Geschichte der Aktion Film

Die "Aktion der Gute Film" Österreich

Nach dem 2. Weltkrieg wurde auf Initiative des Unterrichtsministers und der Länder unter Einbeziehung der beiden Kirchen und der Sozialpartner ein Verein gegründet, der die Förderung des guten Filmes zum Ziel hatte. Damit waren Schulfilmaktionen genauso gemeint, wie die "moralische" Beurteilung des Mediums Film. Einerseits sah man in dieser Zeit nach den Erfahrungen im Dritten Reich die großen Gefahren des Missbrauches der Medien, andererseits deren attraktive Wirkung auf die Massen.
Kino war Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre das populärste Vergnügen, das sich jeder leisten konnte.
Lehrer und Schüler sollten deshalb geschult werden, das "Gute" vom "Schlechten" zu unterscheiden. Trotz einiger schulmeisterlicher Ansätze entwickelte sich die AGF unabhängig von Katholischen Filmkommission (deren Gutachten früher Basis für die Zensurbehörden waren). So konnte es durchaus vorkommen, daß aufmüpfige Meisterwerke von den einen moralisch verdammt, den anderen aber als cineastisches Meisterwerk eingestuft wurden (z.B. Fellinis "Roma" oder die frühen Bergmann-Filme).

in memoriam Prof. Kastner
Herausragendste Persönlichkeit war Prof. Kastner der viele tausende Filmkritiken schrieb.
Als ich, noch als 30igjähriger, damals den über 70 jg. weisshaarigen Mann beim Filmfestival Locarno traf, fragte er mich: "Na, Fink, wieviel Filme habens denn heute schon gesehen?". Stolz antwortete ich "schon 5!"- " Mensch sagte er, ich habe schon 7 gesehen, aber als ich noch so jung wie Sie, war hab ich bis zu 10 pro Tag geschafft!". Es versteht sich von selbst, daß er mit "Ansehen" auch das Abfassen einer für die Nachwelt brauchbaren Kritik verstand....
Prof. Kastner und Dr. Gerhartinger beim Filmclubtreffen in Grünau / Almtal Oktober 1984
 
 

Die "Aktion der Gute Film Vorarlberg"
Wurde nach dem 2. Weltkrieg gegründet und von gewerkschaftlichen und kirchlichen Jugendorgansationen getragen. Durch die Gründung einer eigenen Landesgruppe agierte die Aktion unabhängig. Sie war jedoch eingebettet in die Struktur der Aktion der Gute Film Österreich. Diese bemühte sich um Spielfilme für die Schulen , aber auch Filmclubs. Hervorragendste Persönlichkeit der AGF Vorarlberg war Dir. Wolfgang Angerer, der alle aufkeimenden Bemühungen um unabhängige Filmclubs in Vorarlberg uneigennützig unterstützte und bei den zuständigen Subventionsgebern Fürsprecher für die noch unbekannten Aktivisten war.

in memoriam Wolfgang Angerer und  Anton Einsle
Anton Einsle, war einer der Mitbegründer des Bregenzer Cineclub Zoom (1978- 88?) , welcher im damaligen Forsterkino in der Kirchgasse wöchentlich einen anspruchsvollen zeigte. Einsle hielt immer einführende Worte auf höchsten literartischen Niveau und bemühte sich auch Filmreihen der bedeutendsten Regisseure der Filmgeschichte (Bunuel, Fellini, Eisenstein...) Der Erfolg des Cineclub Zoom in Bregenz führte dann auch zur Gründung eines ähnliches Clubs durch Dr. Norbert Fink und Adrian Krois in Dornbirn, des FKC Dornbirn im Jahre 1979, der 1980 sein Programm aufnahm und bis jetzt existiert.


Aktion Film Österreich
Auch die "Aktion der gute Film" verpaßte sich in den 70er Jahren einen neuen Namen, ein neues Logo und ein moderneres Image. Sie war Informationsstelle, Filmverleih und Filmvermittler. Bedeutendste Aktivitäten - neben der schulischen Filmarbeit auf 16mm, die immer mehr von den Videokasetten verdrängt wurde - waren Fortbildungsseminare für FilmclubmitarbeiterInnen. In diesen Treffen lernten sich die Aktivisten allen Österreichischen Filmclubs kennen und koordinierten etwas ihre Aktivitäten, sichteten neue Filme und lernten von erfahrenen Filmkritikern. Absoluter Höhepunkt waren internationale Filmclubtreffen, wie sie in Konstanz, Biel, Asolo und Wels stattfanden.
Von großem Wert waren auch die Speicherung von Filmbeschreibungen.

Einige Jahre leitete die AFÖ auch die Begutachtung der zur Prädikatisierung eingereichten Filme bei der GFBK (gemeinsame Filmbewertungskommission) der österr. Bundesländer.
Nach einem Streit zwischen dem Kunst- und dem Unterichtsministerium, wer eigentlich dafür zuständig sei, wurden Subventionen gestrichen und die AFÖ musste 1996 aufgelöst werden.
Die nichtgewerbliche Filmarbeit und den Verleih übernahm der Filmladen, die Prädikatisierung wurde von der Filmwirtschaft selbst übernommen.

Aktion Film Vorarlberg

Nach dem Tode von Wolfgang Angerer wurde die Aktion Film Vorarlberg von Norbert Fink, der damals stv. Obmann der Aktion der gute Film war, neu gegründet und mit einem modernen Statut versehen, welches ohne den Mief von kirchlichen und gewerkschaftlichen Einflüssen auskam. Die alte AGF wurde inzwischen ohenhin "wegen Untätigkeit" behördlich aus dem Vereinsregister gestrichen, ihr bescheidener Besitz (eine Schreibmaschine) ging in die AFV über.
Die AFV vermittelte auch zwischen der Schweizer Cinelibre Filmreihen nach Österreich, so gab es einmal auf unsere Initiative hin Iranische Filmtage in mehreren Kinos Österreichs. Hauptaufgabe war es zuletzt, die nichtkommerziell denkenden Vereine zu unterstützen, damit weiterhin auch in unseren Kinos Filme aus aller Welt, nicht nur aus den USA, zu sehen sind. Einen gewissen Aufschwung war auch durch die Gründung der TRIGON FILM Austria in Innsbruck zu verzeichnen; immerhin gelang es Trigon-Filme im Jahre 1998 und 1999 in alle Vlbg. Filmclubs zu bringen und den Gedanken zu verbreiten. Durch eine Krise zwischen dem Stammhaus, Trigon Schweiz und der Trigon Austria, ist jedoch der Verein Trigon Austria wieder eingeschlafen; auch gelang es nicht mehr, beim Bundeskanzleramt nochmals eine Förderung für die Verbreitung von Filmen aus Ländern des Südens zu erreichen, wodurch auch der Trigon Film Austria die finanzielle Basis entzogen wurde. Im Juni 2000 erschien diese Krise wieder beseitigt - immerhin stellte Trigon beim Innsbrucker Filmfestival mehrere neuer Filme vor. Mit der Digitalisierung ab 2012 übernahm der Cinematograph-Filmverleih praktisch keine Trigon-Filme mehr in den Verleih.

Im Frühjahr 2000 beschloss die Filmkommission beim Amt der Vbg. Landesregierung - mit meiner Stimme - der AFV keine Subvention mehr zu gewähren und stattdessen den Filmclubs ihren Anteil an der AFV-Subvention direkt zusätzlich auszuzahlen. Die AFV wurde im Jahre 2000 vereinsrechtlich aufgelöst. 


last update 31.3.2015

Norbert Fink

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