFA
Ghana/Burkina Faso/D/USA 1993; Regie: Haile Gerima; echter 35 mm, Farbe, 125 min, OF mit dt. UT
Mona, ein afroamerikanisches Fotomodell, wird ungewollt auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt. Während eines Foto-Shootings auf einer ehemaligen Sklavenfestung gerät sie in den Bann des geheimnisvollen Trommlers Sankofa, der die Geister der als Sklaven verschleppten und ausgebeuteten beschwört und findet sich plötzlich als Sklavin Shola auf einer karibischen Zuckerrohrplantage wieder.

Der kraftvolle und harte Film zeigt die Rebellion der Sklaven gegen die weissen Herren und gegen die gefürchteten Capos ihrer eigenen Rasse, die nicht einmal vor der Auspeitschung und Ermordung der eigenen Mütter zurückschrecken, doch eines Tages schließen auch sie sich den Rebellen an…  Auch die zwiespältige Rolle der Kirche wird angeführt.

**** bildgewaltig und rebellisch !


 

WHAT IS A MAN WITHOUT A MUSTACHE?
(Sto je muskarac bez brkova)


Kroatien 2005; Regie: Hrvoje Hribar;  35 mm, Cinemascope, Farbe, 109 min, stereo
OF mit engl. UT

Eine derb-romantische Komödie über eine Witwe, einen Witwer und einen Pfarrer, hin- und hergerissen vom Willen, zu gewinnen, was in Reichweite ist. Doch Vorurteile, Illusionen und Mentalitätsunterschiede stehen ihnen im Weg.

Es beginnt mit einem Arbeitsunfall, ein Bauarbeiter stürzt vom Gerüst, ist tot. Die Witwe erkämpft 30.000€ Abfindung und will es dem Pfarrer schenken, doch der lehnt ab, bereut es aber bald. Sie kauft dafür der Oma einen Berg ab. Sein Bruder ist ein General und Weiberheld, die Witwe scharf auf den Pfarrer, der ist Ex-Alkoholiker und soll in die Mission nach Afrika versetzt werden…

*** Turbulente Komödie


und das waren die Gewinner....

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