Eindrücke von der Alpinale 2008
von Dr. Norbert Fink
Heuer war das Wetter auf der Alpinale immerhin so, dass "nur" 3 Abende
verregnet waren und im für Kino nicht optimal geeigneten Ramschwagsaal
stattfinden mussten. Weiterhin sind die Notbeleuchtungen störend hell und das
Bildformat nicht immer korrekt.
Ich wählte den verregneten Freitag Abend für einen Besuch. Rund 60 Gäste
waren anwesend.
Was die Technik anbelangt, wäre einiges noch zu optimieren, erstens störte eine
breite Naht auf der Leinwand, die in der Mitte einen hellen vertikalen
Streifen hinterließ.
35mm Filme wurden nicht optimal scharf gestellt, ausgerechnet die Bildmitte war
unscharf - und formatrichtig war es auch nicht immer, so blieb die Wahl für den
Vorführer entweder die Untertitel zu verdecken oder die Köpfe abzuschneiden!
Komischerweise gibt es noch Filme im Format 1:1,66 obwohl auch das Fernsehen im
HD-Zeitalter schon auf Breitbild umgestellt hat.
Was die Helligkeit anbelangt, war Videoprojektion und 35mm kaum zu
unterscheiden. Doch auch hier eine Enttäuschung, der letzte als HD (= full High
Definition 1920 x 1080) angekündigte Film war nicht von den anderen Videos zu
unterscheiden und wies keine HD-Qualität auf! War auch hier der Vorführer sehschwach und stellte nicht ganz
scharf oder packte es der Beamer nicht? Oder hatte man kein HD-taugliches
Abspielgerät??
Die Tonqualität war in konventionellem Stereo und nicht im
heute üblichen 5.1. Dolby Digital, was man aber aus Kostengründen verstehen
kann.
Von den 11 gezeigten Kurzfilmen haben mir 5 ganz besonders gut gefallen.
LE PEAU DURE (Thick-skinned)
zeigte, wie ein 12 jg. Junge, der von seinem Vater vernachlässigt wird imstande
ist, einen Nachbarsbuben aufzuhängen.
Interessant auch einfache, aber eindrückliche Animation über Lösegelderpressung
WHAT`S NEXT?.
Als überzeugter Nichtraucher dreht es einem in
LA CITÈ RADIEUSE (The Radiant
City) die Lunge um, Kinder werden in diesem Science-Fiction-Film schon als
Kinder zum Rauchen erzogen, Nichtraucher müssen wegen des allgegenwärtigen
Qualms Gasmasken tragen und werden diskriminiert. Als sich Lucie in den
professionellen Raucher verliebt, entschließt sie sich behandeln zu lassen, um
auch Raucherin werden zu können. Es wird (fiktiv) behauptet, im Rauch stecke
viel Energie.
Romain Raynaldy erklärte dem verblüfften Publikum, er sei auch Nichtraucher.
Doch als er auf einem Flughafen einmal so eine winzige, total verqualmte
Raucherinsel gesehen habe, habe er sich für mehr Toleranz entschieden... Eine
originelle Idee auf jeden Fall und in schwarzweiß effektvoll umgesetzt, auch
wenn ich die Ansicht des Filmemachers nicht teilen kann.
Sehr witzig war der russische Beitrag
TAG, ein Mann wird von seiner Freundin nackt aus der Wohnung
geworfen und sucht in den Gängen des Wohnblocks eine Lösung. Ein Liebhaber kommt
früher als erwartet zu einer Frau nebenan und der Nackte schmuggelt sich in die
Wohnung, wird der unsichtbare Dritte. Er stielt dem anderen Mann die Kleidung
und zieht sie an, als er ihn hört und ihn verfolgt, landet dieser
ebenfalls nackt auf dem Flur. Seine Freundin kann ihm die Tür nicht öffnen, denn
er hat sie bei Sexspielchen ans Bett gefesselt....
DAS BABY ist ein Horrorfilm in
einem Spital. Alles scheint normal, eine Frau bekommt ein gesundes Kind, doch
immer mehr Agenten und düstere Personen beschatten sie. Letztlich soll sie die
einzige Frau gewesen sein, die auf der ganzen Welt an diesem Tag ein Kind
bekommen hat... etwas mysteriöses muss in der Welt passiert sein.
Alles in allem durchaus ein lohnenswerter Filmabend mit den leider seit Jahren
auf der Alpinale üblichen Unprofessionalitäten !