Rede des Obmannes, Dr. Norbert Fink,
anlässlich des 20-Jahres Festes des FKC

 

Werte Ehrengäste !
Werte Mitglieder und Vereinsfrauen !
Werte Freunde des Vorstandes !
Liebe Filmfreunde !

Dank der Hilfe der drei Subventionsgeber Bund –Land - Stadt, die uns von allem Anfang an gleichermaßen unterstützten und dank der steigenden Akzeptanz bei den Besuchern haben wir das Unglaubliche geschafft und als ehrenamtlich arbeitender Filmclub mehr als 20 Jahre durchgehalten.
Diesen Anlass möchten wir heute in lockerer Atmosphäre, bei jazziger Musik, feiern.
Gleich eines: meine kritische Distanz zu vielem, was aus den USA kommt, hört beim Jazz auf. Natürlich liebe ich auch amerikanischen Jazz und schätze ihn als die wohl bedeutendste, um nicht zu sagen, fast einzige kulturelle Errungenschaft der USA. Aber der Jazz ist ja nicht die Musik der „Yankees", sondern der afroamerikanischen Sklaven und keinesfalls Produkt der Medienmultis und Plattenfirmen; ganz im Gegenteil, der echte Jazz ist ein Nebenprodukt der Sklaverei an den Schwarzen und die hatten es verdammt schwer, in die Medien zu kommen und ihre Platten herauszubringen. Sie spielten also fast in der Unterwelt und hatten oft in Rotlicht-Bars und Bordellen ihre einzigen bezahlten Auftrittsmöglichkeiten. Wenn es heute keinen Takt made in USA zu hören gibt, so ist das kein plumper Antiamerikanismus, sondern einfach darum, weil es nicht zu unserem Filmprogramm passt. Beim letzten FKC-Fest im Gütle spielten die Provinzpropheten, die sind nachher groß herausgekommen, fast nur US-Lieder und das genau nachdem wir den Beschluss gefasst haben, kein US-Filme mehr zu spielen. Das passt ganz einfach nicht zu uns.
Und der Grund des Boykotts ist kurz erklärt: die USA erklärten 1994 in den GATT-Verhandlungen, Film sei keine „Kunst", sondern eine Handelsware wie Bananen. Also definierten sie selber, ihre Filme zur Nicht-Kunst, und machten sie für uns, die Freunde des Kunstkinos tabu.

Wir zeigten bis heute 719 Filme nach unserer offiziellen Zählung, je nachdem ob man Kurzfilme als Paket betrachtet oder einzeln, sind es auch ein paar mehr.
Ich habe während einer Kur im Rehab-Zentrum Vigaun letzten Juli begonnen, die Vereinsgeschichte etwas aufzuarbeiten. Eine Frau, die mir ursprünglich dabei helfen wollte, ist mit einigen Unterlagen nach Wien geflüchtet , also machte ich es selber, in dem ich aus allen Programmheften und – zetteln meine Vorworte las. Alle wichtigen Ereignisse wurden dort kommentiert.
Auch begann ich schon vor 10 Jahren eine Chronik zu schreiben, diese scannte ich ein und dann hatte ich während der Kur mit meinem Laptop genug zu tun.

Was mir selber aufgefallen ist, anfangs waren wir viel geselliger, gingen rund 2 Jahre lang konsequent nach jedem Film in ein Gasthaus zum diskutieren, das waren das GH Sonne in der Eisengasse und der Chinese im Hirschen am Marktplatz, den es jetzt nicht mehr gibt.
Wir machten eigene Wochenschauen mit Großformatdias und Spulentonband und 2 Kunstwettbewerbe und 2 oder 3 Faschingsgschnas´. Wir klebten jeden Monat Plakate....
bis uns das alles zu dumm oder zuviel wurde und wir uns auf das wesentliche, den Film, beschränkten. Leider hatten wir nie einen allzu regen Zulauf an Personen die ehrenamtlich viel und hart und vor allem unter Zeitdruck arbeiten wollten.

Was die Erwartungen des Publikums angeht, hat sich viel zum Positiven geändert.

Wir zeigten ganz am Anfang alle Filme, nach denen Nachholbedarf war. Selbst so große und relativ kommerzielle Filme wie Bertoluccis Novecento (1900) in zwei Teilen, oder Jimmy Cliffs Musikfilme wurden bislang nie gezeigt und sorgten für gut besuchtes Haus.

Selbst ein Klassiker wie „Alexis Sorbas" war Mangelware und sorgte am 11.3.82 erstmals zu ausverkauften Haus im alten Kino, mit den engen Holzstühlen passten damals 440 Personen hinein.

Doch immer mehr wagten wir uns vom gehobenen Unterhaltungsfilm in geographische und cineastische Winkeln und Nischen, wobei vor allem das Lateinamerikanische recht guten Anklang fand.
So glaube ich, dass es heute kein Totalflopp mehr wäre Ägyptische Filme zu zeigen. Im Dezember 1983 war es noch so. Am ersten Abend kamen immerhin 28 Besucher, eine weitere Vorführung des Filmes "Der Briefträger" fand bei 8 Zusehern statt, die übrigen 3 angesetzten Termine entfiel mangels Besuchern.

12 Jahre nach unserer Gründung war aber die Zeit reif auch für Raritäten.
Als ich damals zwischen der Schweizer Cinelibre, Robert Richter, und der AFÖ vermittelte, ein ganzes Paket iranischer Filme durch Österreich reisen zu lassen, hatten wir den relativ größten Erfolg. In Dornbirn gab es mehr Besucher als in Wien. Das war 1992. Ich erinnere mich an einen Mann, der einem Mercedes 600 mit Zürcher Kennzeichen entstieg und sich bei mir nach diesen Filmen erkundigte. Nach der Vorführung verküsste mich der Teppichhändler mit Tränen in den Augen, weil er seit Jahrzehnten keinen Film mehr in seiner Muttersprache hörte (er schenkte mir aber keinen Perser...).

Damit wären wir auch bei der Tatsache, dass wir alles in OmU zeigen, wenn möglich. Natürlich gibt es einige, die das noch immer stört, sei es, weil sie nicht mehr so gut sehen,
oder weil sie es noch immer nicht recht gewohnt sind im Kino zu lesen.
Aber die Mehrzahl freut sich inzwischen darüber und gerade beim letzten Film sind wieder eine ganze Clique Franzosen zu uns gekommen, und was gibt es schöneres als Völkerverständigung...
Zum Abschluss möchte ich auch einen Blick in die Zukunft wagen, und die muss Programmkino heißen. Ich habe schon oft, und bei jeder JHV immer wieder betont, dass ich nicht ewig das meiste an ehrenamtlicher Arbeit machen kann und will. Natürlich möchte ich mein Lebenswerk nicht sterben, sondern aufblühen sehen, und das könnte der Fall, wenn Vbg ein Programmkino bekommt. Wenn der Grund, warum wir einst den FKC gründeten, obsolet ist, könnten wir unbesorgt zur Ruhe setzen.
Ich möchte den Beratungen der Filmkommission, der ich angehöre, nicht vorgreifen,
aber in dem Punkt sind wir uns einig. Dank der Arbeit vom Cineclub ZOOM früher, des Filmforums und des FKC heute, ist der Markt reif für ein Programmkino in Vbg. Nachdem der Standort Feldkirch gestorben ist, gibt es zwei Varianten: ehem. Kino Götzis und das Cinema 2000. Mit der Basisversorgung an anspruchsvollen Filmen durch ein Programmkino
würde der FKC entlastet und könnte sich auf totale Nischen oder Events zurückziehen, sei es im oder neben dem Programmkino. Das Programmkino hingegen müsste mehr zustande bringen, etwa Eigenimporte aus dem Ausland, die nötig sind, weil das Angebot in Österreich völlig unzureichend ist.

Leider hat von den früheren Vorstandsmitglieder nur Herwig Bitsche die Zeit gefunden, uns ein paar Zeilen zu schreiben, Mitgründer Adrian hat sich per E-Mail entschuldigt; ich habe sie alle darum gebeten, und manche haben es mir versprochen; so bleibt es bei uns Anwesenden, sich an die letzten Jahre zu erinnern und jeder von euch Anwesenden, kann gerne kurz das Wort ergreifen.
Alles andere habe ich in Wort und Bild zusammengefasst und während die Musik spielt, wird die Präsentation laufen. Also viel Spaß und bleibt uns weiterhin treu und löst mich mal als Obmann ab !



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