Alpinale
2012 Nenzing
das regionale Kurzfilmfestival
Noch nie erreichte Ernsthaftigkeit
Es war mir leider nicht vergönnt, die gesamte Alpinale besuchen zu können,
umso mehr freute ich mich auf die beste Auswahl, nämlich den Siegerabend.
Großes Glück hatten die engagierten Veranstalter heuer mit dem Wetter: alle
Aufführungen konnten Open-Air stattfinden und waren bestens besucht.
Wie ich schon auf der Diagonale Graz feststellen konnte, ist heuer die
Thematik von Menschen mit Behinderungen, Krankheiten, Alter etc. ein
unverkennbarer Trend.
So auch bei der Alpinale. Diese etwas schwierigen Themen trugen ganz wesentlich dazu
bei, dass die Alpinale heuer ein außerordentliches Niveau erreichte.
Sechs goldene Einhörner wurden in den Kategorien „Publikumspreis“, „Bester
Kurzfilm Animation“, „Bester Kurzfilm Hochschule“, „Bester Kurzfilm
International“, „Preis der Jury“ und „Bester Kinderfilm“ vergeben, zudem wurde
die beste Einreichung aus dem Ländle (v-shorts) ausgezeichnet. Eine
internationale Fachjury (António Costa Valente, Franka Giesemann, Jasmin Rischar,
Jenny Bräuer und Susan Gordanshekan) stellte bei der Preisverleihung am Samstag
Abend die Siegerfilme vor.
Filmbilder finden sich hier.
Bester
Kurzfilm Hochschule: Hatch (gemeint: die Babyklappe)
Regie: Christoph Kuschnig, Österreich 2012, 18:46 Min.
In der ersten Szene sehen wir, wie ein junger Mann einen Ladendiebstahl
begeht und knapp den Verfolgern entgeht. Er stahl Babywindeln! Die illegalen
Einwanderer in Österreich sehen keine Chance, mit dem Baby zu überleben und
auf sein Betreiben hin, bringen sie es in ein Kloster, das eine "Babyklappe"
eingerichtet hat. Dort beobachtet ein Mann das Geschehen und raubt das
Kind wieder. Er lebt in einer homosexuellen Partnerschaft und darf kein Kind
adoptieren. Sein Partner, der zwar den Kinderwunsch mit ihm teilt, überzeugt
ihn, das Baby wieder zurückzubringen. Der Nachspann belehrt uns, dass dies
Fiktion sei, eine echte Babyklappe lässt sich nicht wieder öffnen.
**** zwei brisante Themen werden hier spannend ineinander verwoben.
Bester Kurzfilm Animation: Edmond Was A Donkey
Regie: Franck Dion, Frankreich 2012, 15:00 Min., fr.OF mit eUT. (arte-Co-Produktion)
Ein kleinwüchsiger Ausssenseiter wird gehänselt, in dem ihm Eselsohren
aufgesetzt werden, doch er findet Gefallen daran und fühlt sich wirklich wie
ein Esel, als er ihm Zoo mit einem Esel schläft, wird er in die Psychiatrie
eingeliefert...
**** herausragende Animation zum Thema Intoleranz und Ausgrenzung.
Preis der Jury: Guang
Regie: Quek Shio Chuan, Malaysia 2011, 16:00 Min.
Guang ist Asperger-Autist, sucht verzweifelt nach einem Glas, das im Klang
die Note B6 wiedergibt, alle seine Versuche, sich bei einer Firma zu
bewerben, scheitern, sein Bruder kann ihn kaum noch ernähren und reagiert
verärgert.
**** einfühlsam erleben wir die eigenartige Welt eines Autisten in Malaysia,
seine Tiefen und seine Glücksmomente.
Publikumspreis: Mädchenabend (arte-Co-Produktion)
Deutschland 2011, 16:43 Min., Regie: Timo Becker
Wir befinden uns in einem strengen deutschen Seniorenheim. Zwei Frauen büxen
aus, einmal noch möchten sie etwas Erotisches erleben und gehen in einen
Männer-Strip. Es wird ihr letzter gemeinsamer Abend werden.
**** auch hier geht es um das Thema Selbstbestimmung vs. noch so gut
gemeinte Bevormundung.
Manuela Mylonas
brachte eindeutig mehr Profil und Professionalität in die Alpinale.
Vor den Filmen
gab es kurze Statements "wie ich als Kind Kino erlebte"- hier Michael Wieser,
der den Kinderfilm in die Alpinale brachte.
der beflaggte Ramschwagsaal in Nenzing.
Norbert Fink (nobi-ät-fkc-punkt-at), Dornbirn, 11.8.12