wenn nicht anders angegeben ist Dr. Norbert Fink der Autor
Kritiken von Walter Gasperi finden sich
hier
(Kultur-Online - auf Filmriss weiter klicken) oder bei
Kulturzeitschrift.
bestmöglich: *****, **** = herausragend, ***= sehenswert, ** diskutabel, *
mangelhaft, # langweilig, ## = 2 Schlafkissen für besonders langweilige Filme
Hinweis - hier kritisiere ich im allgemeinen aktuelle Filme, die ich irgendwo
auf der Welt sehe, in der Regel nicht jene, die wir ins FKC- Programm
aufnehmen oder selbst schon gezeigt haben.
Beachte auch unzählige weitere Kritiken in den
Festivalberichten!
O
ptisch und akustisch ist der Film mitreissend - die fast hypnotisierende Musik von Hans Zimmer tut ihren Teil dazu - und die Kameraführung und special effects sindF, D 2014 - 84 Min - Regie: Volker Schlöndorff
mit André Dussolier und Niels Arestrup in den Hauptrollen
Es ist immer eine Herausforderung, einen Film über eine
historische Tatsache zu machen, die man kennt. Im August 1944 befahl Hitler, als
die Aliierten auf Paris vorrückten,
die einst von ihm bewunderte Hauptstadt
in Schutt und Asche zu legen. Doch der Stadtkommandant General Dietrich von
Choltitz, an sich ein sehr gehorsamer Soldat der auch in Judenvernichtungen
involviert war, verweigerte diesmal in letzter Sekunde den Befehl zur Zerstörung
der Kunstdenkmäler und gilt seither als "Retter von Paris".
Der Film lehnt nicht nur an historische Tatsachen an,
sondern basiert auf einem Theaterstück. Er ist somit weitgehend ein Dialog
zwischen zwei Männern:
dem deutschen General von Choltitz und dem
schwedischen Konsul Raoul Nordling. Nordling hatte in der Tat als Vermittler
zwischen der Resistance und Choltitz gedient.
Über eine geheime Hintertreppe mit Einweg-Spiegeln
beobachtet Nordling, wie Choltitz mit Experten bis ins Detail die Spregnung von
Brücken, der Oper, von Kirchen etc. plant. Dies würde eine Überschwemmung und
Flutwelle herbeiführen, die Paris unter enormen Verlusten der Zivilbevölkerung
zerstören sollte. Wie ein Geist taucht er in seinem Hotzelzimmer auf und will
ihn davon abbringen, verspricht ihm freies Geleit seiner Familie in die Schweiz.
Choltitz verschanzt sich hinter dem Sippenhaftung-Erlaß Hitlers,
der besagt,
dass seine Frau und vier Kinder von der Gestapo ermordert werden, sollte er
einen Befehl des Führers nicht bedingungslos ausführen.
Damit der Film aber zum Film wird, hat Schlöndorff nicht
nur einige hiostorische Aufnahmen hinzugefügt, sondern auch eine kleine
Action-Handlung eingebaut.
Der Sprengtrupp, der unter dem Parlament die
Zünder scharf machen soll, möge vor der Zündung jedoch noch den endgültigen
Befehl abwarten - doch das Telefon geht nicht und die Funkverbindung nur von den
Dächern aus. Ein französischer Experte im Team verhindert durch einen Schuss
dabei in letzter Sekunde noch, dass der Sprengtrupp trotz abgeblasenem Befehl
sein Werk vollendet.
Die Kraft des Wortes, oder wie im Titel betont, der
Diplomatie, in schwierigsten Zeiten wird hier gepriesen und hat somit gerade
jetzt wieder seine Aktualität.
***1/2 trotz Wortlastigkeit wird der
Film nie langweilig und umspannt einen Bogen von Menschlichkeit, Schutz von
Kulturgütern, Gehorsam und Gewissen bis zu den künftigen Beziehungen der
Völker nach einem Krieg.
Planet der Affen - Revolution
USA 2014, 130 Min, Regie: Matt Reeves, auch in 3D
Die österreichischen Qualitätszeitungen bedachten diesen Film teils mit der
höchsten Sternchenanzahl, Grund genug ihn mal anzusehen.
Die Menschheit hat
sich weitgehend selbst ausgerottet, ein in Labors gezüchteter
"Affen-Grippevirus" hat die Menschen fast zur Gänze ausgelöscht - treffend
symbolisiert durch die ausgehenden Lichter auf einem Satellitenbild. Den letzten
Menschen, die noch in den Ruinen von San Franzisco leben, geht aber nun
endgültig der Treibstoff und der Strom aus. Sie möchten deshalb ein
Wasserkraftwerk wieder in Gang setzen, doch dieses liegt im Gebiet der Affen,
die inzwischen intelligent geworden sind, teils schon sprechen können, sich
zumindest in einer Art Gebärdensprache mitteilen. Bei der Begegnung kommt es zu
einem Konflikt, ein Mensch verletzt den Sohn des an sich sehr pazifistischen
Affenführers Cäsar, was Scharfmacher auf Seiten der Affen zum Anlass für einen
Krieg ausnutzen wollen. Cäsar hingegen, der von den Menschen sprechen gelernt
hat, will es den Menschen erlauben, das Kraftwerk wieder zu reparieren, damit
sie wieder Elektrizität und somit Licht haben. Die Bedingung ist freilich,
unbewaffnet zu sein. Ein Mensch hält sich leider nicht an diese Abmachungen und
der Konflikt eskaliert. Auf Seite der Menschen werden die Waffenarsenale
geprüft, doch gelingt es einigen Affen, einige Waffen zu erbeuten. Der Grundsatz
der Affen "Affen töten Affen nicht!" wird bald verletzt, als Koba, der
aggressive Kriegshetzer unter den Affen die Macht ergreift und nicht nur die
Menschen, sondern auch zu Cäsar loyale Affen einsperren lässt. Was nun folgt ist
technisch hervorragend umgesetzte Action des Krieges zwischen Affen und
Menschen.
Um was es aber geht, ist zu zeigen, dass es Gut und Böse auf beiden
Seiten gibt und dass Affe und Mensch einsehen, dass sie viel gemeinsam haben,
von Zärtlichkeiten austauschen bis zum Abschlachten. Die pazifistische Botschaft
lautet, verhandelt doch, das ist besser als Krieg führen und beide Seiten können
davon profitieren, während im Krieg alle nur verlieren.
*** 1/2 eher
aus der Sicht intelligenter Affen betrachtet der Film eine Gruppe Menschen, die
eine Viruseoidemie überlebt haben und dringend zum Überleben elektrischen Strom
brauchen.
UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT
Regie: Frederik Steiner
Buch:
Barbara te Kock
Deutschland, Schweiz 2013, 103 Min, Scope.
Das Thema der Sterbehilfe ist bei uns durch die
Debatte um die Euthanasie im Dritten Reich, sowie um finanzielle
Begehrlichkeiten der Erben belastet. In Zeiten, in denen das Verbot der
Sterbehilfe in die Verfassung aufgenommen werden soll, ist deshalb ein positiver
Beitrag wichtig.
Ich
schrieb nach der europ. Erstaufführung in Saarbrücken:
Ein Film, der sogar hartgesottene Männer zum Weinen
brachte, war dem Thema Sterbehilfe gewidmet und wurde konsequent durchgezogen.
Die hübsche und lebensfrohe 22jg. Lea leidet im Endstadium an Mukoviszidose,
kann selbst mit Sauerstoff nur noch schwer atmen, bekommt immer wieder
Panikattacken. Auch ihr Bruder ist trotz einer Lungentransplantation daran
gestorben. Sie will sich selbstbestimmt die Freiheit nehmen, ein paar Wochen
früher zu sterben, bevor sie unweigerlich qualvoll erstickt. Dazu reist sie in
die Schweiz, um sich mit Sterbebegleitung von der Welt zu verabschieden. An
ihrem Geburtstag soll es soweit sein. Sie inszeniert ihr letztes Abendmahl mit
ihrer Mutter, Großmutter und Schwester, isst dabei ihr geliebtes Wiener
Schnitzel, macht ihren letzten Ausflug und sogar ihre letzte Liebesnacht mit
einem Chirurgen. Diese alle wollen sie in letzter Minute davon abbringen ihr
Leben zu beenden. Dramaturgisch spannend wird es, als sich noch in letzter
Minute eine kleine verrückte Liebelei anbahnt, oder wenn sie im Zimmer der
Sterbehospiz doch nicht sterben will, sondern in der grünen Natur.
Der zwar etwas konventionell gemachte Film mit einer
leider an die „Love Story“ erinnernden süßlichen Filmmusik (als mein einziger
Kritikpunkt) ist sorgsam recherchiert und hat durchaus heitere Pointen, die von
Betroffenen ausdrücklich gewünscht wurden.
Super-Hypochonder
F 2014, 122 min, Regie: Dany Boon.
Es geht
um Romain Faubert, 39, ledig, Photograph für ärztliche Magazine, er hat ständig
Angst vor Keimen, kann sich deshalb nicht küssen lassen, hat deshalb auch Angst
vor den harmlosesten Hunden und vor Spannteppichen. Bei der Silvesterparty
seines geduldigen Hausarztes schlägt er wild um sich, als das übliche
mitternächtliche Bussi-Bussi beginnt. Nach dem Motto "Liebe heilt alle Wunden"
versucht der Arzt ihn zu verkuppeln, was aber kläglich scheitert. Erst als er es
mit einer "Schocktherapie" versucht und ihn mit zur Flüchtlingsbetreuung nimmt
kommt die Wende. Dort verliebt er sich in die Betreuerin Anna, die Schwester des
Arztes, die ihn für einen von ihr verehrten Revolutionär und Helden hält. Was
als reines Geblödel beginnt, nimmt jedoch im Laufe der Zeit deutlich an Fahrt
auf und die Befreiungsaktion des falschen Abgeschobenen ist herrliches Kintopp
und das Happy-End gehört auch zu Filmen dieser Kategorie.
** zumindest in der zweiten
Hälfte kann man bei diesem Film herzhaft lachen (tut auch mal gut!)
Nymphomaniac Teil 2
Lars von Trier, DK, B, D, UK 2013,
124 Min. Mit Stellan Skarsgård und Charlotte Gainsbourg
Der zweite Teil
umfasst die Kapitel 6 - 8 (die Ost- und Westkirche [The silent duck], der
Spiegel und die Pistole). Wieder erzählt Joe Seligman ihre Geschichte. Da sie
beim Sex nichts mehr empfindet und "taub" am Geschlecht ist, greift sie zu
drastischeren Methoden, läßt sich auspeitschen. Dafür verläßt sie Weinachten
Mann und Kind, sie verdient ihr Geld zum Schluß mit illegalen
"Schuldeneintreibungen" und schreckt dabei vor nichts zurück. Der asexuelle
Seligmann agiert wie ein Psychoanalytiker hat zu allem weise Zitate aus der
Literatur bereit, das Erzählen der Lebensgeschichte befreit sie irgendwie. Das
Ende ist sehr überraschend. Der zweite Teil ist deutlich härter als der
erste und wirkt weniger gesprächslastig.
***1/2 die Studie über
die Nymphomanin Joe wird krasser und härter und nimmt ein unerwartetes Ende,
irgendwie ist die Geschichte jedoch schlüssig.
Nymphomaniac Teil 1
Lars von Trier, DK, B, D, UK 2013,
117 Min (gekürzte Fassung). Mit Stellan Skarsgård und Charlotte Gainsbourg
Das Gerede um den angeblich
pornografischen Film des dänischen Provokateurs ist weit spekulativer als der
Film selbst. Er beginnt mit einer Schwarzblende, man hört nur leise einige
Geräusche. Wir sehen dann Joe, eine zusammengeschlagene Frau auf der Straße
liegen, der ältere Junggeselle Seligmann hilft ihr, will Rettung und Polizei
rufen, doch sie will das nicht. Er nimmt sie mit nach Hause und sie erzählt ihre
Geschichte. Sie sei ein schlechter Mensch, weil nymphomanisch. Nun wird in acht
Kapiteln (5 im ersten Teil) , begonnen von der Geburt, über die sehr lieblose Defloration bis zum
50. Lebensjahr ihre Leidensgeschichte erzählt, wobei Seligmann alle nur
erdenklichen Assoziationen knüpft, vom Fliegenfischen bis zur Geografie.
Sexszenen kommen vor, doch sind sie sehr schnell geschnitten.
Pornografie ist die Darstellung von Sexualorganen in
Funktion und Großaufnahme zum Zwecke der Befriedigung des Betrachtenden. Weder
ein Aktfoto noch das kurze Filmen eines sexuellen Aktes sind automatisch
Pornografie. Der Film eignet sich sicher nicht als Onaniervorlage, ist also
eindeutig nicht pornografisch!
Der Film ist
ziemlich geschwätzig, es wird viel geredet, manchmal sind die Gedanken
blitzartig bildhaft dargestellt. Es wird über das Wesen der Liebe, der Lust und
des Verlangens gesprochen, manche philosophischen Betrachtungen erinnern an die
68er-Revolution („wer zweimal mit der
Gleichen pennt, gehört schon zum Establishment!“) und es wird scharf
zwischen Sex und Liebe unterschieden.
*** interessante Studie über das Leiden einer
Nymphomanin, typischer Stil von Lars von Trier mit vielen Assoziationen.
Das radikal
Böse
Stefan Rudowitzky, D, A 2013, 96 Min.
Der Dokumentarfilm mit nachgespielten,
nachgesprochenen und nachkolorierten Szenen versucht mit Mitteln der klassischen
amerikanischen Sozialpsychologie nachzuvollziehen, warum es so leicht möglich
war, dass normale Wehrmachtssoldaten jüdische Menschen, darunter auch Kinder und
Frauen von Angesicht zu Angesicht erschossen haben. Nun, einigen wurde dabei
schlecht, doch alle meinten für das Wohl des Deutschen Volkes etwas Gutes zu
tun. Effizienter war dann schließlich die industrielle Massenvernichtung in den
KZ.
Etwas Bedenken habe ich, dass dabei ausgerechnet Amerikaner ihren
Kommentar dazu abgeben müssen, waren doch viele Verbrechen der letzten
Jahrzehnte (Pinochet, Guantanamo etc.) von ihnen ausgegangen. Auch das
Stilmittel, Szenen nachzustellen bzw. Docs zu faken bzw. Nazi-Wochenschauen
einzufärben, dienen nicht dazu die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, obwohl ja niemand
an den Tatsachen zwiefeln wird. So wird der Film eher zu einer Vorlesung in
Sozialpsychologie: das Milgram- Experiment, Standford-Prison Experiment,
das Asch´se Konformitätsexperiment usw. werden zur Erklärung herbeigezogen, ja
wird den Nazis die Intelligenz unterstellt, die Ergebnisse dieser Experimente
(die erst später gemacht wurden) klug für sich ausgenutzt zu haben.
Dass dann im Nürnberger Prozess die Amerikaner ihre Urteile kaum
vollstreckten (viele zum Tode verurteilen Naziverbrecher kamen nach einigen
Jahren frei) wird allerdings auch gezeigt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_radikal_B%C3%B6se_%28Film%29
***
Harter Film über die Massenerschiessungen von Juden im Osten, der mit viel
Sozialpsychologie zu erklären versucht, wie leicht es war, diese schmutzige
Arbeiten "freiwillig" von normalen Soldaten ausführen zu lassen.
12 Years A Slave
USA, GB 1013; 134 Min. Regie: Steve McQueen,
Buch:John Ridley; Musik: Hans Zimmer
Im Jahr 1841 lebt der Geigenspieler
Solomon Northup als ein freier Afro-Amerikaner, Ehemann und Vater von zwei
Kindern in der Nähe von New York. Als seine Frau und die Kinder für ein
paar Wochen zu einem Job fahren, nimmt auch er bei einer Art Zirkus einen
lukrativen Auftag an, wacht jedoch eines Morgens verkatert und in Ketten auf,
wird in die Südstaaten verschleppt und als Sklave verkauft. Er muss verleugnen
Lesen und Schreiben zu können, sein Geigenspiel wird aber teilweise doch
geschätzt, vor allem von seinem ersten Besitzer Ford, der ihn Platt nennt, aber
seine Intelligenz schätzt. Wegen Konflikten mit seinem eifersüchtigen Aufseher
wird er an den wesentlich brutaleren Epps verkauft, auf dessen Baumwollplantage
die Peitsche regiert. Die tüchtige Skalvin Patsey, die Epps auch begehrt,
ist aber dessen Frau ein Dorn im Auge und wird deshalb grausam ausgepeitscht.
Platt muss viele Qualen und Demütigungen auf sich nehmen. Hoffnungen keimen auf,
als ein Sklavengegner aus Kanada auftaucht...
Für einen US-Film gibt es viele
langsame Einstellungen, wunderschöne Naturaufnahmen kontrastieren mit der
grausamen Handlung. Genauso wichtig wie bei uns die Gräuel der Nazizeit nie
vergessen werden dürfen, muss auch in den USA das dunkle Kapitel der Sklaverei
endlich aufgearbeitet werden.
**** Zwar erzählt der Film nichts wirklich Neues,
dennoch ist die wahre Geschichte überfällig für eine Verfilmung gewesen. Ganz
fantastisch auch die Filmmusik von Hans Zimmer.
Akte Grüninger
- die
Geschichte eines Grenzgängers
CH, F 2014, 90
Min, schwyzerdt. OmU. , Dolby 5.1.
Regie: Alain Gsponer (SRF/SSR/Arte)
Bereits 1997 drehte Richard Dindo über den St. Galler
Polizeipräsidenten einen Dokumentarfilm, der damals auch bei uns gezeigt wurde.
Paul Grüninger sah bereits 1938, welches Schicksal die
Juden im Deutschen Reich, zu dem nun auch Österreich als "Ostmark" gehörte,
erleiden mussten und wusste von der Existenz des KZ Dachau.
Er half in
Zusammenarbeit mit der israelitischen Gemeinde in der Schweiz den Juden, sorgte
für Unterkünfte in einer leer stehenden Fabrik oder Familien. Auch der Schweizer
Konsul in Bregenz stellte großzügig Visas aus. Dies war jedoch dem offiziellen
Bern ein Dorn im Auge. Mit 19.August 1938 machte die Schweiz die Grenze dicht
und erklärte, dass ein religiöses Bekenntnis kein Grund für politisches Asyl
sei. Dennoch riss der Flüchtlingsstrom nicht ab und Bern suchte nach den
Schuldigen. Der illegale Grenzübertritt fand dabei am Alten Rhein zwischen
Hohenems und Dipoldsau statt. Zuerst wurden zwei kleine Polizisten verhaftet, am
Schluss auch Polizeipräsident Grüninger. Ihm wurde Urkundenfälschung
vorgeworfen, weil er Asylanträge vordatiert hatte. Soweit die historischen
Fakten.
Der Film beginnt mit der Bahnfahrt nach Hohenems (leider völlig
falsch gedreht, es handelt sich um knallrote Schmalspur-Wagen der Zillertalbahn
mit Schmalspur-Dampflokomotive mit Bosna-Kupplung, bereits 1927 wurde die
Bahnstrecke bis Bregenz mit Normalspur elektrifiziert!). Die aus Wien
flüchtenden Juden treffen den Schweizer Konsul, der ihnen zwar keine Visas mehr
ausstellen kann, aber den Fluchtweg in die Schweiz zeigt.
Größtes Manko des
gut gemeinten Filmes ist jedoch, dass Gsponer eine frei erfundene Figur
einsetzt, den Ermittler Frei. Dieser sorgt im Film für Spannung und macht eine
beachtliche Wandlung vom "Kettenhund Berns" zum mitfühlenden Helfer mit. Der
Film zeigt Grüninger als braven Privatmann mit Frau und Tochter und als Retter
der Juden, der als FDP-Mitglied bei den Schweizer Solzialdemorkaten, die
ebenfalls eine humane Flüchtlingspoloitik vertraten, sich schwer tut die
Stimmung im Parlament zu beeinflussen. Auch in der Schweiz gab es Antisemitismus
und man befürchtete, diese nehme deutsche Ausmaße an, wenn noch mehr Juden
herein kommen würden. Auch hofften die Schweizer, die Flüchtlinge würden bald
weiter reisen, was aber nur selten der Fall war.Auch lässt sogar der
Abspann offen, wieviele der nach Verhaftung Grüningers aufgelisteten Juden in
den sicheren Tod ins Deutsche Reich zurückgeschickt wurden bzw. doch in der
Schweiz bleiben durften.
***
Der Spielfilm über den St. Galler Polizeikommandanten Grüninger, der bis
zu 3000 aus dem damals zum Deutschen Reich gehörenden Vorarlberg in die Schweiz
flüchtenden Juden das Leben rettete, baut seine Dramaturgie über eine frei
erfundene Figur eines Ermittlers auf und läßt dadurch den eigentlichen Helden
etwas blass erscheinen.
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