41.
Solothurner Filmtage 2006
16. - 22.1.06
Übersicht:
N = Kritik von Dr. Norbert Fink
U = Kritik von Dr. Urs Vokinger
Dokumentarfilme | Spielfilme | Animation |
La Repetition N | Lenz (Nobi ; Urs) | Mond und Dämon N |
Brasileirinho N | Ryna N | Ark Job U |
Wer war Kafka ? N | Riza Kaptan N | Le Génie de la Boîte de Raviolis U |
The Giant Buddhas N | Grounding U | Wolkenbruch U |
Die Blutritter (Nobi; Urs) | Stages U | Une nuit blanc U |
Hippie Massala U | Floh U | La Limace U |
Übergaben U | ||
Nachbeben U | ||
Goliath N |
Nobi berichtet:
Die neuen FilmemacherInnen machen keine Filme für die alte Garde der Cineasten
mehr ...
Am Freitag 20.1.06 begann ich den Besuch
der Filmtage mit dem "Forum Schweiz - Filmschulen", wo ich einige Werke des
Nachwuchses an FilmstudentenInnen kennen lernen wollte, was bisher immer einige
erfrischende Kurzfilme beinhaltete.
Leider war dies - wie die meisten Kurz- und Animationsfilme vor den Langfilmen
übrigens auch - eine herbe Enttäuschung. Dabei war
"Mond und Dämon"
- eine sehr animistische fErklärung über die Entstehung der Sonne noch irgendwie
originell, so fehlte es den übrigen Beiträgen vor allem am Wesentlichsten: der
Dramaturgie und der Fähigkeit eine Geschichte verständlich erzählen zu können.
z.B. in "Riza
Kaptan" wartet einen Kapitän am Bosporus meist vergeblich auf
Fahrgäste. Als er vom Imam den Auftrag erhält einen Sarg zu transportieren,
fällt ihm dieser beim Entladen ins Wasser, danach streikt ihm der Motor (sehen
Sie da eine Pointe?).
Nicht nur ich schüttelte darüber den Kopf ....
Die NZZ am Sonntag umschrieb dies dann sehr nett: "Die neuen FilmemacherInnen machen keine Filme für die alte Garde der Cineasten
mehr, sie wollen keine sozialkritischen Filme mehr machen, sondern etwas was
ihnen Spaß macht..." So kann man eine Anbiederung an den Mainstream ja auch
nennen....
Positiv war da nur "Goliath" zu vermerken, ein pointierter
Kurzfilm über einen CEO, den Proteste Tausender vor seinem Firmensitz kalt
lassen, eine einfache Ameise jedoch, die ihm ins Ohr kriecht, bringt ihn
letztlich zur Strecke.
Aber es sollte noch dicker kommen. Der
schlechteste Film aller Zeiten, den ich
nach 30 Jahren Festivalerfahrung gesehen habe war:
La Répétition
Bertrand Davet, unscharfes Video, 39 Min
"Zwei Schauspieler üben an einem tropenheissen Tag
ein Lied" steht dazu im Festivalkatalog. Ein Fotograph "filmte" am
Vorabend eines Shootings zwei schwule Schauspieler, die schon stockbesoffen
immer dasselbe Lied grölen bzw. am Flügel spielen, dies wird nur durch den
nötigen Nachschub an Zigaretten und Whiskey unterbrochen. Was vielleicht für 3
Minuten noch einen gewissen Witz gehabt hätte, ist auf die Länge von fast 40 Min
auch physisch schon eine Qual gewesen ! Weder Kameraführung, noch Tonmeisterei,
weder Schnitt noch Dramaturgie verdienten mehr als ein klares "nicht genügend!"
Das Bild ist unscharf (und aus künsterischen Schwarzweiss) der Ton brummt
ständig und ist extrem dilletantisch aufgenommen - kurzum so was kommt heraus,
wenn man mit einer normalen Videokamera einen solchen Blödsinn aufnimmt. Früher,
zur guten alten Zeit des Celluloid-Films hätte es jedermann gereut, für so was
teures Filmmaterial zu verschwenden - heute spielt man es auf einem Festival vor
- lieber Ivo Kummer - gibt es kein Qualitätsmanagement in der Schweiz mehr ?
Muss man jeden - auch noch handwerklich schlecht gemachten - Unsinn bei einem
Festival zeigen ?
Dem folgte von Mika Kaurismäki:
Brasileirinho
CH 2005, 35mm, 90 Min, portug.Omu
Der Bruder des berühmten Aki dreht auch Filme, am liebsten leichte Musikdokus.
Schon "Morro no Brasil" (ich wohne in Brasilien) befasste sich mit der
reichhaltigen brasilianischen Musikszene und enttäuschte aber rein filmisch.
Bei diesem Film geht um die sg. Choro-Musik, die als erste urbane Musikrichtung
in Rio de Janeiro vor rund 130 Jahren entstand und europäische Klänge (die mich
an den instrumentalen portug. Fado von Coimbra erinnern) mit
afro-brasilianischen Rhythmen vereint. Er wurde in Bierhallen und Kneipen, aber
auch Tanz- und Konzertsälen aufgeführt. Der Choro war bis in die 20er Jahre
populär, ehe er vom Samba und dann dem intellektuelleren Bossa Nova abgelöst
wurde. Die weithin wenig bekannte Geschichte des Chroro in Erinnerung zu halten,
ist sicher ein großer Verdienst des Filmes, denkt man bei brasilianischer Musik
doch eher an den Forro im Nordosten, den Samba als Karnevalsmusik, den Bossa
Nova von Antonius Carlos Jobim in Jazzkreisen und neuerdings den "Pagode" der
Techno-Abart.
Leider war der Streifen selbst für mich als großen Brasilienfan ziemlich
langweilig und die Tonqualität suboptimal.
Lenz
Thomas Imbach, CH 2006, 100 Min
http://www.lenz-film.ch/imbach_d.html
frei nach der Novelle von Georg Büchner
Auch dieser, sich am Geschmack des unterhaltungssüchtigen Publikums orientierte
Film konnte nicht überzeugen. Lenz, ein Mann aus Berlin, möchte gegen den Willen
der Leibesmutter seinen 9 jg. Sohn Noah besuchen, der sich gerade in der
Wintersaison in einer Hütte am Fuße des Matterhornes aufhält. Er besucht ihn
trotzdem, trifft auch die Mutter Natalie, die er unter anderen immer noch
liebt und macht einige irre (ungesunde?) Aktionen mit ihm, baggert sein
Kindermädchen an .... Garniert mit Postkartenmotiven des Matterhornes wird ein
emotional agierender junger Vater gezeigt, der sein Kind liebt und das Leben in
vollen Zügen genießen will - Positiv ist, dass diese Wünsche dem Vater
zugeordnet werden, die Gesellschaft erlaubt dies nach einer Trennung praktisch
nur den Müttern.
** Nicht ganz überzeugt der kurzweilige und
handwerklich gut gemachte Film über die Liebe eines Vaters, der an recht
extremen emotionalen Schwankungen leidet, zu seinem Sohn, der sich gerade in
einer Skihütte beim Matterhorn aufhält.
Ursens Meinung dazu
Die Reithalle - der neue Aufführungsgort mit sehr
großer Leinwand und edlem dolby-digital EX-Sound, aber sehr unbequemen
Fußballer-Tribüne-Sitzen.
Dr. Urs Vokinger
und
Dr. Norbert Fink an den "Dschungel Bar" im Landhaus berichten:
das Landhaus an der Aare - das Festivalzentrum
Der neueste Schweizer Kassenschlager heisst "Grounding" und beschreibt
die letzten Tage der Swissair. Der Wut des Schweizervolkes über
das Verhalten der Banken wird Luft gelassen...
Hier der Bericht der NZZ
http://www.nzzticket.ch/ki/detailfilm.jsp?e=298131
jener von Urs ist hier
Wer war
Kafka ?
35mm, 98 Min
Richard Dindos Dokumentarfilme (bes. jener über "Ché") sind so
sorgfältig und eindrücklich gemacht, so dass man sie nicht so schnell vergisst.
Das neueste Meisterwerk widmet sich dem Mensch Dr. Franz Kafka, nicht seinem
Werk. Stimmige Bilder aus Prag und sonstiger Stationen seines Lebens bis zu
seinem Tod an "Kehlkopf-TBC" in einem Sanatorium im Wienerwald im Alter von 41
und Zitate seiner FreundInnen.
Kafkas Vater war jüdischer Großhändler in Prag, seine Mutter im Geschäft und
allabendlich an dessen Seite - die Erziehung Franzens erfolgte also durch
Governanten. Mit seinen Eltern und Geschwister redete er kaum, jedes Wort, das
nicht literarisch war, war ihm zuwider. Sein Zimmer in der bürgerlichen Wohnung
empfand er als Grab, das Leben als Qual.
Er studierte Jus und als junger Akademiker trat in die
Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt ein. Die Berichte der bei Arbeitsunfällen
verstümmelten Arbeiten bedrückten ihn sehr.
Er war ein einsamer Aussenseiter, schlief sehr schlecht und schrieb deshalb in
den schlaflosen Nächten, leider hielt ihn die Arbeit im Büro von diesem höheren
Ziel ab. Er hatte drei Frauen, die er liebte: Milena, die erste Geliebte; Felice,
mit der er sich verlobte und die Verlobung wieder löste; und die 19 jg. Dora,
die er bei einer Kur an der Ostsee kennen lernte und die ihn bis zum Tode
begleitete. Seinem Freund Max Brod vertraute er vieles an.
Sein Traum wäre es gewesen nach "Palästina" auszuwandern und dort eine Familie
zu gründen.
Der Film spart die Wirren des 1. Weltkrieges fast völlig aus.
Kafka schrieb seinen Geliebten oft drei Briefe täglich - wieviele e-Mails hätte
er wohl heute versandt?
**** sorgfälig gemachter Dokumentarfilm über Franz
Kafka, er beginnt recht ruhig und entwickelt einen zunehmend spannenden Einblick
in die Seele dieses Einzelgängers.
The
Giant Buddhas
Christian Frei, 35mm, 96 Min
http://www.giant-buddhas.com/de/thesearch/
Im März 2001 - also 6 Monate vor dem 11.September - wollten die Taliban endlich
wieder in die Schlagzeilen der Weltpresse geraten und sprengten die historisch
bedeutenden Buddhas von Bamiyan in Afghanistan, sie zerstörten damit
unwiederbringlich diese am Rande der "Seidenstraße" entstandenen Kunstschätze.
Ein Reporter von Al-Jazeera, der die Ankündigung der Sprenung ernst nahm,
verkleidete sich als Taliban und filmte die dilletantisch durchgeführte
Zerstörung, die endlich 14 Tage lang dauerte.
Danach versuchten die Chinesen, in der Nähe einer anderen berühmten
Buddha-Statue eine Replika dieses 55 m hohen Bauwerkes zu errichten bzw. in den
Stein zu meißeln. Zuerst als großes Werk gerühmt, verurteilte das Time
Magazine dieses kommerzielle Vorhaben als "Kitsch", der Buddha-Park wurde nie
zugänglich gemacht, abgedeckt bzw. wieder zugeschüttet.
Ein französischer Professor für Archeologie ist überzeugt, dass in der Nähe
dieser Höhlenklöster von Bamiyan, wo einst der Buddha mit den funkelnden Augen
aus Rubinen stand, ein noch viel größerer, 300 m, liegender Buddha sein soll;
man müsse ihn nur ausgraben.
Wissenschafter aus aller Welt tagten darüber, ob man dieses Weltkulturerbe
wieder aufbauen könne...
***1/2 Der Dokumentarfilm beleuchtet sehr viele
Aspekte und zeigt erschütternde Bilder vom heutigen Leben in Afghanistan,
das uns eher an das finsterste Mittelalter denn an das 21. Jhdt. erinnert.
Die Blutritter
Douglas Wolfsperger, 35mm, 86 min.
http://www.blutritter-derfilm.de/
Ganz in unserer Nähe, in Weingarten bei Ravensburg findet alljährlich die größte
katholische Reiterprozession der Welt statt, 300 Reiter (nur männliche!) und
rund 30 - 40.000 Gläubige nehmen daran teil, wenn am Blutfreitag eine Relique
mit einem angeblichen Blutstropfen Jesu verehrt wird.
Der witzige Dokumentarfilm zeigt in erfrischend "politisch unkorrekter" Weise
das Leben dieses oberschwäbischen Völkleins, mit seiner Volksgläubigkeit.
Von zwei älteren schwulen Herren bis zu einem echten Eingeborenen, der sich eine
Afrikanerin zu Frau nahm, von Karl-May Fans mit Indianerschmuck, über den
Apotheker, Vorstand des Organisationskomitees bis zum Abt der Basilika, alle
kommen zu Wort und geben Erstauliches und Erheiterndes von sich.
*** erfrischende Studie über die Volksgläubigkeit
bei den Schwäbischen Nachbarn, die sonst ja eher Realisten sind.
Ursens Meinung dazu
Ryna
CH/RO 2005, Ruxandra Zenide, Cinemacope, 93 min, dolby EX
"Alle Männer sind Schweine" - und die rumänischen noch meist besoffen - dieses
Klischee zieht sich ständig durch diesen Film.
An sich beginnt der Film viel versprechend - ruhige, etwas düstere
Cinemascope-Bilder über die Binsenfelder des Donaudeltas. Ryna ist die 16 jg.
Tochter eines zwielichtigen Garagenbesitzers in Rumänien. Um das Geschäft am
Laufen zu halten, werden in der Umgebung die Autos "bearbeitet" und auch ihr
Benzin ist gestreckt. 70% der hängen gebliebenen Autos müssen die Dienste
dieser Werkstatt in Anspruch nehmen. Ryna wird auf Geheiß des patriarchisch
autoritären Vaters die Haare kurz geschoren, um sie zu verunstalten, schließlich
soll sie wie ein Bub die von ihr selbst kaputt gemachten Autos wieder
reparieren, was meist kein Problem ist. Auch ein junger forschender Franzose,
gerät so in ihre Fänge. Sie ist wortkarg und bedankt sich nicht einmal fürs
Trinkgeld.
Doch vorerst ist sie am Postboten interessiert, der jedoch ihre Angebote nicht
erwidert. So wird der Franzose, der mit den Arzt die Bevölkerung "ausmessen"
will (wer macht den heute noch rassentheoretische Vermessungen ?)
zunehmend interessant. Mit ihm nach Bukarest zu ziehen wäre fast geglückt, wäre
da nicht der stets auf sie geile und korrupte Bürgermeister, welcher die Lizenz
für die Tankstelle nicht erneuern will.
Der dramatische Höhepunkt des Films läuft nun völlig unglaubwürdig ab - Ryna
wird mit Einwilligung des Vaters und vor seinen Augen vergewaltigt; sie selbst
deckt vor der Polizei (und obwohl eigens eine neutrale Inspektorin von einer
anderen Stadt gekommen ist) ihren Peiniger.
Auch dramaturgisch ist der Streifen recht eigenwillig, die Schilderung des
trostloses Mileaus der Roma streckt sich lange dahin, bis plötzlich die
erwartete Katastrophe kommt. Nicht einmal vor der sattsam bekannten
Slapstick-Szene, wonach junge Burschen, die einen Blick auf ihren Busen erspäen
möchten, vor lauter Ungeschicklichkeit vom Boot ins Wasser fallen, wird der
Zuseher verschont. Am Ende gibt es keinen Hoffnungsschimmer für die arme Ryna.
0 - durch feministische Ideologie
klischeehaft verzerrte Darstellung des Lebens einer jungen Frau in einer sehr
armen Gegend Europas.
Auch wenn manche KritikerInnen diesen Streifen schrecklich loben - uns hat er
nicht überzeugt
Ursens Bericht
Langform mit Fotos (pdf)
In diesem Jahr besuchte der FKC die Solothurner Filmtage vom 19. bis 22. Januar. War es in den vergangenen Jahren kalt und nass, war das Wetter in diesem Jahr mit den Besuchern gnädig gesinnt mit verträglichen Temperaturen für die Jahreszeit.
Dieses Jahr konnte ich kein Leitmotiv an den Filmtagen feststellen. Filme aus verschiedensten Themenkreisen wurden gezeigt. Die Kritik war zu hören, dass dieses Jahr nichts aussergewöhnliches gezeigt worden ist; ähnliches war über die Diplomfilme der Studenten zu hören, die enttäuschend seien.
Teilweise habe ich auch ähnliche Erfahrungen gemacht. Filme wurden gezeigt, bei denen es mir schwer fiel zu folgen oder eine Botschaft zu finden. Teilweise hatte ich den Eindruck, dass eine durch den Film leitende Geschichte fehlte und der Film, Videoclip ähnlich, aus einer Anhäufung von losen Ereignisse bestand; dies bei den grossen Filmemachern wie als auch bei den Diplomfilmen. Einzig was mich positiv überraschte waren die Trickfilme, die gegenüber vom letzten Jahr an Einfallreichtum besser waren.
Die Filmpreise der diesjährigen Filmtage gingen an
Bester Spielfilm : „Mein Name ist Eugen“ von Michael Steiner
Bester Dokumentarfilm: „Exit - Das Recht zu sterben“ von Fernand Melgar
Bester Kurzfilm: „Terra Incognita“ von Peter Volkart
Beste Hauptrolle: Carlos Leal in „Snow White“ von Samir
Beste Nebenrolle: Marthe Keller in „Fragile“ von Laurent Nègre
leider konnten wir keinen dieser prämierten Filme sehen.
Trickfilme
Im Rahmen der Trickfilme wurden dieses Jahr vierzehn Kurzfilme gezeigt. Das Spektrum dieses Jahr war sehr breit: von lustig-originell (The Ark Job), niedlich (der Publikumsliebling „Le Génie de la Boîte de Raviolis“), stimmungsvoll (Der Wolkenbruch), nachdenklich (der Gewinner „Une Nuit Blanche“). „Une Nuit Blanche“wie auch einige andere Trickfilme waren etwas schwer verständlich. Hier die kurze Beschreibung einiger Trickfilme.
The Ark Job
(Titus Fehr)
Nach dem langen und langweiligen Warten auf das Ende der Sintflut werden Tiere und Noa vom umkippenden Schiff erschlagen. Einzig die Schweine scheinen diesen Unfall zu überleben.
Origineller
Film, nicht nur kurz, sondern auch kurzweilig mit unerwatenden Ende. ****
Le Génie de la Boîte de Raviolis
(Claude Barras)
Aus einer Ravioli Dose hüpft eine Art von Ravioli-Geist, der dem Befreier als Dank zwei Wünsche erfüllt. Die Wünsche sind eine gross beblumte Wiese und ein Bankettessen mit dem Ravioli-Geist. Als der Ravioli-Geist nach dem Bankett nicht mehr in die Ravioli Dose zurückkehren kann, da er wahrscheinlich zu viel gegessen hatte, tun sich Retter und Ravioli-Geist zusammen und geniessen das kühle Wasser am einem Bach.
Der Film ist rührend und lustig. Was seine Qualität auszeichnet sind die doch so einfachen Wünsche des Retters. ***
Wolkenbruch (Simon Eltz)
Mit einem Steinwurf bringen zwei raufende Jungen durch Zufall
eine Ente zum Absturz. Die Ente scheint nur leicht verletzt zu sein, erholt sich
rasch von Schock. Neben der Ente liegt aber auch ein kleiner Mann. Nachdem sich
der Mann vom Sturz erholt hatte, sitzt er wieder auf die Ente auf, und zusammen
fliegen sie davon.
Die Geschichte ist originell und der
kleine Mann bringt eine unerhoffte Wendung in den Verlauf des Filmes.
Die Bilder sind auf das wesentliche reduziert,
trotzdem gelingt es dem Regisseur durch Licht- und Schattenspiel Stimmung in den
Film zu bringen. ****
Une Nuit Blanche (Maja Gegrig)
Dieser Film war etwas schwer zu verstehen. Die Frau eines kurz verstorbenen Mannes findet den nächtlichen Schlaf nicht. Der besorgte Mann, als Toter, scheint am Ende der Frau ein rettendes Schlafmittel unter die Schwelle der Haustüre zu schieben. **
La Limace
(Tania Zambrano-Ovelle)
Mädchen wollen geküsst werden! Dieser Wunsch wird Lucy verwehrt, als der von ihr ausgesuchten Junge Leon verlangt, dass sie zuerst eine Schnecke küssen muss. Nach dem Schneckenkuss rennt der auserkorene Leon angeekelt davon. Doch das macht nichts, denn ein Jahr später küsst sie der Leon dann doch noch, nachdem sie eine Glass Kaulquappen geschluckt hat.
Origineller Kurzfilm. Naja, Frauen bekommen schlussendlich immer was sie von uns Männern wünschen! ***
Kurzfilme aus den Filmschulen
Floh! (Christine Wiederkehr)
Floh ist der Name eines frischgebornen Mädchens, das neun
Monate im Bauch der Leihmutter Antje verbracht hatte. Ihre Auftragseltern sind
Amerikaner, die das Kind bestellt haben. Nach der Geburt will Antje ihr Kind
nicht den Auftragseltern abliefern, und es entsteht eine wilde und originelle
Verfolgungsjagd zwischen Auftragsvermittler und der Antje. Antje meint, sie sei
nicht die hellste aber das Glück stehe auf ihrer Seite. Der Film zeigt, dass sie
recht hat. Die Flucht ans Meer gelingt, wo sie ihr Kind Floh in aller Ruhe
aufziehen kann.
Originelle und humorvoller Diplomfilm der
Regisseurin. ****
Übergaben (Barbara Burger)
Übergabe ist ein Dokumentarfilm, wo geschiedene oder getrennt
lebende Paare über die wöchentliche Übergabe ihrer Kinder erzählen, da sich
beide das Sorgerecht teilen. Der Film zeigt eindrücklich durch die erzählenden
Personen, dass die Übergabe eher etwas Unangenehmes ist, dass die Beteiligten
Wege zu einer eher protokollarischen Übergabe finden mussten um nicht alte
Wunden aufreissen zu lassen. Bei einigen der erzählenden Personen scheinen die
Verletzungen des vergangenen Zusammenlebens tief zu sein (z.B. ein Vater will
keine Übergabe der Kinder in der Wohnung seiner ehemaligen Frau).
Ein guter Dokumentarfilm, der durch die offen erzählenden Personen lebt. ***
Langfilme
Spielfilme
Nachbeben (Stina Werenfels)
Ein Film aus dem Bank-Manager-Milieu. Während einer
Gartenparty bröckelt die Coole, lässige Fassade der einzelnen Gäste und die des
Gastgebers ab. Drogen, Fremdgehen der Herren, Geldsorgen, Intrigen, bringen das
doch so scheinbare coole Verhältnis der Protagonisten zum Fall. Das Ende ist ein
Scherbenhaufen und ein Selbstmordversuch des doch so stark scheinenden
Gastgebers.
Als Erstlingswerk der Regisseurin ist
der Film beachtlich gut gelungen und kommt der Qualität eines erfahrnen
Regisseurs sehr nahe. Die Darsteller spielen überzeugend gut, die Dramatik baut
sich konstant auf, so dass keine Langeweile entsteht. Schritt für Schritt werden
die Protagonisten in ihrem wirklichen Tun und Denken entblösst. Einzig, die
Geschichte finde ich persönlich etwas überspitz; so viele Lügen und Intrigen
hält ein Mensch nicht durch.
Aber in einem Film muss es wahrscheinlich so
sein um überhaupt das Publikum fesseln zu können. ****
Grounding
(Michael Steiner, Tobi Fueter)
www.groundingfilm.ch
Der Niedergang der Swissair. Nach Erfolgsloser Expansionstaktik des Direktors Bruggisser und nach den Schlampereien des Verwaltungsrates soll die insolvente Swissair Fluggesellschaft mit Martin Corti wieder flott gemacht werden. Doch alle Zeichen sind gegen den kämpfenden Corti: Steigende Ölpreise und der 11. September bringen die Fluggesellschaft so unter finanziellen Druck, dass Corti bei den Banken und beim Bund um Hilfe bittet muss um den schweizerischen Nationalstolz zu retten. Bund und die Bank CS sind bereit. Die UBS mit Prader (eine für den Film erfundene Person) und Ospel treiben durch Arroganz und plumper Verzögerungstaktik beim Überweisen der versprochenen Geldspritzer die Swissair in den Konkurs. Aus Sicherheitsgründen muss Corti alle Swissair Flüge auf der ganzen Welt von einer Minute auf die andere streichen; die Swissair ist ge’grounded’.
Ein zweistündiger Film für das grosse Publikum, der auf sehr eindrückliche und spannende Weise, mit einem Hollywood Touch, die letzen Tage der Swissair zeigt. Corti ist der Kämpfer in der Höhle des Löwens, die UBS der Spielverderber auf eine ganz perfide Art und Weise. Dass Ospel sich im wichtigsten Moment der Vertragsunterzeichnung der Finanzspritze nicht mehr zeigt, sondern ‚unerreichbar’ in einem Flugzeug nach Amerika fliegt, zeigt eine Feigheit eines Mannes an der Spitze einer der grössten Banken der Welt. ***
Lenz
(Thomas Imbach)
www.lenz-film.ch
Lenz kommt aus Berlin um in Zermatt seine getrennte Frau und seinen Sohn Noah zu besuchen. Im Rausch euphorischer Zustände bringt er Unruhe.
Inhaltlich ist der Film schwach, ein
Durcheinander von Szenen die auch von einem Heimvideofilm stammen könnte. Falls
der nervige Protagonist, Lenz, nicht seine eigenen euphorischen Zustände im Film
ausleben sollte, so ist seine schauspielerische Leistung beachtlich.
Einzig was mich im Kino hielt und das
frühzeitige Verlassen des Saales verhinderte, waren die eindrücklichen Aufnahmen
der Natur. Inhalt #, Aufnahmen ***
Stages (Marek
Beles)
www.stages-film.com
Die junge Ina ist Dank einer Chemotherapie vom Brustkrebs geheilt worden und will endlich als Schauspielerin auf einer Bühne auftreten. Ohne zuvor eine Ausbildung genossen zu haben und mit falschem Lebenslauf stellt sie sich für eine Sprechprobe bei einem Theater vor. Der Spielleiter ist über die Fähigkeit der jungen ‚Schauspielerin’ überrascht und stellt sie ein. Inas Wille, so schnell wie möglich vorwärts zu kommen ist ungeheuerlich; sie lässt sogar die Termine für die Nachuntersuchungen fahren. Der Spielleiter erfährt aber nach und nach die Wahrheiten Inas. In einem Zwischenfall, wo sie auf der Bühne dem Spielleiter ihre entstellte Brust entblössen muss, rennt sie davon.
Der Film lebt vor allem durch die Hauptdarstellerin Anna Brüggemann, die die Rolle Inas glänzend spielt. Schön sind auch die Aufnahmen und die Filmmusik.****
Dokumentarfilme
Die Blutritter
(Douglas Wolfsperger)
www.blutritter-derfilm.de
In deutschen Weingarten findet jedes Jahr eine
Reiterprozession statt, bei der eine Reliquie, ein Blutstropfen Jesus, verehrt
wird. Der Film porträtiert einige Reiter dieser Prozession, verwickelt sie in
Gespräche über Gott und die Welt und dokumentiert die Vorbereitungen und die
Prozession selbst. Witzig sind die Kommentare und die Weltanschauungen der
porträtierten Personen. Ein unterhaltsamer
Dokumentarfilm über ein Städtchen und ihre Einwohner, wo scheinbar die
katholische Kirche noch im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens steht. ***
Hippie Masala
(Ulrich Grossenbacher, Damaris Lüthi)
Der Film berichtet über die in Indien gestrandeten Hippies der 60iger und 70iger Jahre. Ein Holländer, eine Belgierin, ein Italiener und ein Schweizer erzählen flüchtig wie und warum sie nach Indien gekommen sind und geben dem Zuschauer einen Einblick in ihr alltägliches leben, dass bei den meisten fern ab der Zivilisation ist. Der Film beschränkt sich hauptsächlich auf den Ist-Zustand der ‚Auswanderer’ und auf Fakten. Der Zuschauer erfährt nicht, ob sie mit ihrer Situation wirklich zufrieden sind, ob sie ihre Träume verwirklicht sehen, auch nicht, ob ihre damalige Entscheidung richtig war. Als Nicht-Inder fühlen sie sich nie ganz akzeptiert bei den Indern und bleibt somit für immer Fremde in diesem Land. **
vergleiche auch den Bericht von Walter Gasperi im "kultur-online"!
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