Und so urteilten die Int. Jurys:
Die Preisträger des 59. Internationalen
Filmfestivals
von Locarno, 2006
INTERNATIONALER WETTBEWERB –OFFIZIELLE
JURY
GOLDENER LEOPARD
Grosser Preis des Festivals und Grosser Preis der Stadt und Region Locarno
(90'000 CHF aufgeteilt auf Regisseur und Produzent) für den besten Film:
DAS FRÄULEIN von Andrea Staka – Schweiz/Deutschland
SPEZIALPREIS DER JURY
Preis der Städte Ascona und Losone (30'000 CHF aufgeteilt auf Regisseur und
Produzent) für den Film, der den Gedanken der Verständigung zwischen den Völkern
und den Kulturen am stärksten zum Ausdruck bringt:
HALF NELSON von Ryan Fleck – USA
PREIS FÜR DIE BESTE REGIE
Preis der Stadt und Region Locarno (30'000 CHF aufgeteilt auf Regisseur und
Produzent) für die beste Regie:
an LAURENT ACHARD für den Film: LE DERNIER DES FOUS – Frankreich/Belgien
LEOPARD für die Beste Darstellerin:
AMBER TAMBLYN für den Film: STEPHANIE DALEY von Hilary Brougher – USA
LEOPARD für den Besten Darsteller:
BURGHART KLAUSSNER für den Film: DER MANN VON DER BOTSCHAFT von Dito
Tsintsadze – Deutschland
Besondere Erwähnung: BODY RICE von Hugo Vieira da Silva – Portugal
Für seine anregende und orginelle kinematografische Ausdruckskraft und seinen
kreativen Mut.
WETTBEWERB CINEASTEN
DER GEGENWART
GOLDENER LEOPARD CINEASTEN DER GEGENWART
C.P. COMPANY
Das italienische Modeunternehmen C.P. Company, das zehn Jahre den
Videowettbewerb unterstützt hat, engagiert sich nun für den neugeschaffenen
Wettbewerb Cineasten der Gegegwart, der innovative Werke der Filmkunst zeigt.
Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 30'000 CHF verbunden.
Der Preis geht an: VERFOLGT von Angelina Maccarone – Deutschland
Für die Subtilität, grosse Sensibilität und Intelligenz, mit der sie die
Komplexität menschlicher Beziehungen aufdeckt.
SPEZIALPREIS DER JURY CINECINEMA
AUTEUR CINEASTEN DER GEGENWART WETTBEWERB
Ankauf des prämierten Films für 30'000 CHF zur Ausstrahlung auf dem
französischen TV-Sender CINECINEMA AUTEUR, der sich schon seit längerem dafür
einsetzt, das Autorenkino bei einem grossen Publikum bekannt zu machen.
Der Preis geht an: CHAND KILO KHORMA BARAYE MARASSEM-E TADFIN (QUELQUES
KILOS DE DATTES POUR UN ENTERREMENT) von Saman Salour – Iran
Für das Einbringen einer zeitgenössischen Sprache im iranischen Kino verbunden
mit einem starken Bewusstsein für die Vergangenheit.
Besondere Erwähung:
TARACHIME von Naomi Kawase – Japan/Frankreich - Für das präzise und
entschlossene Einführen in eine Welt der Gefühle – absolut persönlich und
gleichzeitig universell.
LEOPARD FÜR DAS BESTE ERSTLINGSWERK,
Preis der Stadt und Region Locarno(30'000 CHF aufgeteilt auf Regisseur und
Produzent) für den besten ersten Film in den zwei Wettbewerben.
L'ANNEE SUIVANTE von Isabelle Czajka – Frankreich
Der Film zeigt eine neue Perspektive der ökonomischen Bedingungen und der Härte
der Vororte von Paris. Die Regisseurin inszeniert kraftvoll und schlicht das
Einzelschicksal einer Jugendlichen.
Besondere Erwähnung:
SO LANGE DU HIER BIST von Stefan Westerwelle – Deutschland
In einer Welt des Jugendwahns schafft der Regisseur einen Ort für Gesten der
Liebe und Intimität zwischen zwei Universen. Der Film überrascht durch seine
emotionale Kraft und sein Gespür für die Erzählung.
PARDI DI DOMANI (LEOPARDEN VON MORGEN)
LEOPARDEN VON MORGEN – NEUE SCHWEIZER TALENTE:
PARDINO D’ORO, PREIS DER SRG SSR IDÉE
SUISSE FÜR EINEN SCHWEIZER FILM, in der Höhe von 6'000 CHF geht an den
Schweizer Film:
NACHTFLATTERN von Carmen Stadler
Für seinen klaren Blick auf die Beziehung eines Paares in Momenten des Zweifels
und der Zärtlichkeit.
PARDINO D’ARGENTO, KODAK-PREIS,
in Form von Filmmaterial der Eastman Kodak im Gesamtwert von 6'000 CHF:
ASCHENBRÜDER von Markus Heiniger und Steve Walker
Für eine intelligente Komödie, die virtuos inszeniert und gespielt wird.
DER ACTION LIGHT PREIS FÜR DAS BESTE NACHWUCHSTALENT,
LA VERITE VRAIE von Tania Zambrano-Ovalle
Für Ihr Talent der Beschreibung der Geschichte eines Kindes, das die Lügen der
Erwachsenen aufdeckt.
Besondere Erwähnung:
NOUVEL ORDRE von Gregory Bindschedler, Jean-Daniel Schneider, Ausonio
Tavares de Sousa
Dank seiner eindrücklichen Atmosphäre und bestechender Szenen fasziniert der
Film die Zuschauer.
LEOPARDEN VON MORGEN – «ÖSTLICH DES
MITTELMEERS»:
PARDINO D’ORO, PREIS DER SRG SSR IDÉE SUISSE FÜR EINEN KURZFILM AUS
DEM WETTBEWERB «ÖSTLICH DES MITTELMEERS» im Gesamtwert von 6'000 CHF gehtan den
Film:
BUBACHKI (BUGS) von Igor Ivanov – Mazedonien
Für sein sein sensibles filmisches Porträt der Einsamkeit eines Kindes in einer
problematischen Familie.
PARDINO D’ARGENTO, KODAK-PREIS
für einen Film aus dem Wettbewerb «Östlich des Mittelmeers», in Form von
Filmmaterial der Eastman Kodak im Gesamtwert von 6'000 CHF geht an:
WEST BANK STORY von Ari Sandel – USA
Für seine besondere Herangehensweise an das Thema und seine Botschaft der Liebe
und des Friedens.
LEOPARDEN VON MORGEN – NEUE SCHWEIZER TALENTE UND «ÖSTLICH DES MITTELMEERS»:
PREIS FÜR FILM-UND-VIDEO-UNTERTITELUNG bestehend aus der Untertitelung in drei
mitteleuropäische Sprachen. Gestiftet von der Firma Film & Video Untertitelung
Gerhard Lehmann AG.
BIR DAMLA SU (UNE GOUTTE D’EAU) von Deniz Gamze Ergüven – Frankreich
Für seine Darstellung einer Frau, die mit den Traditionen bricht und für die
Freiheit kämpft.
Besondere Erwähnung:
DEFTERI FISI (DEUXIEME NATURE)
von Vardis Marinakis – Griechenland
Ein mutiger Film über die Angst und die Freude, über die menschliche Existenz –
eine Ode das Leben an sich.
JUGENDJURY FÜR DIE LEOPARDEN VON MORGEN
Die Jugendjury verleiht folgende Preise:
PREIS CINEMA E GIOVENTU
Gestiftet vom TESSINER ERZIEHUNGS-, KULTUR- UND SPORTDEPARTEMENT im Wert von
3’000 CHF (aufgeteilt zwischen einem Schweizer Film und einem Film aus der
Monographie) geht an:
Wettbewerb «Neue Schweizer Talente»
Die Jury von Cinema e gioventù wählt als besten Kurzfilm aus dem Schweizer
Wettbewerb den Film ASCHENBRÜDER von Markus Heiniger und Steve Walker –
Schweiz
Für die exzellente Darstellung, visuelle Stärke und den Erzählrhythmus, die den
komischen Aspekt des Films unterstützen. Das sensibile Thema wird mit Taktgefühl
behandelt, und dank des feinen Humors stimuliert der Film ganz unterschiedliche
emotionale Reaktionen. für den Wettbewerb «Östlich des Mittelmeers»:
Die Jury von „Cinema e gioventù“ wählt als
besten Kurzfilm aus dem
Wettbewerb «Östlich des Mittelmeers» den Film:
RAM ZA SLIKU MOJE DOMOVINE (CADRE POUR LA PHOTO DE MON PAYS)
von Elmir Jukic – Bosnien-Herzegovina/ Slowenien
Anhand realer Geschehnisse beleuchtet der Film die Spaltung eines Volkes wegen
eines
Bürgerkrieges. Die schwierige Thematik der ethnischen Konflikte im ehemaligen
Jugoslawien ist
auch visuell stilistisch interessant.
Besondere Erwähnung:
YASMINE TUGHANI (LA CHANSON DE YASMINE) von Najwa Najjar – Palästina
Für seine Entscheidung, ohne Schuldzuweisung oder Gewaltdarstellung das
Schicksal der Zivilvbevölkerung in Palästina aufzuzeigen.
JUGENDJURY
ERSTER PREIS im Wert
von 6000 CHF gestiftet vom Tessiner Erziehungs- Kultur- und Sportdepartement,
wird vergeben an:
DAS FRÄULEIN von Andrea Staka – Schweiz/ Deutschland
Die Geschichte dreier entwurzelter Frauen verschiedener Generationen, die sich
mi t ihrem Alltagund ihren Erinnerungen konfrontieren müssen, ist mit Poesie und
Aufrichtigkeit gefilmt.
ZWEITER PREIS im Wert von 4000
CHF, gestiftet vom Tessiner Erziehungs- Kultur- und Sportdepartement, wird
vergeben an:
CHAHAR SHANBEH SOURI (Fireworks Wednesday) von Asghar Farhadi – Iran
Ein bestechender Film, der es vermeidet nur passiver Zeuge der Ereignisse zu
sein. Er greift ein kulturübergreifendes Problem auf und schafft eine
Identifikation, welche die soziale Absicht des Regisseurs unterstreicht.
DRITTER PREIS im Wert von 2000
CHF, gestiftet vom Tessiner Erziehungs- Kultur- undSportdepartement, wird
vergeben an:
SUZANNE von Viviane Kandas – Frankreich
Der harmonische und eindrückliche Film zeigt mit wunderbaren Bildern die
Geschichte einer Wiedergeburt.
Die Jugendjury verteilt zudem folgende Preise:
PREIS UMWELT UND LEBENSQUALITÄT im
Wert von 3000 CHF
gestiftet vom Kantonalen Departement des Gebietes an:
AGUA von Veronica Chen – Argentinien/Frankreich
Der Film beeindruckt durch faszinierende und innovative Unterwasseraufnahmen,
welche die Verbundenheit der Hauptfiguren zum Wasser unterstreichen. Zugleich
ist es ein Sinnbild für die Entwicklung der Figur Goyo, der von der Einsamkeit
eines Dorfes, in dem es kaum Wasser gibt, geprägt ist. Durch das Element Wasser
gelingt ihm die Wiederannäherung an die Gesellschaft.
Besondere Erwähung der Filme:
HALF NELSON von Ryan Fleck – USA
Der Regisseur stellt das Thema Einsamkeit sensibel und überzeugend dar. Seine
Hauptfigurverdrängt sie mit dem Konsum von Drogen. Beeindruckend ist auch die
Beziehung zwischen dem desillusionierten Lehrer und dem jungen schwarzen
Mädchen, die sich gegenseitig stützen.
MNOGOTOCHIE (Ellipsis) von Andrei A. Eshpai – Russland
Grundelemente der literarischen und filmischen Kultur Russlands charakterisieren
einenpoetischen Film, der sich über virtuose Bilder zwischen Natur und Kunst
entwickelt.
PREIS NETPAC (Netzwerk für die
Promotion des asiatischen Kinos)
NAE-CHUNGCHUN-AEGAE-GOHAM (DON'T LOOK BACK) von Kim Young-Nam –
Südkorea/Japan
Für das subtile Portrait des Lebens der koreanischen Jugend.
und
FU SHENG (BLISS) von Sheng Zhimin – China
Für die mutige Darstellung der gegenwärtigen Lebensbedingungen chinesischer
Familien.
FIPRESCI JURY- JURY der internationalen
Filmkritiker
NAE-CHUNGCHUN-AEGAE-GOHAM (Don’t Look Back) von Young-Nam Kim –
Südkorea/Japan
Für ein Erstlingswerk, das mit grosser Reife inszeniert ist und eine moderne
Filmsprache spricht. Ein aufrichtiger Film, mit einem allgemein menschlichen
Thema.
ÖKUMENISCHE JURY
Die ökumenische Jury verleiht seit 1973 ihren Preis an Filmschaffende, denen es
gelingt, ihr Publikum für religiöse, menschliche oder soziale Werte zu
sensibilisieren.
AGUA von Verónica Chen – Argentinien/Frankreich
Die ökumenische Jury verleiht ihren Preis an die Regisseurin Verónica Chen für
die künstlerische Qualität und die Universalität der Geschichte von Agua. Der
Rhythmus der Schwimmbewegungen und die Omnipräsenz des Wassers unterlegen den
Film mit einer meditativen Dimension. Hier finden zwei Männer verschiedenen
Alters zu sich selbst. Der Film ermutigt zum Verzicht auf das Gewinnen um jeden
Preis und zu Zivilcourage im Alltag. Der Preis ist mit 20.0000 SFr. dotiert und
an die Filmdistribution in der Schweiz gebunden. Das Preisgeld wird von der
evangelisch-reformierten und den römisch-katholischen Kirchen der Schweiz zur
Verfügung gestellt.
Besondere Erwähnung:
LE DERNIER DE FOUS von Laurent Achard – Frankreich/Belgien
Der Film zeigt mit einer radikalen Vision die Abwesenheit von Hoffnung und Liebe
auf.
PREIS FICC/IFFS
Die Jury des Don Quijote Preises (FICC / Federation Internationale des
Ciné-Clubs, Dachorganisation der Filmklubs und nicht-kommerzieller Kinos):
DAS FRÄULEIN von Andrea Staka – Schweiz/Deutschland
Der Film greift das universelle Thema von Hoffnung und Einsamkeit dreier Frauen
auf und zeigt die Einsamkeit, in die man an fremden Orten verfallen kann und
dadurch vergisst zu leben. Die bravouröse Darstellung der Figuren zeigt die
Stärke der Personen und macht klar, dass Veränderungen manchmal auf unüblichen
Wegen zustande kommen.
PREIS Art & Essai CICAE
(Jury des internationalen Verbands der Studiokinos)
JIMMY DELLA COLLINA von Enrico Pau – Italien
Der Film thematisiert subtil die sozialen Problema in Europa. Die Hauptfigur
Jimmy hat gleichermassen Probleme einen Arbeitsplatz zu finden wie seinen Platz
in der Gesellschaft. Dem Regisseur gelingt es, die Verzweiflung der Figur
einzufangen. Der Film spiegelt Momente schmerzhafter Wahrheiten gefolgt von
poetischen Momenten zwischen dem Industrieviertel einer sardischen Stadt, der
Enge des Gefängnisses und dem Resozialisierungszentrum auf dem Land. Die
hervorragende Regie und die exzellente Schauspielerführung machen aus Jimmy de
la Colina einen bemerkenswerten und leidenschaftlichen Film, der sein Publikum
in den Art House Kinos
finden wird. Die Jury war ausserdem sehr berührt von zwei weiteren Filmen,
auf die sie hinweisen will :
DAS FRÄULEIN der Regisseurin Andrea Staka (Schweiz) für ihre Darstellung der
Beziehungen zwischen Figuren mit unterschiedlichen Hintergründen und die
Emotionen, die der Film freisetzt.
MNOGOTOCHIE (Ellipsis) des Regisseurs Andrei A.Eshpai (Russland) für
seine Poesie, die überzeugende Interpretation der Hauptdarstellerin und die
verführerische Ästhetik der Kamera.
PREIS SSR SRG idée suisse der
KRITIKERWOCHE 2006
ZEIT DES ABSCHIEDS von Mehdi Sahebi – Schweiz
Der Regisseur zeigt mit Sensibilität und Wagemut die Entwicklung der
Krebskrankheit von Giuseppe. Dabei fängt er sowohl die grotesken Auswüchse
moderner Medizin als auch die Ironie, mit welcher der Protagonist seiner
Krankheit begegnet ein. Der Kranke und der Filmemacher scheinen fast gemeinsam
Regie zu führen. Die Grenzen zwischen Regisseur und Protagonist verschwinden.
Das in Realzeit dargestellte Sterben wird zu einer Elegie auf das Leben.
Besondere Erwähnung:
AZ ÈLET VENDEGÉ (A Guest of Life) von Tibor Szemzö – Ungarn
Die Hommage an alle menschlichen Kulturkreise weist eine originelle
erzählerische Struktur, visuellen Reichtum, poetische Stärke und eine hohe
Qualität der Kameraarbeit und Musik auf.
Quelle: www.pardo.ch
http://jahia.pardo.ch/jahia/webdav/site/pardosite/shared/pdf/59palmaresdefd.pdf