Bericht von einem Tag Münchner Filmfest 2002


 Link zum Filmfest-München

Leider gab es heuer die Reihe „Visiones latinoamericanas“ heuer nicht mehr, obwohl sie erst letztes Jahr neu eingeführt und besonders erfolgreich war.

Ich begnügte mich also mit 2 Filmen, einem aus der Reihe "World Vision" und einem aus dem neuen französ. Kino.

Absurdes Ambiente am Rande der Fußball WM.

Als ich mit der S-Bahn in die Innenstadt fuhr, war gegen 14 Uhr München wie beim einem Atomkrieg leergefegt und erst nach dem 2. Tor der Brasilianer füllte sich langsam der Kinosaal... Arte feierte den 10. Geburtstag und einige Sambamädchen und "batterias" (Trommler) feierten den Sieg der erfolgreichen Südamerikaner in der WM, aber auch die deutsche Herrenrasse gab sich, zumindest was Gregöle und Lautstärke sowie Alkoholpegel anbelangt, sich keineswegs geschlagen. Einige Fans mit türkischen Flaggen erinnerten daran, das TR immerhin 3. wurde. Dazwischen ein paar verstörte intellektuelle Filmfans wie ich, die sich den Weg durch die tanzenden und saufenden Massen in die Kinos suchen mussten....
Jedenfalls ein kurzweiles Vergnügen !


Rue de Plaisiers

Patrice Leconte, der mich mit so wunderbaren Filmen wie "der Mann der Friseuse" und "Die Frau auf der Brücke" restlos begeisterte, präsentierte seinen neuesten Film auf dem Münchner Filmfest.
Es ist die Geschichte eines Freudenhauses kurz nach dem 2. Weltkrieg, ein Junge, der dort geboren wurde "
Petit Louis" kümmert sich aufopferungsvoll um Marion. eine Liebesdienerin, wird in viele turbulente Geschichten verstrickt und besorgt ihr sogar den passenden Mann zum Heiraten, ermuntert sie in Shows aufzutreten. Am Schluss wird sie und der Ehemann von einem dubiosen Rumänen erschossen.
Das Star-Model Laetitia Casta spielt die Marion.
Was mich störte, war ein viel zu rasanter, ja hektische Schnitt, der es
mir verunmöglichte so mitzuweinen bzw. mitzufühlen wie in den o.a. Filmen, auch ist die Story zu gekünstelt.

Anderseits komponiert Leconte wieder traumhaft schöne Cinemascope-Bilder (also echtes Kino, kein Fernsehformat) und ästhetisiert das älteste Gewerbe der Welt, zeigt dass es sich dabei um richtige Frauen aus Fleisch und Blut und manchmal auch mit Herz handelt.

Leconte, der sich der Diskussion stellte,  gab allerdings zu, dass der Film in Frankreich ein katastrophaler Flop ist....
** 1/2 für exzelle
nte Kamera, leider ist der Film bei weitem nicht so bewegend wie die beiden o.a. Meisterwerke. Schade.


 
1945. Petit Louis a grandi au milieu des filles du Palais Oriental, maison close qui va bientôt fermer. Il tombe amoureux de Marion, nouvelle arrivée dans la maison. C'est sans aucun doute la femme dont il pourra s'occuper toute sa vie. Malheureusement, Marion est triste et Petit Louis se rend compte qu'il ne suffira pas à son bonheur. Il recherche alors l'homme qui saura la rendre heureuse.

Text München:
Mit viel Liebe zum Detail taucht der gallische Filmemacher in ein Pariser Bordell des Jahres 1945 ein. In dem kurz vor der Schließung stehenden „Oriental Palace“ arbeitet auch Kurtisane Marion (Laufsteg-Schönheit Lætitia Casta). Sie träumt vom Varieté - und von der großen Liebe. Genau wie Laufbursche Petit Luis (Patrick Timsit), der jedoch weiß, dass Marion für ihn immer unerreichbar bleiben wird. Also sucht er nach einem Mann, der sie glücklich machen soll... Voll süßer Melancholie erzählt Leconte die bezaubernde Geschichte einer (unerfüllten) Liebe.
 


ATANARJUAT - The Fast Runner

(ATANARJUAT) http://www.atanarjuat.com/
Kanada 2000
Regie: Zacharias Kunuk
World Cinema

Ein archaisches Drei-Stunden Epos von den Eskimos im Norden Kanadas, mit ihnen und von einem von ihnen gemacht.

Er zeigt keineswegs die heile Welt, sondern ebenfalls Mord und Eifersucht, Verstoß gegen die Stammesregeln, aber auch Versöhnung, Liebe und Problemlösungsansätze.

Leider handelt es sich um ein schlechtes FAZ eines Video, so dass die angepriesenen atemberaubenden Landschaftsbilder nicht zur Tragen kommen, das Weiß des Schnees überstrahlt und die Totalen sind einfach unscharf.
Eine Frau will nicht den heiraten, den die Eltern für sie auserwählt haben, der, den sie liebt ist schon verheiratet. Man baut einen Riesen-Iglu, um die um die Frauen kämpfenden Männer in einer Art Boxkampf mit den Fäusten zu bestimmen, doch es gibt keine friedliche Lösung.
Die schöne Atuat geht mit ihm auf Vogeljagd, und sie lieben sich in den einsamen und langen Nächten im Zelt.
Zurückgekehrt schlägt jener Mann seine wahre Ehefrau. Drei Männer ziehen aus
um die beiden rivalisierende Männer zu ermorden.
A
tanarjuat entkommt, und läuft splitternackt viele km über das auftauende Eis der Arktis, völlig erschöpft, mit zerschundenen Beinen, wird er von einem Alten gerettet und vor den Schächern versteckt.
Nach einiger Zeit kehren sie alle in das ehem. Iglu zurück, das Dorf will Vergebung und Frieden. Das deviante Paar wird dazu von den Stammesältesten ausgesto
ssen.
Die Eskimos ernähren sich fast nur vom Fleisch, das sie oft sogar roh verzehren, Walroß, Kaninchen und manche Vögel sind Delikatessen; die Felle nutzen sie als Schuhe und Kleidung.
In den Iglus schlafen sie nackt. Solche und andere Details vom fast steinzeitlichen Leben der Eskimos präsentiert der Film mit fast dokumentarischer Genauigkeit, die Jagd mit den Huskies etc. und manche uns fremde Sitten.
Für uns Stadtmenschen ist nicht alles gleich verstehbar...

Leider einige Punkteabzüge für billige Technik, sehr gut aber der Stereoton. Auch zu lang ist der Film für die doch nicht so extrem komplexe Story...
**
* trotz der fast 3 Stunden, nie langweilig ! Aber technisch nicht ganz zufriedenstellend

Text München:
faszinierende Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart verkörpert „Atanarjuat - The Fast Runner“. Der mehrfach preisgekrönte Gewinner der Caméra d’or 2001 in Cannes vereint nicht nur spannenden Thrill und kulturelles Dokument in einem, sondern ist obendrein der erste kanadische Spielfilm, der von Inuits geschrieben, produziert, inszeniert und verkörpert wurde. Regisseur Zacharias Kunuk, selbst dem in der arktischen Tundra angesiedelten Volk zugehörig, erweckt mit seinem Debüt eine mündlich überlieferte Legende seiner Urahnen zum Leben. Mit gewaltiger Bildkraft erzählt er die vor Jahrhunderten in der arktischen Wildnis angesiedelte, uralte Geschichte von Machtgier, Eifersucht, Hass und Rache. Bestechend nicht nur durch hinreißende Landschaftsaufnahmen, sondern auch überraschenden Witz.

Text Homepage:
Igloolik is a community of 1200 people located on a small island in the north Baffin region of the Canadian Arctic with archeological evidence of 4000 years of continuous habitation. Throughout these millennia, with no written language, untold numbers of nomadic Inuit renewed their culture and traditional knowledge for every generation entirely through storytelling. Our film Atanarjuat is part of this continuous stream of oral history carried forward into the new millennium through a marriage of Inuit storytelling skills and new technology.

Evil in the form of a mysterious, unknown shaman enters a small community of nomadic Inuit and upsets its balance and spirit of cooperation. The stranger leaves behind a lingering curse of bitterness and discord: after the camp leader Kumaglak is murdered, the new leader Sauri drives his old rival Tulimaq down through mistreatment and ridicule.

Years pass.

Power begins to change when the resentful Tulimaq has two sons - Amaqjuaq, the Strong One, and Atanarjuat, the Fast Runner. As the camp's best hunters they provoke jealousy and rage in their rival, Oki, the leader's ill-tempered son.

When Atanarjuat wins away Oki's promised wife-to-be, the beautiful Atuat, in a head punching competition, Oki vows to get even.

Egged on by his intimidating father, Oki and his friends plot to murder both brothers while they sleep. Amaqjuaq is speared through their tent and killed, but Atanarjuat miraculously escapes, running naked for his life across the spring sea ice.

Eluding his pursuers with supernatural help, Atanarjuat is hidden and nursed back to health by an old couple who themselves fled the evil camp years before.

After an inner struggle to reclaim his spiritual path, and with the guidance of his elder advisor, Atanarjuat learns to face both natural and supernatural enemies, and heads home to rescue his family. Will he continue the bloody cycle of revenge, or restore harmony to the community?

Atanarjuat - The Fast Runner is based on an ancient Inuit legend which takes place in the area around Igloolik. Follow the detailed story of the film in Legend on the Land while tracing the location of events on a map of the region.
 


Norbert Fink


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